Diebesgut-Ausstellung Einbruchsopfer werden fündig

BAD GODESBERG · Wiedersehen macht Freude - dieses Motto galt am Freitagnachmittag für viele Besucher der Bad Godesberger Polizeiwache an der Zeppelinstraße. Berge von mutmaßlichem Diebesgut hatte die Polizei in einer Garage zusammengetragen.

 Ein Nebengebäude der Bad Godesberger Wache hatte die Polizei mit mutmaßlichem Diebesgut gefüllt. Viele Besucher fanden vermisstes Eigentum wieder, andere hingegen nicht.

Ein Nebengebäude der Bad Godesberger Wache hatte die Polizei mit mutmaßlichem Diebesgut gefüllt. Viele Besucher fanden vermisstes Eigentum wieder, andere hingegen nicht.

Foto: Ronald Friese

Und bereits kurz nach Eröffnung der ungewöhnlichen "Ausstellung" hielt manch ein Godesberger sein rechtmäßiges Eigentum in den Händen. Wie berichtet, war der Polizei ein 34-jähriger Mann ins Netz gegangen, der im Verdacht steht, eine Serie von Kellereinbrüchen in Pennenfeld und Rüngsdorf verübt zu haben.

Sämtliche Gegenstände, die potenziell aus seinen Raubzügen stammen könnten, trugen die Beamten um Kommissariatsleiter Manfred Schubert zusammen und luden Einbruchsopfer kurzerhand zur Besichtigung ein. Als eine der ersten wurden am Freitag Renate und Rüdiger Schwarz aus Rüngsdorf fündig: "Das sind ja meine Geräte", entfuhr es dem älteren Herrn, als sein Blick in die Ecke mit dem Werkzeug schweifte. Insgesamt sechs Gegenstände waren ihm vor einigen Wochen aus seinem Keller in einem Mehrfamilienhaus gestohlen worden. Nun hat er immerhin die Hälfte wieder: einen Winkelschleifer, einen Bandschleifer und eine Fräse.

Jubeln konnte wenig später auch Schwarz' Nachbarin Marianne Horling. "Ich freue mich riesig", sagte sie und legte ihre wiedergefundene Perlenkette direkt an - musste sie dann aber doch noch einmal abgeben, weil die beiden Kommissaranwärterinnen Jana Wilwerscheid und Nadine Feller und ihr Kollege Severin Walgenbach mit dem Protokollieren der Aussagen kaum nachkamen. Sie ergänzen die bisherigen Ermittlungsergebnisse nun um Eigentumsnachweise wie Einkaufsbelege, Betriebsanleitungen oder Fotos - so wie im Falle von Marianne Horling: Auf einem Bild, das sie mit zur Wache gebracht hat, trägt sie eben jene Perlenkette.

Karin Mauel indes hatte eine Pelzkapuze mitgebracht. Der dazugehörige Mantel hing bis vor kurzem neben einigen anderen in ihrem Keller, wo die "Erbstücke" vor einigen Wochen verschwanden. Jetzt kann sie sie wieder tragen, die Polizei macht's möglich. "Zugegeben, es geht mir vor allem um den ideellen Wert, aber ich freue mich sehr darüber, dass sie wieder da sind", sagte sie strahlend.

An der Konstantinstraße waren offenbar die Keller eines Acht-Parteien-Hauses mit zwei Eingängen von dem Einbrecher heimgesucht worden. "Das Problem ist, dass in einem Mehrfamilienhaus die Eingangstür zur Straße selten abgeschlossen ist und dies aus Sicherheitsgründen auch nicht gewünscht wird", schildert eine betroffene Dame die Situation, aufgrund derer es dem Täter leicht gemacht wurde, sich mit einem Schraubenzieher Zugang in den Hausflur zu verschaffen.

"Wir wollen uns jetzt ein so genanntes Panikschloss anschaffen, das sich nur von innen öffnen lässt", ergänzt sie. Denn vom Hausflur, so scheint es, hatte der Täter dann Keller für Keller aufgebrochen, die Räume eingehend unter die Lupe genommen und sich hier und da die besten Sachen herausgesucht. Zwischen Musikinstrumenten und Silberbesteck fanden sich am Freitag auch Briefmarken und ein privates Fotoalbum aus dem Krieg.

Der 34-jährige Tatverdächtige, der dem Vernehmen nach selbst ebenfalls in Bad Godesberg wohnen soll, ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Wie der General-Anzeiger auf Nachfrage erfuhr, hat er zu den Vorwürfen bislang geschwiegen. Haftgründe wie Fluchtgefahr liegen jedoch nicht vor.

Allerdings scheint die Beweislast gegen ihn seit Freitag deutlich schwerer zu wiegen. Denn neben dem Ziel, die Gegenstände wieder in die Hände ihrer rechtmäßigen Eigentümer zurückzuführen, verfolgt die Polizei mit der jüngsten Aktion auch den Zweck, dem mutmaßlichen Täter den Diebstahl nachzuweisen. Und für eine ganze Reihe an Asservaten haben am Freitag die Eigentümer ihren Anspruch geltend gemacht.

Die Polizei sah sich gestern in ihrer Entscheidung für die Form der Ausstellung bestätigt: "Wir machen so etwas nicht zum ersten Mal, in dieser Dimension ist es aber schon ein Novum", sagte Polizei-Pressesprecher Frank Piontek.

Bei bisherigen Veranstaltungen hatte der Schwerpunkt auf Schmuck gelegen. Eher selten sei es auch, dass Tatzeiträume und Aktionsradius derart eng konzentriert sind. Ein Umstand, der die gestrige Polizeiaktion nicht zuletzt zu einem munteren Nachbarschaftstreff machte. Auch weiterhin nimmt die Polizei Meldungen von Einbruchsopfern entgegen.

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