Projekt "Deutsch plus" Ein erster Schritt Richtung Beruf

Bad Godesberg · Der Verein Ausbildung statt Abschiebung hat die ersten Urkunden seines Projekts „Deutsch plus“ an Flüchtlinge überreicht. Diese hoffen jetzt auf bessere Chancen im Arbeitsleben.

 Geschafft! Die Absolventen unterschiedlicher Jahrgänge erhalten zum Abschluss ihres Kurses Urkunden mit einer Art Bewertung.

Geschafft! Die Absolventen unterschiedlicher Jahrgänge erhalten zum Abschluss ihres Kurses Urkunden mit einer Art Bewertung.

Foto: Ronald Friese

In Mustafas altem Leben hat jeder Tag einen anderen Rhythmus gehabt. Seine Schafherde hat das nicht gestört. In seiner neuen Heimat sind hingegen Disziplin und Pünktlichkeit gefragt. „Manchmal war es schon schwierig, um 6 Uhr in Ippendorf aufzustehen, damit ich um 8 Uhr im Deutschkurs in Godesberg sitze“, sagt der 17-jährige Afghane. Am Montag erhielt er als einer von 48 Teilnehmern des Projekts „Deutsch plus“ in den Räumen des Vereins Ausbildung statt Abschiebung (AsA) eine Urkunde. Er hat die Sprache gelernt und – ebenfalls wichtig – Zuversicht gewonnen.

„Wir haben seit Januar sechs Kurse parallel angeboten mit insgesamt 104 Teilnehmern aus 13 Herkunftsländern“, sagte Projektleiterin Babette Loeven. Dass nicht alle Urkunden erhielten, hat erfreuliche Gründe: „Manche haben zwischenzeitlich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) begonnen, ein Praktikum oder einen Schulplatz gefunden oder sind in einer Einstiegsqualifizierung für eine Ausbildung“, so Loeven.

Seit Januar 2016 gibt es 104 Absolventen

Bei der Arbeit mit den jungen Flüchtlingen setzt das Team, das neben Loeven noch aus Daniel Schreiner, Christine Schulten und Ehrenamtlichen für Einzelstunden besteht, auf unterschiedliche Module. „Für die Minderjährigen bieten wir eine Art Überbrückung bis zu einem Schulbesuch an“, so Loeven. Für alle gibt es die Möglichkeit zu Kunstworkshops und Werkstattarbeit. Bei Volljährigen gehe es darum, durch Sprachkurs plus Praktikum oder FSJ eine Ausbildungsreife herzustellen. Dafür sei aber auch der Status der Flüchtlinge entscheidend.

„Geduldet“ wird Sofija aus Serbien in Deutschland seit fast zwei Jahren. Die 20-Jährige ist eine von sechs jungen Frauen, die beim Projekt mitgemacht haben. Gab es Probleme mit den Jungs, mit den vielen Kulturen? „Nein, wir haben uns echt gut verstanden und sind gerne gekommen“, sagte auch Sofia in gutem Deutsch. Die gelernte Friseurin muss hier noch einmal von vorne anfangen, mit einem Praktikum in Bornheim. Sie würde gerne Neues ausprobieren, weiß aber noch nicht was.

Ein Gefühl von Stolz

Einen Schritt weiter ist da ihre Freundin Viosana aus Albanien. Seit acht Monaten macht die 23-Jährige ein FSJ in einem Bornheimer Altenheim. „Ich möchte sobald wie möglich die Ausbildung zur Altenpflegerin starten“, sagte Viosana freudig. Dass der Verein das Projekt starten konnte, liegt neben engagierten Machern vor allem an den Sponsoren Care, VR-Bank, Lions-Club Bonn-Bad Godesberg, Total hilft und die Lieselotte-Peipers-Stiftung. Viele hatten Vertreter zur Übergabe gesendet. Diese war feierlich und sehr herzlich. Dass sich Schüler und Lehrer umarmen, sieht man sonst nicht allzu oft.

Der 16-jährige Ahmad hat nun Schwarz auf Weiß, dass er „komplexen Themen folgen und sich gut ausdrücken kann“. Zudem war er regelmäßig und pünktlich da. Was er gerade fühlt? „Stolz.“

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