Ako-Theater Ein Höllenritt mit sechs Mephistos

BAD GODESBERG · Faust, der große Goethe-Held (gespielt von Anno von Heimburg), klemmt hilflos eingezwängt in einem engen Rahmen. "So tauml ich von Begierde zu Genuss, und im Genuss verschmacht' ich nach Begierde", so die Qual seines sinnlosen Lebens.

 Faust und seine Gegenspieler: Die Ako-Schauspieler bringen eine sehenswerte Produktion auf die Bühne.

Faust und seine Gegenspieler: Die Ako-Schauspieler bringen eine sehenswerte Produktion auf die Bühne.

Foto: Ronald Friese

"Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt. Nichts Abgeschmackters find' ich auf der Welt als einen Teufel, der verzweifelt", macht sich da Fausts Widerpart Mephisto diebisch über den Scheiternden lustig.

Gleich dreifach wippt, lacht und triumphiert das blutrot gekleidete Wesen in dieser neusten Theaterproduktion des Aloisiuskollegs auf dem erbärmlich gefangenen Erdenwurm herum. Regisseur Christopher Haep schickt gleich mehrere Mephistos (Franziskus von Strachwitz, Kathrin Pape, Charlotte van Ackeren) ins Gefecht mit dem berühmten tragischen Helden: Auf der nur mit Holzrahmenelementen bestückten Bühne werden insgesamt sechs Teufel ihren Veitstanz veranstalten, um schließlich Fausts Seele zu erringen.

"Mephisto spricht im Stück ja von sich auch im Plural. Der Teufel, das sind also Legionen, die sich vom Geschlecht und ihrer Art nicht zuordnen lassen", erläutert Haep sein Konzept, das ansonsten ganz nah am dichterischen Text bleibt. Und so lungern die Roten auch zweieinhalb Aufführungsstunden lang feixend auf der Bühne oder im Publikum herum, bis sie wieder sprachlich ihre Messer wetzen.

Der Duktus des Dichters packt noch genauso wie bei der Entstehung vor über 200 Jahren. "Die Schüler haben sich erst einmal in den Goetheschen Blankvers einhören müssen. Seither läuft das Sprechen relativ leicht", kommentiert Haep. Faust, das sei das Stück der Stücke. Das sei Welttheater. "Da gibt es alles, viel Tragik, unglaublichen Witz, große Gefühle, große Theorien und Ideen", schwärmt der Regisseur und Internatsleiter nach dreieinhalb Monaten Proben mit seinen 50 Schülern.

Für Schauspieler sei der Faust eine sagenhafte Herausforderung, ihre Rollen zu entwickeln. "Ein unglaublich dankbares Stück: für die Bühnentechnik, für Kostüme, für die Kulisse. Die ganze Welt des Theaters entfaltet sich", meint Christopher Haep. Das Theaterplakat zeigt einen Jugendlichen, wie er die rote Faust provozierend ins Licht reckt. Faust, das sei ein ganz zerrissener Mensch, meint Arthur Abs, der den alten Faust spielt. "Heute würde man sagen: Der steckt in der Midlife-Crisis. Der sucht nach dem Sinn des Lebens." In den Proben habe sich das Stück langsam immer weiter geformt. "Alles wuchs zusammen. Das Ensemble begann, miteinander zu agieren. Das wird auf jedem Fall etwas ganz Großes", ist sich der Hauptdarsteller sicher.

Er wird sich von den schmierigen Mephistos mit klebrigen Worten Orgien aller Genüsse versprechen lassen. Er wird schließlich alternd in eine ebenso berechnende wie tragische Affäre mit dem unschuldigen Gretchen (Vivienne Wendels) hineinsteuern - und auf seinem Höllenritt trotzdem vor Langeweile sterben. Wie heißt es in der Einleitung, die Haep gewinnbringend spielen lässt: "Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage des Lebens labyrinthisch irren Lauf." Eine hervorragende Produktion setzt das junge Ako-Team damit auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

Drei Aufführungen gibt es in der Ako-Kollegskirche: Freitag, um 19 Uhr; am Samstag, 5. Dezember, um 16.30 Uhr sowie am Sonntag, 6. Dezember, um 17 Uhr.

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