Bad Godesberger Bahnhof Ein Bahnhof zum Weglaufen

MEHLEM · Anzeigetafeln statt Zugansagen per Lautsprecher - das ist die neue Devise der Deutschen Bahn. Wie berichtet, wird seit Anfang des Jahres sowohl am Bad Godesberger wie auch am Mehlemer Bahnhof auf die Ansage regulär eintreffender Züge verzichtet.

Lediglich Unregelmäßigkeiten oder durchfahrende Züge werden angesagt. Die Koordination der Mitteilungen wird zentral über den Bonner Hauptbahnhof gesteuert.

Jetzt erklärte ein Bahnsprecher: "Die aktuelle Zugeinfahrt wird durch die Zugzielanzeiger an den Bahnsteigen angezeigt." Doch es gibt ein Problem: Nicht immer funktionieren die elektronischen Tafeln einwandfrei - wie aktuell am Bahnhof in Mehlem. Am dortigen Bahnsteig 2 ist seit Mitte Dezember die Anzeigetafel defekt.

Großer Schaden durch Vandalismus

In einem Schreiben des Bahnhofsmanagements Bonn, das dem GA vorliegt, heißt es: "Leider waren hier Vandalen am Werk, die einen immens großen technischen und finanziellen Schaden verursacht haben." Dass die Anzeige seit längerem defekt ist, sei bekannt. Die Instandsetzung habe sich jedoch aus "Gründen der Ursachenforschung" verzögert. Das bedeute allerdings keine Suche nach Schuldigen, die die Kosten übernehmen. "Den Schaden zahlt die Deutsche Bahn", so ein Bahnsprecher auf Anfrage.

Auf die Mängel reagiert nun auch die Bad Godesberger CDU, die mit einem Antrag in der Bezirksvertretung die Stadtverwaltung auffordert, sich unverzüglich mit der Deutschen Bahn in Verbindung zu setzen, damit die Mängel behoben werden. Es sei "unverständlich, dass dieser Zustand seit Monaten seitens der DB hingenommen und nicht behoben wird", schimpft Ratsmitglied Jan Claudius Lechner. Er schlägt vor, die defekte Anzeigetafel um 180 Grad zu drehen, so dass die Fahrgäste wenigstens die intakte rückwärtige Anzeige lesen können.

"Für die Reparatur und die erwähnte 180-Grad-Drehung wurden Angebote eingeholt, die noch bewertet werden müssen", berichtet der Bahnsprecher. Auch die auf den ersten Blick defekt wirkende und mit Plastikfolie verhangene Uhr auf Gleis 1 ist Teil der Auflistung dringender Reparaturen. Doch die Bahn erklärt die Folie so: "Die Uhr an Gleis 1 wird in Kürze abgebaut. Sie ist dort wegen der Anzeigetafeln nicht mehr erforderlich."

In dem Antrag, über den die Politik auch die Bonner Behindertengemeinschaft informierte, weist die CDU-Fraktion außerdem auf die Einschränkungen für sehbehinderte Menschen hin. Man wolle "nicht stillschweigend akzeptieren, dass sehbehinderte Fahrgäste schlechter oder seltener informiert werden als dies bislang am Bahnhof Mehlem der Fall war".

Einige Fahrgäste am Bahnhof in Mehlem halten es dagegen für "zu vernachlässigen", dass am Bahnhof keine Ansagen mehr gemacht werden. "Wir sind ja nicht am Kölner Bahnhof, wo sich ständig etwas ändert", sagte gestern Bahnfahrer Helmut Bergerhoff.

Und Fahrgast Elke Hiesserich ergänzte: "Solange die Tafeln funktionieren, kann man auf die Ansagen verzichten." Sie wie auch andere Passagiere stören sich eher an weiteren Mängeln: "Man muss sich ja nur umsehen", sagt Berger-hoff, "es ist unsauber und benutzerunfreundlich." Elke Hiesserich spricht von "unmöglichen Zuständen". Besonders, weil der Bahnhof "so hoch frequentiert" ist. Sie stört am meisten, dass im Tunnel, der die Gleise verbindet, keine Informationen über die abfahrenden Züge aushängen. Die Bahn hält dagegen: "Bis vor einigen Monaten gab es im Tunnel den Aushang von Plänen, der wiederholt zerstört wurde und deshalb nicht erneuert wird", sagt dazu ein Bahnsprecher.

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