Mehlemer gedenken der Synagoge Die Feuerwehr tat damals nichts

Mehlem · Als sich die Mehlemer Kinder vor 74 Jahren zum Martinszug sammelten, da glommen gleich neben dem Treffpunkt an der Meckenheimer Straße die Reste der Synagoge. Wie so viele andere war auch sie am Morgen des 10. November 1938 in Flammen aufgegangen.

Schon damals lag in Mehlem die Feuerwache genau gegenüber. Die Wehr hätte also nur die Straße überqueren müssen, um das Gotteshaus vor der Zerstörung zu bewahren. Doch das geschah nicht. Eindrücke wie diese rief am Donnerstagnachmittag Professor Harald Uhl am Standort der Synagoge in Erinnerung. Dort trafen sich etwa 20 Bürger zum Gedenken an deren Zerstörung und an die Verfolgung der Juden - die es auch in Mehlem gegeben hat.

Der Metzger und Viehhändler Josef Levy etwa, er wohnte mit seiner Familie schräg gegenüber der Synagoge, wurde bereits 1935 Opfer eines Überfalls durch Fanatiker. Dabei erlitt er so schwere Verletzungen, dass er tags darauf starb. Die Strafanzeige blieb ohne Ergebnis, Witwe und Sohn wurden 1941 in die Ukraine deportiert und dort getötet. Ein Besuch Levys Grab auf dem Mehlemer Judenfriedhof bildete am Donnerstag den Abschluss der Gedenkveranstaltung.

"Die zerstörerischen Taten der Nationalsozialisten fanden unter den Einwohnern Mehlems keine nennenswerte Zustimmung, aber Protest regte sich auch nicht", so Uhl. Die Mehlemer Synagoge, ein Ziegelbau wie die alte Grundschule nebenan, hatte eine kleine jüdische Gruppe 1875 unter finanzieller Unterstützung eines Brüderpaares aus Niederbachem errichten lassen.

"Leider ist kein Foto erhalten geblieben", bedauert Harald Uhl, der die Gedenkveranstaltung mit einem Zitat des Schriftstellers Erich Fried schloss, wie Uhl gebürtiger Wiener: "Ich will mich erinnern an alles, was man vergisst."

Am Freitag Gedenken an der früheren Synagoge

Am Freitag halten der Evangelische Konvent Bad Godesberg und der Friedenskreis Marienforst eine gemeinsame Andacht ab. Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Oststraße 6 neben dem Moltkeplatz, wo früher die Godesberger Synagoge stand.

Das Motto der Veranstaltung lautet "Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung - Die Aufgabe des Friedens heißt Wachsamkeit". Die Veranstalter sehen Erinnerung als einen Schritt zur Versöhnung zwischen Juden und Christen an und appellieren in der Gegenwart zu Wachsamkeit und Widerstand gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

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