Kameramann Kai von Westermann Der Mann, der für die Maus filmt

BAD GODESBERG · Generationen von Kindern kennen seine Filme. Der Bad Godesberger Kai von Westerman ist der Mann, der seit 1993 die Sachgeschichten der "Sendung mit der Maus" filmt. "Und wissen Sie, dass 60 Prozent der Maus-Zuschauer Erwachsene sind?", fragt der 51-Jährige und lacht.

 Nah dran: Kai von Westermann ist mit seiner Kamera immer auf der Spur von Sachgeschichten.

Nah dran: Kai von Westermann ist mit seiner Kamera immer auf der Spur von Sachgeschichten.

Foto: Jansen

Er mache halt Bilder, seit er denken könne. Als kleiner Junge mit einem Schuhkarton in der Hand, in den er eine Toilettenpapierrolle als Objektiv steckte. Heute mit echter Kamera. Etwa letztens waren es die Bilder der "Maus"-Sachgeschichte über Seilbahnen. Dafür stand er mit Helm und Bergsteigersicherung auf einer schwankenden Hängebrücke über den Rhein bei Koblenz - mit Respekt vor der Höhe, wie er zugibt.

Der Regisseur und der Tontechniker winkten von weit. "Da muss man schon tierisch aufpassen, um auch die Bilder einzufangen, die der Zuschauer versteht." Von Westerman dreht die Realität. Die "Maus" sei immer im Dienst der Geschichte vor Ort, erläutert der Filmer. Seine Aufgabe sei es, sich der Wirklichkeit auf filmischem Wege zu nähern, und zwar da, wo die Kinder nicht hinkommen.

Und da dürfe es auf Hängebrücken im Film auch mal wackeln. "Der Zuschauer soll ja das Gefühl haben: Der guckt für mich", beschreibt von Westerman seinen subjektiven Stil, der der Kamera ihre Seele lässt. In 19 Jahren sei er bei diesem Traumjob natürlich weit herumgekommen. Den Hühnerstall des Papstes habe er aufgenommen, sei durch eine Käserei in Roquefort gepirscht und habe Atomkraftwerken filmisch auf den Zahn gefühlt. Für einen Streifen über Mineralwasser der Eifel hing er aus einem türlosen Hubschrauber. Für eine Zirkusgeschichte baumelte er über den Trapezkünstlern hoch oben im Zelt.

"Und ich kroch auch schon im Bergwerk herum, wo es rattenschwarz war und plötzlich die Erde ruckelte", erinnert sich von Westerman. Die Kumpels hätten ihm, dem Frischling mit den dann doch schwachen Nerven, auf die Schulter geklopft. Der Berg setze sich halt immer mal wieder.

Der in Koblenz, Hamburg und Bonn aufgewachsene Filmer grinst. Nach ersten Super-8-Filmen, Abitur, Bundeswehr und Hospitanz bei Filmproduktionen von Peter Schubert und Alexander Kluge sei es als Kameraassistent bei Argus-Filmproduktion ernst geworden, erzählt er. Nachrichten und Reportagen auch für ausländische TV-Anstalten und Industriefilme dreht er seit vielen Jahren. Seine besondere Handschrift zeigt er auch mit eigenen ambitionierten Regiearbeiten.

Etwa 1989 war er in der zerfallenden DDR als Kameramann zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nahm spektakuläre "Letzte Bilder von der Mauer" auf, die er auch zu einem Buch machte. Gerade hat er den Schnitt zu einer filmischen Hommage an den Bonner Waldkindergarten beendet. Mit den Augen der Kinder ist er dafür mit durchs Gehölz gekrochen. Jetzt sucht von Westerman einen Aufführungsort für die Premiere.

Und zwischendurch ist der "Bilderfänger" immer wieder unterwegs für die Maus. Zumal sein wichtigster Kritiker inzwischen zu Hause die Arbeit des Vaters mitverfolgt. Westerman-Junior ist Fan der Sachgeschichten. "Fasziniert war mein Sohn etwa vom Boxenstopp der Formel-1-Rennen, wo Reifenwechsel und Betankung in sechseinhalb Sekunden klappen müssen", lächelt der Vater. Die Szenerie habe Junior auch gleich mit Lego-Steinen nachgebaut.

Die Sachgeschichten

Seit 1993 hat Kai von Westerman rund 300 Sachgeschichten über Geheimnisse des Alltags für die "Maus" gedreht. Ideengeber sind meist Kinder, die ans Mauspost-Büro schreiben, aber, wie von Westerman sagt, auch Eltern, die ihre Kinder vorschicken. Es sind dokumentarische oder szenische Realfilme. Von Westerman arbeitet dabei auch mit Filmtricks, extremem Zeitraffer, mit Zeitlupen und im Studio mit Mikroskopaufnahmen. Regisseur ist meist "Maus"-Ikone Armin Maiwald.

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