Medizintourismus in Bad Godesberg Dem Schwarzmarkt die Stirn bieten

BAD GODESBERG · Da kommt ein Schwerkranker aus dem Emirat Katar nach Bad Godesberg, weil er sich dort die beste Behandlung erhofft. Seine Angehörigen bringt er als Beistand mit. Wenn es um die Unterkunft geht, kann die Familie an die Falschen geraten.

Um dem grauen und schwarzen Markt die Stirn zu bieten, will Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke mit allen am Wirtschaftszweig Gesundheitstourismus Beteiligten eine Alternative bieten.

Zum runden Tisch am Dienstagabend kamen 50 Vertreter von Kliniken, Immobilienbüros, Hotellerie, Gastronomie sowie Bürger ins Haus an der Redoute, zudem Botschaftsvertreter von Katar und Russland. Viel drehte sich letztlich um Völkerverständigung und den schweren Weg dahin.

Stein-Lücke sagte in der Runde nicht zum ersten Mal, dass sie den Gästen aus der Ferne etwas bieten will. Der Gesundheitssektor "ist Ressource und Chance für den Stadtbezirk". Wie berichtet, soll er mit einem TÜV-Qualitätssiegel (siehe Info) gestärkt werden. Das soll den Krankenhäusern, Vermietern und Geschäften helfen, besser auf ihre Kunden einzugehen, und so letztlich auch mehr Umsätze bringen und den Wirtschaftsstandort stärken.

Ein Wohnungseigentümer war skeptisch, er wünscht keine sogenannten Medizintouristen in privaten Wohnanlagen. Seit zehn Jahren sei eine Kontaktaufnahme zu den Fremden immer gescheitert. "Godesberg ist kein Unternehmen, sondern eine Kommune", sagte er. Niemand wisse, wie viele Wohnungen unter der Hand vermietet würden und wie viel Gewerbesteuer der Stadt so durch die Lappen gingen. Ein Vertreter eine Softwarefirma ergänzte: "Eine Stärkung des Medizintourismus ist nicht Wunsch der Godesberger."

Doch wo liegt das Problem? Der Patient und seine Familie würden sich überlassen bleiben. "Wir machen doch gar keine Angebote", sagte Stein-Lücke. Laut Stadtmarketing-Vorsitzendem Andreas Lüderitz machen die Kranken aus Katar ein Drittel des Godesberger Medizintourismus aus. Monatlich würden zehn Millionen Euro umgesetzt. Was die Leute aber hier erleben, sei ein Kulturschock. Lüderitz will herausfinden, wer den Wohnungsmarkt steuert. Nach Angaben des Vertreters aus Katar gibt es zu wenig Unterkünfte.

Auch wenn nicht jeder eine Zertifizierung für nötig hielt, gab es Zustimmung dafür, mehr von den Fremden erfahren zu wollen, sich auf sie einzulassen. Und sei es, dass ein Bankmitarbeiter gelernt hat, sie anzusprechen - freundlich und ohne Verunsicherung.

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