Baustelle bis Februar 2020 Das passiert zurzeit im Bad Godesberger Straßentunnel

Bad Godesberg · Im Bad Godesberger Straßentunnel laufen zurzeit die langwierigen Umbauarbeiten zur Verbesserung des Brandschutzes. Autofahrer merken das vor allem durch Staus und Umleitungen an der Oberfläche. Doch was tut sich im Untergrund?

Wasser und Funken stieben von der Decke. Sobald sich die Säge durch den 20 Zentimeter dicken Beton gefressen hat, landet die 2,1 Tonnen schwere Platte auf der Gabel des Merlo-Teleskopladers und wird zum Schuttcontainer gefahren. Jenseits dieser Arbeiten direkt unter dem Von-Groote-Platz ist es gespenstisch leer und ruhig in der rheinseitigen Röhre des 1,9 Kilometer langen Straßentunnels.

Tiefbauamtsleiter Peter Esch kennt das Bauwerk seit seiner Entstehung in den 1990er Jahren wie seine Westentasche. Ist auch gehörig stolz darauf, wie man es ihm bei der Begehung am Donnerstag anmerkt: „Der Belag ist noch wie am ersten Tag“, sagt er. Die 20.000 Autos täglich pro Richtung, darunter zahlreiche Lastwagen, die am meisten Schaden anrichten können, haben ihm so gut wie nichts anhaben können. Das liege auch daran, dass der Verkehr normalerweise sehr gleichmäßig durch den Tunnel fahre.

Bis Mai 2019 rollen alle aber im Gegenverkehr nur durch die bergseitige Röhre, damit in der anderen die 15 drei mal drei Meter großen Lamellen eingebaut werden können. Dabei handelt es sich um die vorgeschriebene Umrüstung für den Brandschutz mit einem neuen Prinzip: Früher hätte man bei Feuer alle 40 Meter durch Schlitze den Rauch abgesaugt. Heute mache man das möglichst nahe am Brandherd, so Esch. Nur an der Stelle würden sich, über Sensoren an einem Brandmeldekabel erfasst, die Lamellen öffnen und den glühend heißen Qualm ins Gewölbe über der geraden Decke ableiten – mit Windstärke zwölf, nämlich 120 Stundenkilometern. „Das ist ein Orkan“, vergleicht Esch.

Strahlventilatoren werden ersetzt

Doch es muss entsprechend auch genügend frische Luft in den Tunnel hineingedrückt werden, so dass es im Gewölbe auch noch einen abgetrennten zweiten Kanal gibt. So werden zwei der großen Schaufelventilatoren, sieben Meter hoch und drei Meter im Durchmesser, von einem Fachunternehmen in Zweibrücken umgerüstet und auf mehr Leistung getrimmt. Bislang haben diese Geräte für Zuluft im Normalbetrieb und Abluft im Ernstfall eines Brandes gesorgt. „Sie bekommen eine höhere Schaufelgeometrie“, sagt Sachgebietsleiter Stefan Pieper.

Wie die – auf den Tunnel maßgeschneidert – sein muss, hat ein Modellversuch schon gezeigt. Nun geht es an die Produktion der Schaufeln. Aber auch die alten Strahlventilatoren, die man beim Durchfahren alle paar Meter sehen kann, haben ausgedient und werden ersetzt. Statt 30 sorgen künftig 34 in den beiden Röhren für die richtige Brise. Bereits 2012 fand die erste Umrüstung mit einer neuen Fluchtwege- und Nottreppenbeleuchtung statt, was 2,3 Millionen Euro gekostet hat. Für die jetzigen Arbeiten werden 8,5 Millionen Euro fällig, wofür eine Förderung angemeldet ist. „Die kann bis zu 60 Prozent der Kosten betragen“, sagt Esch.

Die Arbeiten dauern insgesamt noch bis Februar 2020. Bis dahin gilt wie jetzt auch maximal Tempo 30, was durch die Starenkästen überwacht wird. Zu Beginn der Arbeiten, also direkt nach der Temporeduzierung von 50 auf 30, wurde an beiden Standorten im Schnitt 312 Mal pro Tag geblitzt, teilt Andreas Schulte vom Presseamt auf Anfrage mit. Derzeit seien es täglich 128 Tempoüberschreitungen. Abgezogen werden müssten allerdings Doppelahndungen und Einsatzfahrten von Rettungsdiensten.

Als noch beide Röhren offen waren, blitzte es, verteilt auf vier Starenkästen, 129 Mal pro Tag. Ansonsten bleibt laut Esch das eigentlich erwartete Verkehrschaos weiter aus, wobei alternative Routen aber mehr als üblich befahren würden.

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