VW New Beetle: "Dieses Auto müßt ihr bauen"

Wenn das kein Käfer ist", frohlockten die ersten Betrachter des jüngsten VW-Sprosses. In Europa hat das Warten auf den New Beetle ein Ende. Auf dem amerikanischen Markt "krabbelt" der New Beetle, wie er dort genannt wird, schon länger.

VW New Beetle: "Dieses Auto müßt ihr bauen"
Foto: Volkswagen AG

VW hat bereits jetzt den Vorhang ein wenig gelüftet und Fragen bezüglich Größe, Motorisierung, Ausstattung und interessanter technischer Daten der US-Version beantwortet. Ein Blick auf die Preislisten, ob in Dollar oder in Mark, war nicht möglich, sie existieren noch gar nicht. In Deutschland wird ein Preis erwartet, der leicht über dem des Basis-Golfs, das sind 25 700 Mark, liegt.

Der New Beetle soll nach den Vorstellungen von VW zeigen, daß gute Dinge aus alten Tagen als besseres und völlig neues Produkt für den Markt wieder von Interesse sein können. Er soll kein Nachbau des legendären Käfers sein, der mit mehr als 21 Millionen Stück das meistgebaute Auto der Welt ist, sondern ein völlig neuer und moderner Wagen, mit dem man optimistisch in die Zukunft fahren kann. Er bietet viel Komfort und verfügt über modernste Sicherheitsdetails.

Innen und außen ist er erheblich größer als sein Urahn, von dem er kein Bauteil geerbt hat. Die US-Version wird von einem vorn eingebauten Vierzylinder-Benziner mit 85 kW/115 PS, Durchschnittsverbrauch etwa 7,5 Liter auf 100 Kilometer, oder von einen Turbodiesel-Direkteinspritzer (TDI) mit einem durchschnittlichen Verbrauch von knapp fünf Liter angetrieben. Der 55-Liter-Tank erlaubt dem TDI rund 1 100 Kilometer mit einer Tankfüllung zu fahren.

Obwohl die Amerikaner noch keine Diesel-Fans sind, erkennen sie doch zunehmend die guten Seiten dieses Motorprinzips. Natürlich spielt für die Autobauer auf dem amerikanischen Markt der Flottenverbrauch eine große Rolle, also der gemittelte Verbrauch aller angebotenen Motorisierungen. Der extrem geringe Verbrauch des TDI nutzt dem Besitzer und bringt dem Hersteller niedrigere Durchschnittswerte.

Der neue Käfer wird über die Vorderräder angetrieben. Sein Urahn besaß die selten gewordene Kombination Heckmotor und Heckantrieb à la Porsche 911. "Keine schlechte Lösung" werden die vielen ehemaligen Käfer-Fahrer wehmütig sagen, wenn sie an längst vergangene Winterzeiten mit verschneiten Steigungen zurückdenken.

Ausstattungs-Details des New Beetle, wie Pollen- und Geruchsfilter, Stereoanlage mit sechs Lautsprechern, Klimaanlage, Anschlußmöglichkeit für einen CD- Wechsler, Scheibenbremsen rundum und Zentralverriegelung mit Fernbedienung, waren vor einem halben Jahrhundert, als der erste Käfer flügge wurde, noch kein Thema. ABS mögen die Amerikaner nicht so gern, deshalb findet man es in der US-Version nur in der Liste der Zusatzausstattungen. Sicherlich wird diese unfallvermeidende Technik bei uns zur Serienausstattung zählen.

Dem Schutz der Insassen dienen Knautschzonen zum Abfangen eines Aufpralls, Sicherheitsgurte mit Gurtstraffern, Kopfstützen sowie zwei Front-Airbags und zwei Seiten-Airbags. Mit dem Anlassen des Motors schalten sich automatisch die Scheinwerfer ein.

Der neue Käfer hat Front-statt Heckantrieb

Das wird bei uns nicht so sein, denn zu einer Einführung des sogenannten Tagesfahrlichts kann man sich hierzulande noch nicht entschließen, obwohl Befürworter eine deutliche Senkung der Unfallzahlen und der Verkehrstoten voraussagen.

Viele Bauteile des neuen Käfers werden vom Golf übernommen. Die neue Produktionstechnik Laser-Schweißen führt zu einer hohen Torsions- und Karosseriefestigkeit. Auf die vollverzinkte Karosserie gewährt Volkswagen eine zwölfjährige Garantie gegen Durchrostung. Obwohl sich der alte und der neue Käfer ähneln, denn Käfer ist Käfer, wirkt das neue Design beinahe futuristisch. Es wurde für jene, deren Herz nach wie vor an dem alten Käfer hängt, ebenso entwickelt wie für Jüngere, die zum Original keinen Bezug mehr haben.

Viele Bauteile werden auch im Golf verwendet

Anfang der 90er Jahre entwickelten die VW- Designer ein als Blickfang gedachtes Ausstellungsfahrzeug, das Anfang 1994 auf der Autoschau in Detroit vorgestellt wurde. Die Meinung der Besucher war einhellig: "Dieses Auto müßt ihr bauen." Der neue Käfer erhält seinen Charme durch das ins Auge springende einfache und bescheidene Styling. Seine Silhouette ist unverwechselbar. Die Form entspricht einer Mischung von sanften Linien und harmonischen Wölbungen. Die Designer möchten mit dem Käferkostüm Optimismus, Spaß, Individualität und positives Lebensgefühl ausdrücken.

Die Front- und Heckleuchten sind direkt in die Karosserie eingelassen. Die Schutzbleche und Stoßstangen unterbrechen nicht die glatten Oberflächen und strengen Linien. Sie bestehen aus einem gegen Verformungen widerstandsfähigen Kunststoff und sind farblich auf die Verkleidungen der Außenspiegel sowie die Türgriffe abgestimmt. Das Kofferraumschloß ist unauffällig hinter einem verchromten VW-Emblem versteckt, das zum Aufschließen gedreht wird und einen eingebauten Griff freigibt.

Die Abmessungen des neuen Käfers zeigen, daß es sich nicht um einen Kleinwagen handelt. Seine Länge beträgt 4,09 m und die Breite 1,72 m. Damit liegt er zwischen Polo und Golf, jedoch näher am Golf. Mit einer Höhe von 1,51 m überragt er beide. In dem zweitürigen Viersitzer sind dank einer ausgeklügelten Automatik auch die hinteren Sitze gut zu erreichen. Die 209 Liter Volumen des Kofferraums können durch Umklappen der Rücksitzlehne vergrößert werden.

Ein Haltegriff über dem Handschuhfach und Griffe über den Rücksitzen erinnern an das beliebte Original. Chrom am Lenkrad, am Schalthebel und sogar an einem Blumenvasen-Halter geben dem Inneren eine originelle Note. Ein großes rundes Kombiinstrument vereint Tachometer, Drehzahlmesser, Motortemperatur- und Tankanzeige. Sie sind blau hinterleuchtet und stehen damit in einem angenehmen Kontrast zu den roten Zeigern und Schaltern.

Alle vier Kopfstützen, die Höhe der Frontsitze und das Lenkrad sind verstellbar. Weitere Ausstattungs-Details, wie beleuchtete Make-up-Spiegel, eingebaute Armlehnen, ein mit Teppich ausgekleideter Fußraum, Fernentriegelung des Tankdeckels und des Kofferraums, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, getönte Scheiben und Ablagenetze an der Innenseite der Türen, sollen den Aufenthalt im neuen Käfer komfortabler machen als im Original.

Die Luftkühlung ehemaliger Käfermotoren gehört der Vergangenheit an. Niedrige Geräusche und hohe Abgasreinigung sind mit diesen Motoren schlecht zu machen. Die aktuellen Aggregate sind gute Bekannte aus den Konzern-Modellen von VW, Audi, Seat und Skoda. Der 2-Liter-Benziner der US-Version wird in der deutschen Ausführung wohl dem jüngeren 1,8-Liter-Motor in Fünfventiltechnik mit 92 kW/125 PS weichen.

Mit der endgültigen Entscheidung darüber und über weitere Motorisierungen kann man sich in Wolfsburg noch Zeit lassen; ebenso mit möglichen Varianten wie Glasschiebedach und Cabriolet. Serienmäßig stattet VW den Käfer mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe aus. Auf Wunsch und gegen Aufpreis gibt es eine elektronisch gesteuerte Viergang-Automatik, deren Schaltprogramm sich der Verkehrssituation und den Wünschen des Fahrers, formuliert vom Gasfuß, anpaßt.

Piechs Großvater Porsche entwarf den Urahn

Konzern-Chef Dr. Ferdinand Piech wird selbstverständlich dafür sorgen, daß der Neue Käfer mit modernstem Fahrwerk und nur in höchster Qualität in Puebla/Mexiko vom Band laufen wird. Geplant sind 200 000 Stück im Jahr; 100 000 für die USA, 100 000 für Europa. Daß der erfolgreiche Manager Piech dem New Beetle seine besondere Aufmerksamkeit schenken wird, liegt auf der Hand. Denn kein Geringerer als sein Großvater Professor Ferdinand Porsche war es, dessen Genialität wir den Urkäfer verdanken.

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