Auszug in Bad Godesberg Circusschule sucht neues Zuhause

Bad Godesberg · Der Inhaber der Circusschule Don Mehloni kritisiert den Lärmpegel, den das Rock und Pop Zentrum in der oberen Etage des hansa-Hauses verursacht. Die Stadt bedauert den Auszug.

„Beim Soundcheck ist es schon so laut, dass man hier eigentlich nur noch mit Kopfhörern herumlaufen kann“, sagte Jörg Nitsch, Inhaber der Circusschule Don Mehloni, beim Gang durch die große Halle im hinteren Teil des Hansa-Hauses. Seitdem das Rock und Pop Zentrum Bonn (RPZ) im September in die oberen Etagen gezogen ist, werde es in den Räumen der Schule im Erdgeschoss regelmäßig zu laut. Nicht nur deswegen hat der 53-Jährige sich entschlossen auszuziehen; auch die zwei Jahre lange Sanierung des Gebäudes an der Moltkestraße habe ihn Nerven gekostet. Zum 30. September hat er den Vertrag mit der Stadt für die Räume gekündigt.

Während der Bauzeit lief der Schulbetrieb im Hansa-Haus weiter. „Wir wurden unter Wasser gesetzt, Decken und Wände eingeschlagen, das Vordach abgerissen“, erinnerte er sich. „Meine Beschwerden haben weder die Stadt noch den Architekten dazu bewegt, etwas an den Bedingungen zu ändern. Der Architekt hat gesagt, er ist kein Polizist, und die Stadt hat an den Architekten verwiesen.“

50 Schüler meldeten sich ab

Während der Bauphase habe er von 140 Schülern rund 50 verloren. Mittlerweile sei die Zahl wieder auf 140 geklettert, doch die Perspektive im Hansa-Haus fehle. Die Stadt sei ihm entgegengekommen, wie Vizesprecher Marc Hoffmann auf Anfrage sagte. „Die Stadtverwaltung konnte sich davon überzeugen, dass die Beeinträchtigung der Mietsache so hoch war, dass sie der Circusschule einen finanziellen Ausgleich gewährt hat und die letztlich von der Circusschule ausgesprochene Kündigung akzeptieren musste.“

Eine Schalldämpfung über der Hohldecke der Halle habe die Stadt bei der Sanierung nicht eingebaut. „Schon Schritte sind zu hören, Musik kommt komplett durch“, erklärte Nitsch. Diese Maßnahme könne jedoch weder von der Stadt, noch von der Circusschule finanziert werden, so Hoffmann.

17 Konzerte im Monat dürften im RPZ stattfinden. Auf Dauer ließe sich das mit dem Schulbetrieb nicht vereinbaren, sagte Nitsch. Auch wegen der Baustelle habe er sich ein Jahr lang in Verhandlungen mit dem Städtischen Gebäudemanagement befunden. Dabei sei ihm der Eindruck vermittelt worden, dass langfristig alle Räume im Hansa-Haus an das RPZ gehen sollen. Das bestätigte der Vizestadtsprecher: „Der Rat hat beschlossen, dass freiwerdende Räume im Objekt Moltkestraße 41 dem dort ansässigen Musiknetzwerk zur Verfügung zu stellen sind.“

Man habe mögliche städtische Immobilien auf ihre Eignung als Ausweichquartier für die Circusschule auf den Prüfstand gestellt. Leider gebe es kaum noch Leerstände, sodass sich kein passendes Ersatzobjekt gefunden habe, sagte Hoffmann.

Neue Räume in Reichweite

„Wir haben schon die Finger ausgestreckt nach neuen Räumlichkeiten und Kooperationspartnern“, erzählte Nitsch. Für Standortvorschläge ist er offen. Falls sich kein neues Zuhause findet, würde er seine Arbeit ohne Zentrale in Projekten an Schulen und in Kitas fortführen. Seine Ursprünge hatte Don Mehloni 1990 in einem Fachwerkhaus in Mehlem. „Das Hochseil stand in der Scheune, das Trapez im Garten“, so Nitsch. 2006 zog die Schule ins Hansa-Haus.

Cyrus Valentine vom RPZ zeigte auf Anfrage Verständnis. „Rockmusik ist laut. Wir machen da oben keine Kammerkonzerte“, meinte er. Die Kommunikation mit Nitsch habe trotzdem hervorragend geklappt.

An diesem Samstag feiert die mittlerweile 27 Jahre alte Schule ihren 25. Geburtstag nach, der in die Bauphase fiel. Um 15 Uhr geht es an der Moltkestraße 41 los. Es gibt diverse Auftritte und einen Mitmachzirkus.

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