Sankt Martin in Godesberg Chilenischer Erzbischof Chomalí Garib war zu Besuch

BAD GODESBERG · Ein Erzbischof in Godesberg - war das dieser bescheidene Mann, der sein Bischofskreuz sogar unter dem Pullover trug? Ein gewinnendes Lächeln, und schon war Erzbischof Fernando Chomalí Garib aus Chile im GA-Gespräch bei den für ihn wichtigen Themen angelangt. "Wir müssen in Kirche und Gesellschaft viel mehr Solidarität mit den am Rande Stehenden zeigen", sagte der 56-Jährige.

Besuch aus Südamerika: Jesuitenpater Alfons Höfer (v.links), Bischof Fernando Chombali Garib und eine Messdienerin während der Messe in Sankt Martin Muffendorf.

Besuch aus Südamerika: Jesuitenpater Alfons Höfer (v.links), Bischof Fernando Chombali Garib und eine Messdienerin während der Messe in Sankt Martin Muffendorf.

Foto: Ronald Friese

Der Erzbischof mit palästinensischen Wurzeln ist in seiner Diözese Concepción in einer der ärmsten Regionen des Landes Tag für Tag mit den krassesten sozialen Problemen konfrontiert. "Wir alle müssen lernen, mehr zu teilen als zu wetteifern, in Spanisch 'compatir' statt 'competir'", sagte Erzbischof Chomalí Garib nun am Rande der Vollversammlung des Zentralkomitees Deutscher Katholiken (ZDK). Und strahlte wieder.

Der hohe Gast der Pennenfelder Franziskaner Mission hat einige Gruppen der Gemeinde Sankt Martin und Severin aufgesucht, hat Gottesdienste mit zelebriert und ist als Gast des Eine-Welt-Ausschusses direkt mit den Menschen ins Gespräch gekommen.

Das sei Kommunikation auf Augenhöhe, hier stimmten Worte und Taten überein, sei den Beteiligten klargeworden, erzählt der Ausschussvorsitzende Joachim Schick begeistert. Wer diesen glaubwürdigen Erzbischof nicht erlebt habe, habe viel verpasst.

"Wenn heute die Kirche in Deutschland unter einem Vertrauensverlust leidet, weil sie als auf sich selbst bezogen erlebt wird, und wenn manche ihrer Repräsentanten durch ihre Lebensweise und ihr Auftreten die christliche Botschaft konterkarieren, ist es gut zu erleben, dass es gerade unter den Amtsträgern Menschen gibt, die sich in allem Reden und Tun als Seelsorger verstehen und denen das Wohlergehen der anderen am Herzen liegt", kommentierte Schick für seinen Ausschuss.

Der Erzbischof berichtete, dass sich die Situation der Armen in seiner Diözese durch den Neoliberalismus, der in Chile vorherrsche, noch zuspitzen werde. Er war als Gast des kirchlichen Hilfswerkes Adveniat in Bad Godesberg, um von der guten Adveniat-Arbeit in Chile zu berichten.

Von den deutschen Glaubensschwestern und Brüdern, die er hier bislang gesprochen habe, habe er Hoffnung für die Kirche schöpfen können, erklärte Erzbischof Chomalí Garib im GA-Gespräch. "Die Mitglieder des ZDK fühlen sich ganz dem Glauben und der Kirche verpflichtet und setzen das mit einer sehr guten Arbeit für Behinderte und Menschen am Rande der Gesellschaft um." Auch das große Interesse der deutschen Katholiken an der weltpolitischen Problematik gefalle ihm sehr gut.

"Aber ich mache mir Sorgen, dass in Deutschland so wenige junge Menschen in den kirchlichen Gremien aktiv zu sein scheinen", erklärte der Erzbischof. In Lateinamerika werde die Kirche mehr von jungen Menschen getragen. Zur Rolle des neuen Papstes befragt, zückte der Erzbischof sofort sein Handy und zeigt ein Foto, das ihn mit Franziskus zeigt. "Ein sehr netter Mann", meinte Bischof Chomalí Garib. Aus Franziskus Auftritten lasse sich aber keine politische Agenda ablesen, die mancher sehen wolle. "Er führt die Arbeit Papst Benedicts weiter. Er zeigt Kontinuität entsprechend seinem Charisma."

Ob er selbst wirklich der nimmermüde "Marathonmann" sei, als den ihn die Medien zeigen, hieß die letzte Frage. Ach nein, aber der Mensch habe nicht das Recht, seine Zeit zu vergeuden, kommt prompt als Antwort. Sei das nicht eher eine typisch deutsche als lateinamerikanische Einstellung? Da lachte der Erzbischof herzlich. "Ja, so können Sie das sehen. Das Leben ist wertvoll. Machen wir etwas draus."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort