Bad Godesberger Gebietsreform CDU-Politiker kritisiert Bonn-Gesetz noch nach 50 Jahren

BAD GODESBERG · CDU-Politiker Peter Bläser hat den Bezirk Bad Godesberg maßgeblich mitgestaltet. Dass der Frust über die Neuordnung heute noch groß ist, führt er auch auf den Bonner Zentralismus zurück.

Der CDU-Politiker Peter Bläser gehört zu den Bad Godesbergern, die sich vehement gegen die Eingemeindung gewehrt haben.

Der CDU-Politiker Peter Bläser gehört zu den Bad Godesbergern, die sich vehement gegen die Eingemeindung gewehrt haben.

Foto: Axel Vogel

Als Peter Bläser seine kommunalpolitische Karriere 1961 im Rat startete, war die Bad Godesberger Welt noch in Ordnung. Schließlich entschied man damals selbst über die Geschicke der eigenständigen Stadt. Dann kam ein Einschnitt, der vielen (vornehmlich älteren) Bad Godesbergern noch heute die Zornesröte ins Gesicht treibt. 1969. Das Bonn-Gesetz. Die Neugliederung.

„Wir haben uns mit Händen und Füßen dagegen gewehrt“, erinnert sich Bläser, der als Hauptgeschäftsführer der CDU und Politiker ein Wörtchen mitzureden hatte. Denn die Stoßrichtung sei die einer Eingemeindung gewesen. Das aber wollten die Godesberger mit allen Mitteln verhindern. Und zogen bis vor das Verfassungsgericht. Die Klage blieb erfolglos – und doch gab es in der Endkonsequenz so etwas wie einen Teilerfolg. „Wegen des gewaltigen Widerstands und weil Godesberg den Status als Diplomatenstadt hatte“, so Bläser, der 1934 im Bendel geboren wurde.

Am 1. August 1969 trat das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (Bonn-Gesetz) in Kraft. Es entstand laut Bläser eine neue Stadt aus vier gleichberechtigten Partnern, in der jeder der vier Bezirke eine eigene Ortssatzung, Wappen, Siegel und eine eigene politische Vertretung haben sollte. Gemeinsame Entscheidungen sollten im Rat fallen, der mit Politikern aller Bezirke besetzt wurde. „Es war also ein Zusammenschluss, keine Eingemeindung“, betont Bläser, der von 1971 bis 1979 die Godesberger Geschicke als Bezirksvorsteher leitete.

Was einfach klang, wurde schwierig. Zwar gab es, so Bläser, interne Vorgespräche, während man noch versuchte, die Reform abzuwenden. Man habe sich bezirksübergreifend zusammengesetzt und besprochen, wer welchen Posten besetzen sollte. „So sollte zum Beispiel der Godesberger Stadtdirektor Brüse ständiger Vertreter des Oberstadtdirektors werden.“ Auch der Oberbürgermeister sollte aus Godesberger Reihen stammen. Was man aber unterschätzt habe, „war die unheimlich starke Stellung der Verwaltung – und besonders der Bonner Verwaltung“. Eigentlich sei das Bonn-Gesetz auf Dezentralisierung ausgerichtet gewesen, analysiert Bläser.

Neue U-Bahn-Haltestellen für Bonn, aber nicht Bad Godesberg

Die Verwaltung aber habe auf das Gegenteil gesetzt. Und Entwicklungen angestoßen, die „der Hauptgrund dafür sind, dass der Unmut immer größer wurde“. So tagte der Rat in Bonn, der OB stammte aus dem Bezirk Bonn, sagt Bläser. Außerdem seien die neuen Möbel aus dem Dienstzimmer des Godesberger Bürgermeisters wenige Tage nach der Entscheidung „auf einmal verschwunden. Und plötzlich standen sie im Bonner OB-Zimmer“, berichtet Bläser, der weitere Beispiele nennt: Die U-Bahn-Haltestellen in Bonn wurden erneuert „und sahen toll aus. In Bad Godesberg waren es Betonklötze“.

„Die Verwaltung hat eine unglückliche Rolle gespielt, und das tut sie teilweise immer noch“, fasst Bläser zusammen, der nicht nur politisch, sondern auch karnevalistisch in Godesberg aktiv war. So 1964 als Karnevalsprinz. Außerdem installierte er die „Närrische Trinkkur“, war bei von ihm organisierten Empfängen im Trinkpavillon schnell mit Diplomaten, Vereinsmitgliedern, Industriellen und Godesbergern auf Du-und-Du. Immer mit der Idee, den Bezirk nach vorne zu bringen und zu präsentieren – mit all seinen Besonderheiten.

Altstadtsanierung nicht voll befriedigend

Warum der Ärger über den Zusammenschluss bis heute anhalte, sei schwer zu sagen. Vermutlich sei es das zentralistische Verwaltungsgebahren, das nach wie vor für Ärger sorge, meint Bläser. Die Zusammenlegung der Bürgerdienste sei ein Beispiel dafür. Dennoch: „Wenn die Godesberger Godesberg aufgeben, nicht mehr in die City, in die Geschäfte und Restaurants gehen, dann müssen sie sich nicht wundern, dass jemand anders in das Vakuum reingeht.“ Und: „Mich hat oft geärgert, dass viele geblökt, aber nix getan haben.“ Stichwort Altstadtsanierung: Sie sei nicht voll befriedigend abgelaufen, räumt er ein.

Aber: „Ich kenne die Altstadt. Die Häuser, die abgerissen wurden, hatten zum Großteil nicht mal eine Toilette. Die, die am meisten geheult haben, sind am besten entschädigt worden.“ Es musste damals dringend neuer Wohnraum geschaffen werden. Doch hätte Bad Godesberg ohne den Zusammenschluss weitermachen können? „Das kann ich nicht sagen“, meint Bläser. Er überlegt. Und sagt: „Den Tunnel, den hätten wir vermutlich nicht alleine gestemmt.“

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