Tempo 30 in Beuel und Friesdorf CDU-Fraktionschef spricht von einer "Schnapsidee"

BONN · Kontrovers diskutieren die Bonner den Vorschlag der Stadtverwaltung, auf zwei Hauptverkehrsstraßen Tempo-30-Zonen einzurichten, um so den Lärm zu verringern.

Auserkoren für das einjährige Pilotprojekt hat die Stadt die Königswinterer Straße in Beuel zwischen der Einmündung Maarstraße bis hin zum Verteiler am Landgrabenweg sowie die Servatius-/Bernkasteler Straße in Friesdorf zwischen Schwalbengarten bis hin zur Hochkreuzallee.

Sollte die Politik zustimmen, könnte die Testphase schon Anfang Dezember starten. Als "unverantwortlich" hatte Frank Thomas, verkehrspolitischer Sprecher der FDP, das Projekt kritisiert. Als der Vorschlag erstmals diskutiert wurde, sei unter anderem noch nicht absehbar gewesen, dass der sogenannte Tausendfüßler saniert werden muss.

Damit hätten sich jedoch die Vorzeichen geändert, so dass die Einführung eines Tempolimits auf Hauptverkehrsstraßen die Situation auf unzumutbare Weise zusätzlich belasten würde. "Eine Schnapsidee" nannte Georg Fenninger den Vorschlag. "Die Königswinterer Straße ist die einzig funktionierende Nord-Süd-Verbindung," argumentiert der Geschäftsführer der CDU-Fraktion.

Der Vorschlag widerspreche zudem dem Grundsatz, keine Tempolimits in Straßen einzuführen, auf denen Buslinien verkehren. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund stehen auch die Stadtwerke Bonn (SWB) dem Vorhaben kritisch gegenüber. Laut SWB fahren auf den betroffenen Straßen die Linien 635, 636 und N8 (Königswinterer Straße) sowie die Linien 612 und 614, die 631 und die N3 (Servatiusstraße), betroffen seien zudem viele Anschlusslinien.

"Die Reduzierung der Geschwindigkeit würde das Nahverkehrsangebot verschlechtern und zudem zu deutlich höheren Kosten führen", sagte SWB-Sprecher Werner Schui. Die Kosten würden entstehen durch den Kauf dann benötigter zusätzlicher Busse und Bahnen sowie einen erwarteten höheren Personalaufwand.

Skeptisch bewertet auch die SPD den Vorschlag, wenngleich er auf einen Antrag der Fraktion zurückgeht. Die hatte beantragt, die Verwaltung möge prüfen, ob sich auf Bonner Hauptverkehrsstraßen ein nächtliches Tempolimit einführen lässt. Mit dem jetzt vorgelegten Vorschlag habe dies aber nicht mehr viel zu tun, meinte die umweltpolitische Sprecherin Gabriele Klingmüller.

"Uns ging es darum, den Lärm nachts für Anwohner an viel befahrenen Ausfallstraßen zu reduzieren." Der jetzt vorgelegt Kompromissvorschlag der Verwaltung gehe zurück auf die Änderung durch die schwarz-grüne Koalition. "Wir würden trotzdem zustimmen, es ist ein Versuch wert", sagte Klingmüller.

Der Vorschlag sei "im Prinzip der richtige Weg", sagte Hartwig Lohmeyer (Grüne). Fraglich sei allerdings, ob die ausgesuchten Straßen für die Pilotphase geeignet seien. "Wir hätten uns gewünscht dass mehr Straßen vorgeschlagen worden wären, wo es ein Lärmproblem für die Anwohner gibt."

Für Holger Schmidt, planungspolitischer Sprecher der Linksfraktion, sollte "Tempo 30 auf allen städtischen Straßen in Bonn gelten, die durch Wohngebiete führen oder die für den nichtmotorisierten Verkehr Bedeutung haben. Wir begrüßen es, wenn auf den zwei Straßen Tempo 30 eingeführt wird."

In Friesdorf wird Schmidt sich mit dieser Haltung nicht unbedingt Freunde machen. "Auf Durchfahrtsstraßen sollte weiter Tempo 50 gelten, man kann den Verkehr auch künstlich behindern. Das aber ist so sinnvoll, wie nachts vor Schulen zu blitzen", meinen etwa Anne und Heinz-Willy Müller, die an der Bernkasteler Straße ein Elektrogeschäft betreiben.

Die Straße falle nicht als Raserstrecke auf, auch an eine spürbare Lärmreduzierung glauben sie nicht. Richtig finden sie es hingegen, dass beispielsweise die deutlich schmalere Annaberger Straße eine Tempo-30-Zone ist. Ähnlich sieht es Natalia Peters, Betreiberin der Reinigung gegenüber: "Tempo 30 würde hier keine Probleme lösen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort