Stadtmarketing Bad Godesberg Bruder will den Dialog

Bad Godesberg · Jürgen Bruder kandidiert für den Vorsitz des Vereins Bad Godesberg Stadtmarketing, der seit dem Rücktritt von Günter Gottmann einen Nachfolger sucht und sich zum Ziel gesetzt hat: In den Verein soll wieder Ruhe einkehren.

 Kandidat Jürgen Bruder: Sollte er am Donnerstag zum Stadtmarketing-Chef gewählt werden, will er künftig Unparteilichkeit wahren und den Beirat des Vereins vergrößern.

Kandidat Jürgen Bruder: Sollte er am Donnerstag zum Stadtmarketing-Chef gewählt werden, will er künftig Unparteilichkeit wahren und den Beirat des Vereins vergrößern.

Foto: friese

Nach außen wirkt Jürgen Bruder ruhig und zurückhaltend, seine Gestik strahlt Besonnenheit aus, der 62-Jährige spricht mit tiefer und leiser Stimme. Seine Augen verraten aber, dass sich hinter ihnen ein rastloser Geist verbirgt. „Meine Mutter würde sagen, ich bin einer, der sehr schnell lebt“, sagt Bruder. Nun kandidiert er für den Vorsitz des Godesberger Stadtmarketingvereins.

Der gebürtige Rüngsdorfer arbeitet als Journalist und Fotograf, besitzt ein Fotostudio in der Schultheißgasse und sitzt nach seinem Austritt aus der FDP als Parteiloser in der Bezirksvertretung. Am kommenden Donnerstag, 25. August, wählt der Verein Stadtmarketing aller Voraussicht nach Bruder als neuen Vorsitzenden. Zu einer Kandidatur sei er von den Mitgliedern überredet worden. Eigentlich habe er dies kategorisch ausgeschlossen, weil er in die FDP zurück wollte. Nun scheint er entschlossen, sich der Sache zu widmen: „Ich würde das gerne machen, solange es geht, weil dadurch Ruhe reinkommt“, sagt er. Seinen Antrag auf Wiedereintritt in die FDP habe er dafür zurückgezogen.

Von Mitte 2002 bis Ende 2003 hatte Bruder schon einmal den Vorsitz inne. Damals war er aus dem Amt gewählt worden, nachdem er die Zeitschrift „Wir Godesberger“ herausgegeben hatte. Der Verein warf ihm finanzielle Vorteilnahme vor. „Man hat mir unterstellt, ich hätte mich damit selbst saniert“, sagt er. Bereut habe er den Schritt nie. Zwar habe er damit auch Geld verdient. „Ich finde aber, das war kleinkariert von denen, die das kritisiert haben“, sagt er.

Seit 55 Jahren wohnt Bruder im Haus der Eltern. Aus der elterlichen Wohnung zog er als junger Erwachsener unters Dach. Auf dem Balkon seiner Dachgeschosswohnung in Plittersdorf erzählt Bruder von einer seiner vielen Leidenschaften, dem Reiten, und wie er nach einem Reitunfall und gebrochenem Lendenwirbel wieder aufs Pferd stieg. „Wenn mich etwas fesselt, wenn ich einmal Blut geleckt habe, dann bleibe ich dabei“, sagt Bruder. Wenn es darum geht, welche Akzente er in Zukunft setzen will, gibt sich Bruder aber noch zurückhaltend.

Seine Agenda sieht bislang vor: Unparteilichkeit wahren und keine Parteipolitik machen, den Beirat des Vereins vergrößern, am Crepes-Stand seines Stellvertreters Rüdiger Brauer einen Kummerkasten anbringen, weil dieser oft die erste Adresse für Beschwerden und Anregungen sei. Er wolle projektorientiert arbeiten und sich langfristig für mehr Integration einsetzen. Außerdem soll der Verein Stadtmarketing wieder wachsen. „Eine erste Aufgabe wird sein, inaktive Mitarbeiter wieder zu reaktivieren “, sagt er. Der bisherige Fokus des Stadtmarketings auf Veranstaltungen wie Stadtfest und Nikolausmarkt mache Sinn, „weil das die Leute in die Innenstadt zieht.“ Allerdings könne er sich vorstellen, die Godesberger Messe Godema nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. „Die Godema hat sich in dieser Form totgelaufen“, sagt er. Einen bezahlten Citymanager hält er für nicht finanzierbar.

Im Interesse der Geschäftsleute spricht sich Bruder für Medizintourismus aus und stellt sich damit hinter Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. Er selbst vermiete über seinen Geschäftsräumen in der Innenstadt Wohnungen an einen arabischstämmigen Mieter, der die Räume zu Luxuswohnungen ausgebaut habe und an Medizintouristen weitervermiete. „Ich persönlich habe keine schlechten Erfahrungen mit Medizintourismus“, sagt Bruder. „Der ist schließlich auch gut für die Geschäfte.“ Er sei aber dafür, Wildwuchs einzudämmen und spricht sich zudem für ein Verbot von Vollverschleierung aus. Von der Kritik an der Stadt, diese gehe nicht entschieden genug gegen Zweckentfremdung vor, hält er nichts. „Ich halte gar nichts davon, der Stadt vorzuschreiben, was sie machen soll“, sagt er. Die Verwaltung müsse vielmehr ihre Zwänge den Bürgern vermitteln.

Jürgen Bruder sagt, er wolle im Falle seiner Wahl aus der aktiven Politik austreten. Seinen liberalen Wurzeln wolle er aber treu bleiben. Er halte zum Beispiel nicht viel von Verordnungen. „Ich setze viel lieber auf Dialog“, so Jürgen Bruder.

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