Beethovenfest in Bonn Borodin Quartett beendete seine diesjährige Serie in St. Hildegard

BONN · Mit einer originellen Programmidee hat das Borodin Quartett, das bis 2014 "Quartet in Residence" des Beethovenfestes ist, sein letztes Konzert der diesjährigen Reihe abgeschlossen. Im stimmungsvollen achteckigen Kirchenraum von St. Hildegard in Mehlem mit Martin Noëls 80 Goldpunkten an den Wänden konfrontierte es das zweite Streichquartett des Patrons Alexander Borodin (1881) mit dem zweiten der Quartette, die Beethoven dem russischen Gesandten in Wien, Graf Rasumowski, gewidmet hatte (zwischen 1804 und 06).

Zwei herausragende Stücke der Quartettliteratur, die ein russischer Kontext verbindet: Der komponierende Chemieprofessor Borodin baute in seinem Quartett Nr. 2 D-Dur vor dem Hintergrund einer Bewegung, die nationale russische Identität gegen internationalen Mainstream setzte, zarte, atmosphärische Volksweisen ein; Beethoven lässt in seinem e-Moll-Quartett op. 59/2 ein altes russisches Volkslied erklingen, das später auch Mussorgski verwendet hat.

Das Borodin Quartett ging beide Werke hoch konzentriert und sehr präzise an, ließ sich insbesondere von Borodins "Notturno" fortreißen. Spannend dabei, wie abgeklärt und gleichzeitig wohlklingend der Cellist Vladimir Blashin hier das Thema setzte, während der Primarius Ruben Aharonian Emotionen satt beisteuerte. Vom Geigenschmelz zum Geigenschmalz führte die kurze Reise, bevor man wieder zur strengeren Struktur fand.

Wirklich packend geriet das zweite Rasumowsky-Quartett, bei dem die Borodins vor allem im zweiten Satz ihren satten, homogenen Sound ausspielten. Das Prestofinale dieses ohnehin aufwühlenden Werks riss die Zuhörer förmlich von den Kirchenbänken. Als Einstimmung hatten sie zu Beginn des Abends Beethovens frühes A-Dur-Quartett op. 18/5 gehört. Tänzerisch leicht dreht sich hier fast alles um ein volksliedhaftes Thema. Das Borodin Quartett legte auch hier eine begeisternde Interpretation hin.

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