Pilotprojekt mit Blühstreifen Bienen sollen in Lannesdorf gegen Schädlinge helfen

Lannesdorf · Der Lannesdorfer Obstbauer Peter Schugt nimmt an einem bundesweiten Pilotprojekt teil. Er hat Blühstreifen angelegt, um mit Nützlingen gegen Schädlinge vorzugehen.

Es herrscht Hochbetrieb bei Peter Schugt. Und zwar nicht nur in seinem Obstbaubetrieb in Lannesdorf, sondern auch auf zwei extra angelegten Blühstreifen. Zwischen Klatschmohn und Co. summt und surrt es auf insgesamt einem Hektar. „Ich habe etwa 26 bis 27 Sorten eingebracht“, erzählt Schugt. Das Besondere: Er ist einer von nur 17 Landwirten in ganz Deutschland, die an einer besonderen Aktion des Netzwerks Blühende Landschaft teilnehmen.

Das Ziel: Indem die Landwirte Nützlinge anlocken, sollen Schädlinge bekämpft und damit der Einsatz von Insektiziden reduziert werden. „Es gibt dazu schon Forschungen, aber wir sind die ersten, die das Projekt mit Partnerlandwirten umsetzen“, erklärt auf Anfrage Michael Slaby, Vorstand des Vereins Mellifera und als solcher Träger des Netzwerks. „Deshalb musste ich auch eine Fläche zur Verfügung stellen, die direkt neben meinem Beerenobst ist“, sagt Schugt. Es seien schon Studenten der Uni Bonn da gewesen, die überprüfen würden, wie es sich mit Schäd- und Nützlingen in der Praxis verhalte, so der Obstbauer, der sich für zunächst drei Jahre verpflichtet hat, auf die Flächen zu verzichten. Ausfallzahlungen erhalte Schugt vom Discounter Aldi, der das Projekt unterstütze, so Vereinsvorstand Slaby. Aber der Lannesdorfer meint auch: „Wenn etwas anderes auf den Flächen drauf wäre, würde es sich finanziell mehr rechnen.“

Förderung durch die EU

Dass es eben manchmal um mehr geht, nämlich um Verantwortung, betont Andrea Hornfischer vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV) in Bonn. Und es sei erfreulich, dass die Zahl der Blühstreifen immer mehr zunehme; denn mit der Aussaat engagierten sich Landwirte für die Biodiversität. Schließlich würden die bunten Farbstreifen entlang der Äcker und Wege vielen Arten einen Lebensraum bieten: Darin würden am häufigsten Sonnenblumen, Phacelia, Senf, Ringelblumen und verschiedene Klee-Arten wachsen. Allein im vergangenen Jahr seien im Rheinland auf mehr als 5700 Hektar Blüh- und Brachflächen angelegt worden. „Die Bauern brauchen Bienen und andere Insekten als unersetzliche Bestandteile funktionierender Biotope“, so Hornfischer.

Im Rahmen der EU-Förderung hätten die Landwirte nach Angaben des RLV alleine in NRW auf 138.000 Hektar der ökologischen Vorrangflächen Zwischenfrüchte eingesät. Rund 13.500 Hektar davon würden Pufferstreifen, Brachen oder Blühstreifen ausmachen.

Was Hornfischer betont: „Auf den landwirtschaftlich kultivierten Äckern und Wiesen haben sich spezifische Tierarten der Offenlandschaft angesiedelt.“ Diese könnten nur gemeinsam mit der Landwirtschaft bewahrt werden, da sie ihren Lebensraum oft inmitten der landwirtschaftlich genutzten Flächen gefunden haben. Als Beispiel verweist sie auf die Feldlerche und Wildbienen. Hornfischer: „In den blühenden Flächen finden bestäubende Insekten genau wie Feldvögel wertvolle Lebensräume zur Nahrungssuche, Fortpflanzung und Überwinterung.“ Deshalb appelliert der Verein Mellifera mit Sitz in Rosenfeld/Baden-Württemberg daran, sich über die richtige Blühmischung zu informieren. „Viele der bedrohten Wildbienen sind Feinschmecker“, so Slaby.

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