Nach dem Hochwasser in Bad Godesberg Betroffene fühlen sich von Stadt allein gelassen

BAD GODESBERG · Die Anwohner der vom Hochwasser stark betroffenen Beethovenallee fühlen sich von der Stadtverwaltung im Stich gelassen. Deshalb haben sie sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Ashok Sridharan und die Fraktionen der Bezirksvertretung Bad Godesberg gewandt.

Die aus mehreren Anliegern bestehende Interessengemeinschaft kritisiert zum Beispiel, dass es am 4. Juni keinen Sirenenalarm gegeben habe, der die Bewohner auf die drohende Überflutung ihrer Grundstücke hätte hinweisen können. Das Presseamt der Stadt gab an, dass die Regenmesserdaten der Feuerwehr lediglich auf das Stadtgebiet Bonn beschränkt seien und eine Warnung deshalb nur sehr kurzfristig möglich war. Die Anlieger um Sprecher Wolfram Kuster halten diese Begründung jedoch für nicht nachvollziehbar, da es schließlich bereits drei Stunden zuvor eine Alarmierung in Fritzdorf gegeben habe. „Der Informationsfluss zwischen der Gemeinde Wachtberg und der Stadt Bonn hat demnach nicht funktioniert“, kritisiert Kuster.

Ein weiteres großes Versäumnis sieht er in der fehlenden Informationspolitik der Verwaltung. Bereits im November 2013 wurde das Gebiet an der Beethovenallee von der Bezirksregierung Köln als potenzielle Überschwemmungsfläche gekennzeichnet. Darüber seien die Anwohner allerdings nur unzureichend informiert worden. Die Stadt wies diesen Vorwurf zurück und betonte, dass es öffentliche Bekanntmachungen – auch im General-Anzeiger – gab, die auf die Festlegung des Überschwemmungsgebietes hingewiesen haben. Es sei kein „leistbarer Aufwand“, jeden einzelnen Bürger separat darüber in Kenntnis zu setzen. Wolfram Kuster und die anderen Anlieger der Beethovenallee sehen dieses Vorgehen jedoch als „völlig unzureichend und anfechtbar“ an und behalten sich vor, dieses juristisch überprüfen zu lassen.

Darüber hinaus fordern sie die Stadt auf, bauliche Veränderungen an der Brücke der Hohenzollernstraße vorzunehmen. Dort habe sich nämlich das Wasser gestaut, wodurch es zu einer Flutwelle über die Grundstücke der Beethovenallee gekommen sei. Bereits 2013 stellte die Bezirksregierung Köln fest, dass die Brücke eine „nicht ausreichende hydraulische Leistungsfähigkeit“ besitzt. Kuster verlangt von der Verwaltung, „dass durch bauliche Sofortmaßnahmen die Gefährdung durch die Brückensituation in der Hohenzollernstraße möglichst bald entschärft wird“.

Der Bürgerbund Bonn (BBB) hat bereits auf den offenen Brief der Interessengemeinschaft reagiert und beantragt, das Anliegen in die Tagesordnung der Bezirksvertretung Bad Godesberg am 6. Juli aufzunehmen. Die Folgen des Hochwassers müssten auch politisch bewertet und beraten werden, so Marcel Schmitt.

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