20. Geburtstag der König-Fahad-Akademie Bekenntnis zur Offenheit

BAD GODESBERG · Zum 20. Geburtstag gab's gleich mehrere Geschenke, über die sich Schüler und Lehrer der König-Fahad-Akademie (KFA) gleichermaßen freuen: Die Ölfirma Saudi Aramco hat die Einrichtung eines Sprachlabors und eines Physik-/Chemie-Fachraumes mitfinanziert.

Letzterer lässt für einen anspruchsvollen naturwissenschaftlichen Unterricht ebenso wenig Wünsche offen wie das Sprachlabor, das an jedem Arbeitsplatz einen im Tisch versenkten PC-Monitor und eine Tastatur bereithält. Der Lehrer unterrichtet und kommuniziert über eine interaktive digitale Tafel - von denen es jetzt 22 an der KFA gebe, erklärte Schulleiter Ibrahim Al-Megren dem Gast aus Berlin, dem saudi-arabischen Botschafter Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, beim Rundgang durch die Schule. Neu eingerichtet wurde im Jubiläumsjahr der saudi-arabischen Schule auch der Biologiefachraum.

Fast 20 Jahre ist es her, dass am 15. September 1995 der saudische Prinz Abd al-Aziz ben Fahd und die damalige Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann die Schule für Kinder aus arabischen Ländern an der Mallwitzstraße in Lannesdorf eröffneten. Denn als solche ist sie bis heute konzipiert: als Ergänzungsschule - also als Schule in privater Trägerschaft, die den Unterricht auf Arabisch abhält - für Kinder, deren Eltern berufsbedingt oder als Medizintouristen nur zeitweise in Deutschland weilen. Dass die Schule früher dagegen verstieß, war ihr dann auch beinahe zum Verhängnis geworden, weil die Bezirksregierung 2003 mit der Schließung drohte (siehe Text unten).

So spielte Botschafter Shobokshi gestern in seiner Rede bei der Feierstunde mit der Formulierung "einige Stolpersteine" auf diese Negativschlagzeilen an. Ein wenig deutlicher wurde Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, als er als Gastredner von den Krisen zu Beginn der 2000er Jahre sprach und an den Einfluss islamistischer Kreise erinnerte, der eine breite Diskussion und zügige Gegenmaßnahmen ausgelöst habe. "Es ist wichtig, dass die Schule deutlich macht, dass unsere deutsche Verfassung geachtet wird und dass islamistische Bestrebungen hier keinen Platz haben." In dem Zusammenhang lobte Nimptsch Schulleiter Al-Megren, der sich nicht nur bei den Krawallen von Salafisten am 5. Mai 2012 von extremistischen Bestrebungen distanziert habe.

In der Tat zogen sich Begriffe wie "Offenheit" und "interkultureller Austausch" beim Festakt wie ein roter Faden durch die Reden. Auch die rund 40 Absolventen, die gestern ihren Schulabschluss feierten, betonten, dass sich ihre Schule nach außen geöffnet habe. "Wir haben im Fach Religion mittlerweile zu zahlreichen Godesberger Schulen Kontakt", sagte KFA-Sprecherin Katharina Wildermuth. Zudem sei die Schule Mitbegründerin des Interreligiösen Dialogkreises in Bad Godesberg, der sich regelmäßig in der Akademie trifft. Seit 2013 ist die Schule Ort für Kunstausstellungen wie für die des Frauenmusems, so Wildermuth. Sie selbst ist Katholikin und beobachtet im Lehrerkollegium und bei den Schülern ganz unterschiedliche Ansichten von konservativ bis liberal, die regelmäßig auch in großer Runde ausgesprochen würden.

Besonders stolz sei die Schule, dass sie 2014 von der International Baccalaureate (IB) Organisation dazu autorisiert wurde, den IB-Abschluss zu ermöglichen, sagte Al-Megren. Botschafter Shobokshi ergänzte, 650 Schüler hätten in den 20 Jahren die Fahad-Akademie absolviert, viele von ihnen hätten erfolgreiche Berufslaufbahnen eingeschlagen.

Die KFA führt von Klasse 1 bis 12 zum saudi-arabischen Abitur. Die zurzeit etwa 150 Schüler aus dem arabischen Raum werden von 36 Lehrern in den gängigen Schulfächern nach saudi-arabischem Curriculum und in arabischer Sprache unterrichtet. Deutsch und Englisch sind obligatorische Fremdsprachen in allen Klassenstufen.

Weitere Informationen gibt es auch unter www.kfa-bonn.de.

Rückblick: Die Fahad-Akademie in den Schlagzeilen

  • Deutschlandweit geriet die König-Fahad-Akademie 2003 in die Schlagzeilen. In einem Fernsehbericht wurde von Verbindungen zu islamistischen Kreisen berichtet. Einer der Lehrer soll zum heiligen Krieg aufgerufen haben.
  • Während einer der ehemaligen Schüler dem GA später sagte, sein Lehrer sei falsch verstanden worden, berichtete ein ehemaliger Lehrer, es habe in der Tat seit Ende der 1990er Jahre eine kleine Gruppe von Lehrern gegeben, die radikale Ansichten verbreitet habe. Zudem stellte sich heraus, dass die Schule auch Kinder unterrichtete, die dauerhaft in Bonn wohnten und deshalb keine Genehmigung für den Unterricht hätten erhalten dürfen.
  • Weiterhin sollen Schulbücher Passagen enthalten haben, in denen antiwestliche und antijüdische Ansichten verbreitet wurden. Bezirksregierung und Bonner Schulamt gingen diesen Vorwürfen nach. Seitdem würden Lehrpläne und Schulbücher in ihrer Übersetzung stichprobenartig auf radikale Inhalte überprüft, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung gestern. "Beanstandungen gab es seit damals nicht mehr."
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