Gang von Sassnitz in die Schweiz Barfuß auf dem Weg zum Weltrekord durch Bad Godesberg

Bad Godesberg · In 86 Tagen von Sassnitz in die Schweiz: Aldo Berti macht auf seinem Weltrekordversuch auch Station bei seinen Freunden in Bad Godesberg.

 Aldo Berti auf der Alten Bahnhofstraße in Bad Godesberg: 2100 Kilometer legt er barfuß für den guten Zweck zurück.

Aldo Berti auf der Alten Bahnhofstraße in Bad Godesberg: 2100 Kilometer legt er barfuß für den guten Zweck zurück.

Foto: Ronald Friese

Opernsänger, Psychotherapeut, Heilpraktiker, Boxer und seit neuestem auch Weltrekordanwärter: Aldo Berti hat viele Talente und sucht die Herausforderung. Diesmal barfuß: Am 29. Mai ist der 53-Jährige in Sassnitz auf Rügen gestartet, um rund 2100 Kilometer bis zum Kloster Einsiedeln in der Schweiz zu laufen. Mal geht er alleine, mal mit einem Streckenpaten oder einer seiner drei Töchter. Nach 85 Tagen will er am Ziel sein. „Barfußgehen ist die für den Menschen vorgesehene Gangart“, sagt Berti, der seit Anfang 2016 trainiert und sich seitdem gesünder fühlt. „Die Fußmuskulatur ist die Basis für unsere Statik, alles andere baut sich darauf auf.“ Zu Beginn seiner Rekordtour gab es auch Tage, an denen er am liebsten nach Hause gefahren wäre. Aber eine Nacht im Hotel und Fußsalbe können Wunder wirken.

Auf der jüngsten Etappe von Köln nach Bad Godesberg musste Berti zumindest den 14 Kilo schweren Rucksack nicht tragen. Sein Freund Klaus Krosanke transportierte das Gepäck und lud ihn zu einer Gesprächsrunde bei Bücher Bosch ein. Dort begrüßten die Inhaber Krosanke und seine Frau Gabriele Schäfer den Gast natürlich barfuß. „Ich war begeistert, wie viele Bücher es zum Thema gute Füße gibt“, sagte Schäfer mit Blick auf den aufgebauten Büchertisch. „Füße gut, alles gut“ heißt es da oder „Fit mit jedem Schritt“.

Aldo Berti geht es vor allem um den guten Zweck, denn er sammelt während des Laufs Geld für drei Kinderhilfsprojekte, die ihm am Herzen liegen. Dass Gutes manchmal weh tut, weiß er seit der Aktion „Blaue Flecke für gute Zwecke“, die er gemeinsam mit Boxlegende Luan Krasniqi gestartet hat. Der größte Feind des Barfußläufers sind Splitt und Scherben. „Hier in Bonn ist es ziemlich sauber“, findet der Wanderer, der pro Tag 25 bis 35 Kilometer zurücklegt. Noch ordentlicher waren die Wege nur in Dortmund.

Idee kam 2015

Die Idee zum Rekordversuch bekam Berti 2015, als er einen befreundeten Arzt begleitete. „Da hatte ich schon nach zwei Kilometern die ersten Blasen.“ Im Mittelpunkt steht seitdem die körperliche Herausforderung und nicht etwa eine spirituelle Mission. Zunächst galt es, 1800 Kilometer zu knacken, doch dann meldete die Guinnessbuch-Redaktion, dass die längste Barfußreise inzwischen bei 2080 Kilometer lag. Berti verzichtet deshalb komplett auf Ruhetage, legt stattdessen Extra-Wanderungen ein und hofft, dass das GPS-Gerät am Ende 2100 Kilometer anzeigt. Falls nicht, geht er von Einsiedeln eben noch die 130 Kilometer zu Fuß nach Hause in den Schwarzwald.

Umwege sind manchmal nötig, auch beruflich. 1997 sang Aldo Berti seine letzte Oper in Hamburg und wechselte dann auf die Heilpraktikerschule, wo er sich auf traditionelle chinesische Medizin und Psychotherapie spezialisierte. Er praktiziert heute in Villingen und Hamburg.

Barfußlauf sorgt für kritische Blicke

Die Benefiz-Pilgertour, die sich an den Strecken der Jakobswege orientiert, verlief bislang relativ verletzungsfrei. Um bei einer möglichen Gepäckkontrolle den Rekordversuch nicht zu gefährden, hat der 53-Jährige gar keine Schuhe mitgenommen. Das sorgt beim Frühstück im Hotel manchmal für kritische Blicke.

In manchen Situationen sind Schuhe praktisch, deshalb wird Berti sie auch wieder anziehen. „Ich bin kein ideologischer Barfußläufer.“ Wenn sich die Freunde das nächste Mal treffen, wird er wohl Segelschuhe tragen. „An Bord bin ich der Boss. Alles andere wäre zu gefährlich“, sagte Klaus Krosanke. Segler sind die beiden nämlich auch noch.

Wie der Rekordversuch weitergeht, können Interessierte im Internet unter barfussweltrekord.aldo-berti.de verfolgen.

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