Deutsche Telekom Bad Godesberger Telefonzellen-Netz wird ausgedünnt

BAD GODESBERG · Noch steht sie - die Telefonzelle an der Rheinstraße, direkt am Rüngsdorfer Dorfplatz. Aber wohl nicht mehr lange. Das gelbe Häuschen ist eine von 10.000 "öffentlichen Kommunikationsstellen", die die Telekom deutschlandweit bis zum nächsten Jahr abbauen will.

57 Standorte sind in ganz Bonn betroffen, 23 alleine in Bad Godesberg. "Bedarfsanpassung" heißt die Maßnahme im Amtsdeutsch. Die Gründe sind nicht schwer zu erraten: Fast jeder hat mittlerweile einen Festnetzanschluss und/oder besitzt ein Handy. Deshalb sind die Nutzungszahlen und dementsprechend der Umsatz zurückgegangen, und zwar in den letzten fünf Jahren "rapide", wie die Telekom auf Anfrage erklärt.

Die Standorte, die jetzt wegfallen sollen, haben sich laut Konzern als "extrem unwirtschaftlich" erwiesen. Wieviel Umsatz insgesamt mit Gesprächen aus öffentlichen Telefonzellen gemacht wird, möchte André Hofmann, Telekom-Pressesprecher für die Region West, nicht sagen. Der Grund: "Wir stehen in Konkurrenz mit anderen Wettbewerbern." In 2008 wurde zwischen Flensburg und Passau aber immerhin noch 210 Millionen Mal zum fest installierten, öffentlich zugänglichen Hörer gegriffen, und zwar an derzeit 91.000 "Kommunikationsstellen".

Dabei handelt es sich zumeist um die schlanken Telefonsäulen und Häuschen in diversen Ausführungen und mit Magenta-Akzenten. Aber auch die gelben Häuschen findet man noch hier und da wie eben an der Rheinstraße in Rüngsdorf. In Bonn werden 20, in Beuel 10 und in Hardtberg vier Telefon-Stationen wegfallen. Übrig bleiben dann aber immerhin noch 258 Fernsprecher auf Bonner Gebiet.

Das Telefonsäulen-Netz wird also grobmaschiger, reißt aber nicht. Die Verpflichtung, eine "flächendeckende und bedarfsgerechte" Versorgung zu gewährleisten, sieht der Konzern weiterhin erfüllt. Grünes Licht gab es zudem von der Bundesnetzagentur. Die genehmigte im Mai 2009 die "Strukturanpassung" im Einvernehmen mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände.

Auf Einwände der jeweiligen Städte und Gemeinden soll aber Rücksicht genommen werden, verspricht Hofmann: "Telefonzellen vor Alten- oder Seniorenheimen werden wir nach Möglichkeit nicht abbauen." In Bad Godesberg wäre die Telefonzelle vor dem Vinzenzhaus in der Friedrichallee ein Beispiel. Auch soll bei sogenannten "Mehrfachaufstellungen" möglichst ein "Endgerät" stehen bleiben, heißt: aus mehreren nebeneinander wird eine.

Die Entfernungen zwischen den Telefonstelen werden damit künftig größer. Die Aufstellung der Telekom verzeichnet, wie weit es von den Standorten in der Streichliste zum nächsten Fernsprecher ist. Wenn beispielsweise der Standort Schwertberger Straße wegfällt, bietet sich der Fernsprecher Am Fronhof an, nur 250 Meter entfernt.

Es gibt aber auch größere Distanzen. Sollte künftig jemand zum Pappelweg eilen und vergeblich nach einer Telefonsäule Ausschau halten, muss er immerhin rund 1000 Meter zum Akazienweg gehen. Doch wer weiß das schon? Eine Telefonsäulenortung per GPS wäre da praktisch - am besten direkt aufs Handy.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort