Neue Adresse an der Augustastraße 82 Bad Godesberger Heimatverein bezieht neues Domizil

BAD GODESBERG · Ein Godesberger Geschwisterpaar vermachte dem Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte (VHH) ihr Haus im Villenviertel. Jetzt ist es saniert und bezogen.

 Heimatverein

Heimatverein

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Schon ein wenig stolz öffnet Martin Ammermüller die Tür zum neuen Domizil des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (VHH). „Das Türgitter hat noch der frühere Besitzer, der bekannte Kunstschmied Johann Gernhard, gefertigt“, sagt der Vereinsvorsitzende. Nach zwölf Monaten Sanierung ist der Heimatverein nun auf 40 Quadratmeter in zwei Räume im Parterre des stattlichen, rot verklinkerten Hauses eingezogen. Die anderen Räumlichkeiten hat er vermietet.

Wie berichtet, hatten die Schwestern Anneliese und Ilse Gernhard dem Verein ihr Elternhaus an der Augustastraße 82 nach ihrem Ableben vermacht. Die Damen hatten 1987 auf einer Studienfahrt des Heimatvereins nach Berlin-Steglitz von einer Hausschenkung für den dortigen Heimatverein erfahren. „Und da haben sie sich zugeflüstert: Das machen wir auch“, berichtet Ammermüller. Er erinnert sich an seine Gespräche mit der 2015 verstorbenen Anneliese Gernhard. „Hochbetagt und ebenso zierlich wie souverän hatte sie als ehemalige Lehrerin noch alle historischen Details über ihre Familie sofort parat.“

Ammermüller führt ins ehemalige Wohnzimmer, in dem unter einem Godesburg-Gemälde sein Schreibtisch sowie jede Menge Aktenmaterial untergekommen sind. Der promovierte Jurist und ehemalige Ministerialdirektor im Bundesarbeitsministerium zeigt in den Heimatblättern des Vereins von 2016 einen Bericht über die Spenderfamilie Gernhard und ihre Kunstwerke, die im ganzen Bundesgebiet verstreut sind.

Statik im Keller machte Probleme

Wie berichtet, gehört auch das mächtige Tor an der Redoute zu den Hinterlassenschaften. Von Gottlieb Gernhard stammt auch der herrlich umrahmte Spiegel im Foyer des Hauses, von Bruder Johann wiederum die fein in Bronze gearbeitete Kaminabdeckung daneben. Ammermüller führt weiter ins ehemalige Elternschlafzimmer, das jetzt Sitzungsraum und Archiv des Vereins geworden ist. Draußen lockt ein Garten. „Wir liegen hier genau richtig ökumenisch auf der Luftlinie zwischen der evangelischen Kirche und dem katholischen St. Augustinus“, sagt Ammermüller lächelnd während die Glocken der Christuskirche zu hören sind.

Seit den 1960er-Jahren ist der Verein, der zuvor immer zu Hause bei den Vorsitzenden getagt habe, schon mehrfach umgezogen: von der damaligen Bezirksbibliothek an der Koblenzer Straße zum Kurpark und dann zu wechselnden Adressen an der Kurfürstenallee. Aus den letzten schadstoffbelasteten Räumen im Rathaus habe man dann ohnehin ausziehen müssen, so Ammermüller. Von daher sei die Widmung der alten Damen eine glückliche Fügung gewesen.

Zwölf Monate Grundsanierung liegen jetzt hinter ihm. Die Statik im Keller habe Probleme gemacht. Das Dachgeschoss sei nur notdürftig gebaut gewesen. Fenster, Dämmungen, Fußböden, Heizung, Elektrizität, Wasserleitungen, alles habe neu gemacht werden müssen. Ammermüller stöhnt leise. Zu den geplanten gut 400 000 Euro Grundschulden waren plötzlich mehr als 100 000 Euro hinzugekommen. Die müsse der Verein so schnell wie möglich zurückzahlen.

Natürlich helfen dabei die Mieteinnahmen, rechnet Ammermüller vor. Aber der Verein hoffe auch auf die Spendenbereitschaft seiner Mitglieder und an Heimatgeschichte Interessierter. Der Verein sei ja schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen: als treue Stifter die plötzlich gestiegenen Kosten für die Anlage des Draitschbrunnens begleichen halfen (der GA berichtete). „Wir waren von der Insolvenz bedroht“, so Ammermüller. In diesem neuen Domizil werde man jetzt auf jeden Fall solide die nächsten 20 Jahre die Vereinsarbeit machen können.

Der Vorsitzende öffnet Ute Nieke die Tür. Das Vereinsmitglied möchte sich mit weiteren Exemplaren des Heftes „Rüngsdorfer Spaziergang“ versorgen, in dem auch ihr eigenes genannt ist. Nächstes Jahr wird der Verein sein 150-Jähriges feiern, erinnert Ammermüller. Ein entsprechender Bildband sei gerade im Druck. Und am 29. Oktober werde die dazugehörende Bilderausstellung „Schönes Bad Godesberg“ in der Volkshochschule am Michaelsplatz eröffnet. Davor können sich Neugierige aber erst einmal am 29. September von 11 bis 16 Uhr diese neue Geschäftsstelle anschauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort