Ausdrucksstark bis zum Finale Bach-Konzert in Bad Godesberger Erlöserkirche

BAD GODESBERG · Karfreitag in der Erlöserkirche: Orchester, Chor und Solisten überzeugen bei Bachs Matthäuspassion. Kantor Frommelt dirigiert eine reine Variante des Klassikers.

 Bis auf den letzten Platz gefüllt war Karfreitag die Erlöserkirche.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war Karfreitag die Erlöserkirche.

Foto: Ronald Friese

Man kann die Matthäuspassion, diese monumentale Weltmusik von Johann Sebastian Bach, romantisch beseelt spielen. Man kann sie vollblütig bis dramatisch oder auch rein und klar, ja man kann sie sogar effektvoll federnd inszenieren. Der erfahrene Kantor Christian Frommelt wählte bei seiner Aufführung der berühmten Passion am Karfreitag in der bis auf den letzten Platz besetzten Erlöserkirche die klare und reine Variante.

Und das protestantische Godesberg konnte so seinen höchsten Feiertag im Jahr mit Inbrunst zelebrieren. Die universale Harmonie, die man gerade diesem Monumentalwerk des Leipziger Musikgenies nachsagt, konnte sich entfalten: Da umtanzten sich Stimmen und Instrumente drei Stunden lang, bis das aufgehetzte Volk des Evangeliums seinen Friedenspropheten dann doch wirklich bestialisch ans Kreuz genagelt hatte. Fast 300 Jahre ist dieser musikalische Bericht vom Leiden und Sterben Jesu schon alt und hat doch nichts von seiner Faszination verloren.

„Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“ hoben Chor und Orchester vorne in der Apsis mächtig an. Um dann in ein schmerzliches „Erbarm dich, unser Jesu“ zu münden. Mit der Wahl seines Evangelisten-Tenors lag Frommelt goldrichtig: Thomas Klose sang seinen umfangreichen Part temperamentvoll strahlend und klar artikulierend, sodass der Text bis in die letzte Kirchenreihe drang. In nichts stand ihm der ausgezeichnete Bass von Benjamin Craw nach, sonor und reif vom letzten Abendmahl bis zum schweren Gang zum Kreuz. Andrea Graff, Sopran, Alexandra Thomas, Alt, Nikolaus Borchert, Tenor, und Frederick Schauhoff, Bass, sangen ihre Soli wohltemperiert und ausdrucksstark. Mit Schauhoff war damit ein ehemaliger Kantoreischüler als fertiger Sänger in seine Kirche zurückgekehrt.

Es stellt einen Kraftakt dar, bis zum finalen donnernden Choral „Wir setzen uns in Tränen nieder“ den Faden nicht reißen zu lassen. Kantorei und Orchester spielten auf hervorragendem Niveau. Man sagt, Bachs Passion bringe mit ihrer fulminanten Wucht auch Atheisten zum Gedenken an Gott. Am Karfreitag in der Erlöserkirche dürfte auch das hier und da passiert sein.

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