Neubaupläne in Friesdorf Bürger befürchten Abwertung des Quartiers

FRIESDORF · Was für die Bauherren eine Aufwertung des Quartiers ist, ist für die Anderen, die Mieter und Nachbarn rund um Ürziger Straße und Grünen Weg in Friesdorf, eine "Quartiersabwertung". Für manchen unter den rund 50 Teilnehmern, die am Freitagabend in die Bad Godesberger Stadthalle gekommen waren, um mit den Eigentümern und Bauherren des Bauprojekts Grüner Weg ins Gespräch zu kommen, handelte es sich gar "um eine Ironie der Geschichte".

"In einem Bereich, der in den 1950er Jahren als eine Art Gartenstadt angelegt wurde, soll nun nachverdichtet werden", stellte eine Bürgerin kopfschüttelnd fest. Die Stimmung unter den anwesenden Mietern und Nachbarn in der Stadthalle war deshalb denkbar schlecht, die Liste der Kritikpunkte lang.

Worum geht es? Die bereits Ende 2012 durch die Stadt grundsätzlich genehmigte Neubebauung einer Freifläche zwischen Grünem Weg, Rüdesheimer sowie Ürziger Straße nimmt nun konkrete Formen an. Der Baubeginn durch die Industria, eine Wohnungsbaugesellschaft aus Frankfurt, ist für das nächste Frühjahr angekündigt, die Fertigstellung von 42 Wohnungen soll Mitte 2016 erfolgen.

"Die leer stehenden Gewerbeflächen werden für die neue Gebäude-Reihe abgerissen, es sind aber weder ein Abriss noch eine Aufstockung der bestehenden Wohnbebauung geplant", sagte Ronald Schäfer, technischer Leiter bei Industria Wohnen. "Unser Ziel ist es, neuen Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig die Lebensqualität für die heutigen Mieter zu verbessern", sagte Schäfer. Geplant ist eine Neugestaltung der Grün- und Spielplatzflächen im Innenbereich und Umfeld der Liegenschaften. Dabei sollen die Mieter frühzeitig in die Planungen eingebunden werden.

"Was aber ist mit der Sanierung des Altbestands?", fragte ein Mieter und schilderte den schlechten Zustand der Waschküchen im Haus. "Viele ältere Bewohner sind froh, dass sie bislang ins Grüne schauen können", meinte ein weiterer Mieter. Diesen Mietern sicherte Schäfer "einen bevorzugten Umzug in die Neubauten" zu.

Auch sonst gab es nicht nur schlechte Nachrichten seitens der Vermieter. So stellte Schäfer Mietminderungen für die Bauzeit in Aussicht und gab beim Thema möglicher Mieterhöhungen fürs Erste auch Entwarnung: "Ihre Nebenkosten werden sinken." Weitere Fragen und Kritikpunkte wie die nach ausreichenden Stellplätzen - geplant sind zusätzliche Stellplätze sowohl oberirdisch als auch in einer Tiefgarage - wurden in einen Katalog aufgenommen, der demnächst in kleinen Workshops mit Mietervertretern im Detail diskutiert werden soll.

Einziger Vertreter der Kommunalpolitik im Saal war der Stadtverordnete Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn (BBB), der sich schon in der Vergangenheit gegen den geplanten Geschosswohnungsbau ausgesprochen hatte. Er hat auch weiterhin erhebliche Bedenken gegen die beabsichtigte Verdichtung der Siedlung: "Es steht zu befürchten, dass in Folge des Neubauvorhabens die Wohn- und Lebensqualität der heutigen Bewohner der Siedlung beeinträchtigt wird. Bürger, die die absehbare Beseitigung von wertvollem Baumbestand und die Versiegelung der Grünfläche ablehnen, sollten sich mit ihren Einsprüchen an den Oberbürgermeister wenden", sagte Schmitt.

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