Dachdeckerbetrieb Roberz Aus nach fast 120 Jahren

BAD GODESBERG · Das renommierte Dachdeckerunternehmen Roberz & Söhne sieht sich gezwungen, zum 31. März 2017 seinen Betrieb am Stammhaus Beethovenallee 33 zu schließen.

 Ralph und Christoph Roberz versuchen, die Entscheidung mit Fassung zu tragen, aber die Kosten der Hochwasserschäden und die weitere Gefährdung ließen ihnen keine andere Wahl, bekennen sie.

Ralph und Christoph Roberz versuchen, die Entscheidung mit Fassung zu tragen, aber die Kosten der Hochwasserschäden und die weitere Gefährdung ließen ihnen keine andere Wahl, bekennen sie.

Foto: friese

„Es geht nicht mehr. Die schlimmen Überschwemmungen am 4. Juni haben uns klar gemacht, dass wir an diesem Standort nicht mehr weiterarbeiten können“, erklärt Geschäftsführer Ralph Roberz.

Man werde aber sämtliche Aufträge bis zum 31. März fristgerecht und zuverlässig erfüllen und sei bis dahin auch auf neue Aufträge angewiesen, fügt Juniorchef Christoph Roberz hinzu. „Wir sind die nächsten sieben Monate weiterhin rund um die Uhr ansprechbar und verfügen auch über die nötigen Gerätschaften und Mitarbeiter.“ Die 15 weiteren Dachdecker, Klempner, Gerüstbauer, Büro- und Hilfskräfte werde man selbstverständlich, so gut es gehe, bei ihrer Neuorientierung unterstützen, verspricht der Junior. „Die Firma wird nach dem 31. März ganz ordnungsgemäß abgewickelt.“

Die Tragödie des 4. Juni, als Überschwemmungen des Godesberger Bachs besonders an der Beethoven- und Brunnenallee gerade für Geschäftsleute enorme Verwüstungen anrichteten (der GA berichtete), sitzt Vater und Sohn in den Knochen. „Im Nu stand das Wasser in der Halle auf 1,60 Meter. Viele Maschinen und große Teile des Materials sind abgesoffen“, erzählt der Junior und zeigt Fotos von dramatischen Rettungsaktionen.

Bei einem Rundgang auf dem am Godesbach gelegenen 1800 Quadratmeter großen Gelände wirkt der Senior immer noch wie ein Boxer nach dem K.o. Hier sei die Schutzmauer vom gewaltigen Druck des Wassers eingebrochen, dort hätten Mauerteile einen herbeigeeilten Mitarbeiter fast erschlagen, klagt Ralph Roberz. Er habe in aller Schnelligkeit noch alle Lastwagen und Gabelstapler vom überschwemmten Hof in den gegenüberliegenden Park gerettet, berichtet Sohn Christoph. Als der Vater den letzten Gerüstwagen hinterher steuerte, sei ihm schon die nächste Flut entgegengeschlagen. Seine Frau Jolanta Roberz habe ihm, knietief im Wasser, herumtreibende Holzplanken aus dem Weg geräumt.

Rund 800 Aufräumstunden hätten alle Mitarbeiter danach gebraucht, um die auch durch Schlamm verursachten Schäden zu beseitigen, sagt Ralph Roberz. Gut 100 000 Euro Verlust seien dem Unternehmen entstanden. 40 000 Euro zahle die Versicherung. „Und wir werden auf bis zu 60 000 Euro sitzenbleiben.“ Das könne sich ein Unternehmen nicht noch einmal leisten, ergänzt Sohn Christoph. Deshalb gebe man den Betrieb auf.

Längst präsentiert sich der Firmenhof wieder blitzblank. Die Wände der Häuser, wo das Wasser über einen Meter hoch stand, sind vom Putz befreit und inzwischen endlich getrocknet. Nur die Wasserhöhe zeichnet sich noch leicht ab. Die Böden sind neu gemacht. Vom Hochwasser zerstörte Regale und Maschinen sind noch zu sehen. Was an Ersatzmaschinen und Gerätschaften für die weitere Arbeit der nächsten sieben Monate gebraucht wird, wird hinzugekauft.

Christoph Roberz atmet durch und fügt dann doch noch drei bittere Erkenntnisse hinzu. Erstens: Warum gebe es in Bonn kein Frühwarnsystem für Überschwemmungen wie diese? „Wären wir drei Stunden vorher gewarnt worden, hätten wir noch etliche Maßnahmen ergreifen können.“. Zweitens glaubt Christoph Roberz, dass eine Ursache des Hochwassers in der unzureichenden Brückenkonstruktion an der Hohenzollernstraße liegt. Und drittens habe er erst jetzt erfahren, dass die Bezirksregierung die Zeile Beethovenstraße 33 bis 53 schon 2013 zum hochwassergefährdeten Gebiet erklärt habe, sagt der Junior. „Niemand hat uns darüber informiert, wir hätten uns doch besser wappnen müssen.“ Sein Vater schluckt. Immerhin werden demnächst fünf Generationen Arbeit des Bad Godesberger Traditionsunternehmens Roberz und Söhne wegen der Hochwassergefährdung zu Ende gehen.

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