Vermessung in Bad Godesberg Auf der Suche nach Überschwemmungsgebieten

BAD GODESBERG · Die Bezirksregierung Köln hat nach dem schweren Juni-Unwetter reagiert. Sie will sogenannte Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten des Godesberger Bachs erstellen. Zur Vorbereitung wird der Bach derzeit auch in den Uferbereichen vermessen.

Das schwere Juni-Unwetter und damit einhergehende Überschwemmungen haben in Bad Godesberg Spuren hinterlassen. Und das nicht nur, weil unter anderem die Fronhofer Galeria infolge dessen monatelang gesperrt gewesen war. Vor allem die Betroffenen, deren Häuser und Wohnungen im schlimmsten Fall nicht mehr bewohnbar waren, haben Sorge, dass sich ein solches Ereignis wiederholen könnte. Unbegründet ist das nicht: Schon 2010 und 2013 hatten Regenfälle für schwere Überschwemmungen gesorgt, es waren hauptsächlich Wachtberg und Mehlem betroffen.

Die Vermessung zieht sich vom Quellgebiet in Wachtberg-Fritzdorf bis zur Simrockallee/Am Büchel, erzählt Gewässervermesserin Ina Wittke, die gemeinsam mit Heinrich Schelhas und Marc Lavallee den rund 15,5 Kilometer langen Bach unter die Lupe nimmt. Im innerstädtischen Bereich wird im Abstand von 50 Metern, ansonsten von 100 Metern vermessen. Dabei werden zum Beispiel Brückenbauwerke, Büsche, Verengungen und Verrohrungen erfasst und festgehalten, so Wittke. „Wenn es viele Bauwerke gibt, schaffen wir pro Tag 500 Meter, ansonsten einen Kilometer“, sagt die Gewässervermesserin.

Sind die Daten erfasst, übernimmt die Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH, in deren Auftrag Wittke und ihr Team unterwegs sind. Dann wird auf Basis der Vermessung zunächst ein hydraulisches Modell erstellt, mit dem die Überschwemmungsgebiete und Wasserstände berechnet werden, erläutert Oliver Buchholz, Projektleiter und geschäftsführender Gesellschafter bei der Hydrotec. Parallel kommt ein hydrologisches Modell zum Einsatz, „das den Niederschlag transformiert“.

Dann werden die Karten erstellt, und zwar für ein zehnjährliches, ein 100-jährliches und ein extremes Hochwasserereignis. Wie viel Regen fallen muss, damit das jeweilige Szenario erreicht ist, steht noch nicht fest. Denn da es in Bad Godesberg und Wachtberg in den vergangenen Jahren mehrere verheerende Unwetter und Überschwemmungen gegeben habe, müsse man neue Statistiken erstellen. Soll heißen: Was früher als 100-jährliches Ereignis galt, könnte nun als viel häufigeres eingestuft werden.

Liegen die Karten vor, sind Städte, Gemeinden und auch die Bürger selbst gefragt. Sie müssen Maßnahmen zum Schutz ergreifen. „In vielen Bereichen ist Eigenvorsorge gefragt“, sagt Buchholz. Wasserdichte Türen und Kellerfenster könnten zum Beispiel eine Maßnahme der Hausbesitzer sein. Das Projekt ist auf ein Jahr angelegt, Anfang 2018 soll somit alles fertig sein, sagt Buchholz. Anschließend werden die Flächen von der Bezirksregierung amtlich festgesetzt.

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