Behinderten Gemeinschaft Bonn Auf dem Weg zur Barrierefreiheit

BONN · Auf dem Weg zur behindertengerechten Stadt hat Bonn noch eine gute Strecke zurückzulegen. Das meint Claus Parlow, Vorsitzender der Behinderten-Gemeinschaft Bonn. "Auch die öffentlichen Gebäude sind leider noch nicht alle barrierefrei", sagt Parlow. Der Verein lädt für Mittwoch, 25. Juni, ab 17 Uhr in der Bad Godesberger Stadthalle, Koblenzer Straße 80, zu seiner öffentlichen Sitzung ein.

"Im Godesberger Rathaus sind für Rollstuhlfahrer und Blinde einige Büros überhaupt nicht zu erreichen", berichtet Parlow. Selbst im Stadthaus werde es auf Initiative der Behinderten-Gemeinschaft erst Ende dieses Jahres ein Leitsystem geben, mit dem sich Blinde zurechtfinden könnten. Immerhin komme er als Rollstuhlfahrer im Stadthaus über Aufzüge, elektrische Türen und die Passage in sämtliche Ämter.

Als Mitarbeiter im Tiefbauamt sorgt er übrigens selbst mit dafür, dass die Stadt mit ihrem Behindertenpolitischen Teilhabeplan die UN-Behindertenrechtskonvention weiter umsetzt. Das gerade umgebaute Beueler Rathaus sei nun gut erreichbar, so Parlow. "Duisdorf geht, wenn keine Trauung stattfindet. Sonst müssen wir da auf der Rampe mitten durch die Hochzeit durchfahren, weil Rollstühle sonst nicht reinkommen." Die Stadt stecke viel Geld in behindertengerechte Neuerungen. Sie lasse derzeit etwa in der Kölnstraße Bordsteine herabsetzen.

Mit den Stadtwerken mache sie auch immer mehr Haltstellen barrierefrei, so Parlow. Das werde momentan auch bei der Haltestelle Stadthaus umgesetzt. In die oberirdischen Straßenbahnen am Hauptbahnhof komme aber noch immer kein Mensch mit Rollstuhl hinein. Bedenklich sei für ihn außerdem, dass die große Südüberbauung ohne Rampe verwirklicht werde solle. "Was mache ich als Rollstuhlfahrer, wenn bei einer Panik die Aufzüge nicht gehen und ich unten nicht mehr wegkomme?", fragt Parlow.

Und wie kommen Behinderte in Kultureinrichtungen? "In die Oper, ins Brückenforum, in die Springmaus ohne Probleme. Und auch mit dem Pantheon suchen wir momentan eine Lösung", berichtet der Vorsitzende der Behinderten- Gemeinschaft. Schwierig sei es für Kinogänger.

Nur das Rex und die Filmbühne seien auf Rollstuhlfahrer vorbereitet. "Da muss sich noch viel tun." Am schlimmsten sei für ihn aber die fehlende Rücksichtnahme vieler Bonner. "Im Gedränge werden wir in der City einfach übersehen. Die Menschen rennen gegen unsere Rollstühle", klagt Parlow. "Da sind wir manchmal wirklich aufgeschmissen." Diese Probleme wolle man in der Sitzung diskutieren.

Info

Um Anmeldung wird bis Montag, 23. Juni, per E-Mail an constanze.rolff@bgbonn.de gebeten. Ein Gebärdensprach- und Schriftdolmetscher kann geboten werden.

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