Volkshochschulkurs im Schweinheimer Wald Auch bei Holz gibt es Modetrends

Schweinheim · „Ist das nun eine Eibe? Oder doch eher eine Tanne?“, rätselten 30 interessierte Bonner. Mit dem Stadtförster Sebastian Korintenberg ging es bei einem Kurs der Volkshochschule zwei Stunden lang in den Schweinheimer Kottenforst.

 Gehölzwanderung mit Stadtförster Sebastian Korintenberg (links).

Gehölzwanderung mit Stadtförster Sebastian Korintenberg (links).

Foto: Ronald Friese

Über Zweige und Bestimmungstabellen gebeugt versuchten die Teilnehmer, verschiedene Baumarten an Knospen, Rinde und Geruch zu erkennen. Schließlich löste Korintenberg das Rätsel auf: Es handele sich um eine Küstentanne und keine Eibe. Eiben könne man vor allem an ihrer stärksten Charakteristik, den am Ast herablaufenden Nadeln, erkennen. Außerdem sei der Baum hochgiftig: „50 Gramm davon töten ein Pferd. Das ist schon hartes Zeug“, warnte Korintenberg.

Auf einem breiten Weg ging es tiefer in den Wald hinein. Immer wieder verschwand der Förster im Gehölz. Mit Zweigen von Bergahorn, Hainbuche oder Winterlinde kehrte er zu den Wartenden zurück, und das Ratespiel begann aufs Neue. Da wurde beobachtet, gefühlt, gerochen und verglichen. „Die Nadeln muss man brechen und zwischen den Fingern reiben. Dann riechen sie leicht zitronig“, bemerkte einer der Teilnehmer mit einem Douglasienast in der Hand.

Zum Besten gab Förster Korintenberg sowohl wichtige Laienmerksätze, die ihn durch das Studium zum Forstingenieur brachten, als auch die ein oder andere Bauernweisheit. So sei zum Beispiel Holunder ein guter Stickstoffanzeiger: „Früher hat man gesagt, wo der Bauer Pipi hinmacht, da wachsen schwarzer und roter Holunder.“

Die Amerikanische Eiche eignet sich für Särge und Parkett

Nebenbei lernten die Teilnehmer auch eine Menge zur Verwendung von verschiedenen Holzarten. Die Amerikanische Eiche eigne sich besonders gut für Parkett und Särge, aber zum Beispiel überhaupt nicht für Weinfässer. Weil das Holz offenporig sei, erklärte Korintenberg, würden die Fässer einfach leerlaufen.

Wie alles andere auch sei der Wald gewissen Modetrends unterworfen. „Jedes Jahr ist eine andere Holzart super. Also muss man sich jedes Jahr eine neue Küche einbauen“, scherzte der Förster. Im Kottenforst versuche man deshalb, eine gesunde Mischung aus verschiedenen Baumarten zu erreichen. Stellen, an denen früher lauter Amerikanische Eichen wegen ihres schnellen Wachstums gepflanzt wurden, sollen jetzt nach und nach wieder in Mischwald überführt werden.

„Ein Wald muss multifunktional aufgebaut sein“, erklärte Korintenberg den Kursteilnehmern. „Naturschutz, Naherholung und Industrie müssen einen Dreiklang bilden.“ Der Unterschied zwischen einer Monokultur und einem Dauerwald sei, dass man bei einer Monokultur zwar kurzfristig mehr Profit mache, aber der Wald danach auch 60 bis 80 Jahre Regenerationszeit brauche. Bei einem Dauerwald habe man dafür etwa alle fünf Jahre neue Erträge.

Wenn man sich auf eine Holzart spezialisiert habe, sei es besonders fatal, wenn gerade diese von Schädlingen oder Krankheiten befallen würde, so Korintenberg. In Deutschland und Europa sei zum Beispiel das Eschentriebsterben ein großes Problem. Aus diesem Grund sei es manchmal eben nötig, große Löcher ins Gehölz zu schlagen, damit der Wald sich regenerieren könne. Doch es sei schwierig, das den Leuten zu erklären, findet Korintenberg. „Den Holztisch zu Hause finden die meisten cool. Aber wenn der Förster Bäume fällt, ist das böse.“

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