Kapellenweg/Seufertstraße Anwohner in Rüngsdorf beklagen "Verkehrschaos"

RÜNGSDORF · Anwohner sehen an der Kreuzung Kapellenweg/Seufertstraße ein "tagtägliches Verkehrsdesaster" mit Unfallgefahren. Diese Gefahr sieht die Stadt allerdings nicht und begründet das mit den statistischen Unfallzahlen.

 Gefährliche Situationen entstehen auf der Kreuzung Ecke Seufertstraße/Kapellenweg, wenn die Schranke am Bahnübergang geschlossen ist und Autofahrer deswegen den stehenden Verkehr überholen.

Gefährliche Situationen entstehen auf der Kreuzung Ecke Seufertstraße/Kapellenweg, wenn die Schranke am Bahnübergang geschlossen ist und Autofahrer deswegen den stehenden Verkehr überholen.

Foto: Axel Vogel

„Ein tagtägliches Verkehrsdesaster“ – so beschreibt eine Anliegerin die Situation an der Kreuzung Kapellenweg und Seufertstraße. Die ist stark belastet: Reger Kundenverkehr von Discounter und Drogerie, ein Bahnübergang, an dem sich bei geschlossenen Schranken regelmäßig der Verkehr staut – und zwar auf drei Spuren, denn sowohl von der Seufertstraße als auch vom Kapellenweg und dem Discounter-Parkplatz aus ist kein Durchkommen, wenn ein Fahrer in Richtung Pennenfeld abbiegen möchte. Die Folge: Wer nicht warten möchte, überholt auf der jeweils linken Fahrspur, die eigentlich dem Gegenverkehr vorbehalten ist, um wahlweise in den Kapellenweg Richtung Konstantinstraße oder die Seufertstraße (Richtung Discounter oder Innenstadt) zu fahren. Dabei kommt es nicht selten zu gefährlichen Begegnungen, teilweise mitten auf der Kreuzung, teilweise auf den Fahrspuren. „Seitdem der Tunnel nur noch mit einer Röhre befahren wird, hat sich die Situation meiner Meinung nach noch verschärft“, beschreibt die Anliegerin. Ihr Vorschlag: eine Einbahnlösung.

Aus Sicht der Polizei ist die Kreuzung unauffällig. Bis zum statistischen Stichtag 30. September erfasste die Polizei 2018 dort keine Unfälle, 2017 kam es zu einem Zusammenstoß, weil ein Verkehrsteilnehmer das Rechtsfahrgebot missachtete. 2016 blieb die Kreuzung laut Polizei ebenfalls unfallfrei, 2015 gab es zwei Vorfälle: Im ersten Fall verursachte ein Autofahrer beim Rückwärtsfahren einen hohen Sachschaben, im zweiten Fall bog ein Radfahrer verkehrswidrig ab.

Ende 2017 war außerdem ein 13-Jähriger von einem Zug erfasst und getötet worden. Der Junge war trotz geschlossener Schranken über die Gleise gelaufen, so die Bundespolizei damals. Der Führer des Fernzugs hatte keine Chance mehr zu bremsen. Dieser Unfall hatte allerdings nichts mit der Verkehrssituation zu tun.

Bahnübergangs-Verkehrsschau

Kurz vor diesem Unfall habe es an der Kreuzung eine so genannte Bahnübergangs-Verkehrsschau gegeben, die alle vier Jahre stattfindet, teilte das städtische Presseamt auf GA-Anfrage mit. Mit dabei waren neben Stadt und Polizei auch das Eisenbahnbundesamt und die Deutsche Bahn. „Dabei werden sämtliche Sichtbeziehungen aus allen Richtungen geprüft“, erklärt Andrea Schulte vom Presseamt. Außerdem nehmen die Teilnehmer Schilder, Markierungen, Beleuchtung, Bepflanzung und Straßenzustand genau unter die Lupe.

„Dazu gibt es eine Richtlinie, die genaue Regelungen dazu enthält“, so Schulte. Das Ergebnis der Schau: Um die Sicht zu verbessern, wurden die Glascontainer, die in unmittelbarer Nähe der Schranken stehen, versetzt. Außerdem wurden Schilder erneuert, einige weitere hinzugefügt. Darüber hinaus „wurde Grünbewuchs entfernt“. Die nächste Bahnübergangs-Verkehrsschau findet 2021 am Kapellenweg statt.

Unabhängig davon wurden nach dem Unfall Ende 2017 die Markierungen an der Ausfahrt Seufertstraße/Discounter erneuert, „um die Sicherheit der Radler und Fußgänger zu erhöhen“. Eine Unfallhäufung liegt laut Schulte auf der Kreuzung nach wie vor nicht vor.

Der Bahnübergang Kapellenweg sei nach „aktuellem Stand der Technik ausgerüstet, abgenommen und ebenso planrechtlich genehmigt“, heißt es von der Deutschen Bahn. In diesem Sinne gelte die Anlage als sicher. Dennoch aber seien Bahnübergänge „immer Gefahrenpunkte, bei dem der Schienenverkehr aufgrund der langen Bremswege Vorrang vor anderem Verkehr haben muss“.

Dass die Schranken so lange geschlossen seien, liege am hohen Zugtakt auf der linken Rheinstrecke. Diese sei 2018 dem Bund gegenüber „als überlasteter Schienenweg deklariert“ worden. Generell sei die DB der Meinung, „dass eine höhenfreie Kreuzung, also Brücke oder Unterführung, einem Bahnübergang vorzuziehen ist“. In der aktuellen Planung allerdings sei nicht vorgesehen, den Bahnübergang Kapellenweg zu ersetzen. 2024 solle dort die bestehende Technik erneuert werden, „da dann die Regellebensdauer erreicht ist“.

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