Schiffsmodelle können nicht fahren Algen und Wasserpest im Rheinauensee

Plittersdorf · Der Zustand des Gewässers bremst die Modellbaufreunde Bonn aus. Die wünschen sich eine häufigere Reinigung durch die Stadt.

„Wie fahren ihre Schiffe eigentlich über so ein Wasser?“, fragte eine Passantin. „Die meisten gar nicht“, antwortete Bernhard Olbrich, Vorsitzender der Schiff-Modellbaufreunde Bonn. Am Sonntag feierte der Verein an Steg- und Tischanlage in der Rheinaue sein traditionelles Sommerfest – diesmal jedoch mit einem stark eingeschränkten Schaufahren der Schiffsmodelle .

„Nur Sumpfgleiter haben hier eine Chance, alle anderen Schiffe gehen in diesem Wasser kaputt“, betonte Olbrich. Verzweifelt habe der Verein versucht, einige Quadratmeter vom Grün zu befreien. Und so liegen kleine Häufchen mit Algen, Wasserpest und Wasserlinsen am Uferrand des Regattasees. „Das bringt gar nichts“, stellte Olbrich resigniert fest. Schon in wenigen Minuten seien die freien Flächen wieder voller Pflanzen gewesen. In den letzten fünf Jahren sind schon einige Treffen an der Steganlage des Vereins ausgefallen. „Die Wasserqualität ist einfach zu schlecht“, sagt der Vorsitzende.

Auch mit den Händen wollen viele Bootsfreunde nicht mehr so gerne ins Wasser. „Bei warmen Temperaturen könne das Wasser giftig werden, hieß es, als die vielen toten Tiere gefunden wurden“, so Olbrich. Durch die Hitze sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser, weil Sauerstoff aus den oberen Wasserschichten entweicht. Gleichzeitig beginnt die Sediment- und Schlammschicht zu gären und entzieht dem Gewässer ebenfalls Sauerstoff, Bakterien vermehren sich.

Wöchentliche Reinigung des Sees notwenig

Unter anderem können sich dann Methan, Schwefelwasserstoff oder Botulin bilden, erklärte Diplombiologe Peter Schmidt von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft vor einigen Wochen im General-Anzeiger. Von den Reinigungsaktionen sei nichts mehr zu sehen, so Olbrich. „Jede Woche müsste der See gereinigt werden, um das in den Griff zu bekommen“, ist der Modellschiffbauer überzeugt.

Statt gefahren wird auf dem Sommerfest der Modell-Schiffbaufreunde also gefachsimpelt. Anderen Modelle werden bewundert oder kaputte Schiffsmodelle repariert. Zurzeit hat der Verein 15 Mitglieder. „Seit fünf Jahren ist niemand mehr dazu gekommen und wir werden älter“, so Olbrich. Der Verein könne nicht mehr das bieten, was das Hobby nun mal ausmache. „Wir brauchen eine Hand breit sauberes Wasser unterm Kiel“, so der Vorsitzende.

Der Verein könne zwar nach Rheinbach oder Asbach ausweichen - jedoch mit vielen Nachteilen. „Wir können dort nicht als Bonner Verein auftreten und auch unsere Tischanlage nicht mehr nutzen“, erklärte Olbrich. Der Verein wolle in Bonn bleiben. Es werde den Modellschiffbaufreunden nur immer schwerer gemacht. „Wir hoffen auf einen kalten September, damit wir dann endlich wieder fahren können“, so Olbrich.

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