Verein Stadtmarketing Abschied ohne Tränen

BAD GODESBERG · Kontinuität, Inspiration, Zuversicht, Gemeinsinn - wer von der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins Stadtmarketing Bad Godesberg am Montagabend nur das Ende mitbekommen und dabei Schlagworte wie diese aufgeschnappt hatte, der durfte den Eindruck von einer harmonischen Veranstaltung gewinnen. Doch dieser Eindruck täuschte.

Harmonisch schien es, zumal einer der Anwesenden dem bisherigen Vorsitzenden Andreas Lüderitz bei der Gelegenheit noch dafür dankte, dass dieser indirekt die jüngsten Impulse ermöglicht habe.

Allein, es war ein diskreter Euphemismus für das verheerende Zeugnis, das die knapp 70 Anwesenden Lüderitz zuvor für dessen etwa zweimonatige Amtszeit als Vorsitzender ausgestellt hatten.Der ertrug es tapfer, auch wenn ihm als Fürsprecherin letztlich einzig Rose-Marie Schrottka, Inhaberin des gleichnamigen Juweliergeschäftes, blieb. Richten soll es nun ein Übergangsvorstand um den Rüngsdorfer Schlossermeister Günter Gottmann.

Was im Parksaal der Stadthalle zuvor zu erleben war, darf wahlweise als "Tabula rasa" oder als Generalabrechnung bezeichnet werden, bei der beide Seiten einander wenig schonten. Andreas Lüderitz, um eine Erklärung für seine Rücktrittsentscheidung gebeten, nannte unterschiedliche Vorstellungen vom Nikolausmarkt und dessen Zukunft sowie die inhaltliche und organisatorische Abwicklung des Flohmarkts als Gründe für seinen überraschenden Rückzug nach nur zwei Monaten.

Von vermeintlich fragwürdigen Abrechnungsmodalitäten gegenüber den Organisatoren berichtete Lüderitz ebenso wie von Indiskretionen aus den internen Planungsrunden im Pavillon. Von falschen Zahlen hingegen, mit denen er in Bezug auf den Flohmarkt hantiere, und von unverhältnismäßigen und unangemessenen Entscheidungen sprachen Vereinsmitglieder.

Wie unterschiedlich die Wahrnehmung vermeintlich einfacher Sachverhalte ausfallen kann, wenn ein Tischtuch erst einmal zerschnitten ist, das zeigte sich, als die Debatte schließlich bei Details im Mailverkehr mit den Stadtwerken, dem Stand der Vorbereitungen für die Weihnachtsbeleuchtung oder aber bei der Korrespondenz mit den Pächtern der Stadthalle angelangt war. Eher nebenbei stellte sich dabei heraus, dass mit ihnen für 2015 offenbar keine Buchung für eine Godema vereinbart worden ist.

Lüderitz ließ erkennen, was er von der Gewerbeschau in ihrer bisherigen Form hält, und konstatierte auch mit Blick auf die Belegschaft des Stadtmarketing-Pavillons: "Ich musste feststellen, dass Veränderung hier offenbar nicht erwünscht ist." Keine Bestätigung erfuhr er in dieser Darstellung allerdings von seinen beiden mit ihm zurückgetretenen Vorstandskollegen Mirko Feld und Anke Opfermann.

Und so folgte die Entgegnung aus dem Saale auf dem Fuß: "Ich bin sprachlos über die Frechheit, mit der Sie hier auftreten", entfuhr es in Richtung Lüderitz etwa Martin Rüdell von der gleichnamigen Parfümerie, der den Ex-Vorsitzenden sodann vor die "Wahl" stellte, einander "noch weiter mit Dreck zu bewerfen und auch detaillierter über ihre Person zu sprechen", oder nunmehr nach vorne zu blicken.

Da aber hatte bereits ein Mitglied an Lüderitz die Frage gestellt, ob er für das Jahr seiner Mitgliedschaft denn auch seinen Beitrag entrichtet habe. Nein, antwortete der bisherige Vereinsvorsitzende, das habe er noch nicht. Über die Frage, inwieweit Vorstandsmitglieder den Mitgliedsbeitrag mittels Leistungen abgelten können, wurde dann nicht mehr diskutiert.

Statt dessen also der Blick nach vorn, der sich seitens der 70 Augenpaare wenig später auf Günter Gottmann richtete. Der 56-jährige Rüngsdorfer wurde ebenso wie Rüdiger Brauer (stellvertretender Vorsitzender) und Birgit Schallenberg (Schatzmeisterin) mit breiter Mehrheit zum neuen Vorstand gewählt. Die Amtszeit dauert satzungsgemäß zwei Jahre.

Ausdrücklich aber wurde am Montag die Möglichkeit ins Auge gefasst, die Zeit bis zur ordentlichen Mitgliederversammlung im Sommer als Übergangszeit zu verstehen und dann erneut zu wählen, um in den bisherigen Wahlrhythmus zurückzukehren.

Bis dahin will Gottmann - unterstützt durch den Beirat und eine Projektgruppe um Lilo Franzen und Axel Bergfeld - dem Verein neue Perspektiven aufzeigen und die interne Situation beruhigen. "Es ist gut, wenn jemand den Vorstand dieses Vereins führt, der schweißen kann", sagte mit Blick auf Gottmanns Profession schmunzelnd Jens Hoffmeister. Gottmann indes entgegnete spontan: "Ich kann auch mit dem schweren Hammer umgehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
So kriminell ist Bad Godesberg
Kriminalstatistik der Polizei So kriminell ist Bad Godesberg
Aus dem Ressort