Kollaps auf U-Bahn-Treppe in Bad Godesberg Vier junge Helfer retten 82-Jährige nach Schlaganfall

BAD GODESBERG · Vier junge Helfer kümmerten sich in Bad Godesberg um eine Seniorin, die am Ende ihrer Kräfte war. Jetzt startet sie eine Suchaktion, um ihnen zu danken: "Shukran – allen meinen vier Helfern."

Noch nie sei sie in einer so erbärmlichen Situation gewesen, sagt Anna Becker (Name geändert). Auf der Treppe der U-Bahn-Haltestelle Bahnhof habe sie sich plötzlich hundeelend gefühlt.

"Ich habe nur noch schemenhaft gesehen. Ich musste mich übergeben. Ich bin getorkelt. Ich war total hilflos", erinnert sich die 82-Jährige an das schlimme Ende eines Einkaufsbummels in Bad Godesberg.

Auf halber Treppe sei sie niedergesunken. Anders habe sie sich nicht mehr vor einem Sturz in die Tiefe bewahren können. "Ich habe gemerkt, wie eine ganze Reihe Leute an mir vorbeigingen. Ich war so schwach. Ich konnte nichts sagen. Ich konnte nicht um Hilfe bitten", erzählt Anna Becker und schluckt.

Aber irgendwie könne sie es im Nachhinein dann doch nicht fassen, dass ihr in diesem Zustand eine ganze Weile niemand beistehen wollte, schickt die alte Dame hinterher.

Dann habe sie plötzlich ein junger Mann angesprochen, habe sich hingekniet und habe ihr den Kopf gehalten. Er habe ihr sogar den Mund abgewischt, aus dem sie sich weiter erbrach. "Im Waldkrankenhaus sagten sie mir später, ich hätte einen leichten Schlaganfall erlitten", erläutert Anna Becker.

Der junge Mann habe sofort die Gefahr für sie erkannt, habe auf seinem Handy herumgetippt, aber gesagt, er habe auf der Treppe keinen Empfang. Er gehe schnell hoch ins Freie, um einen Krankenwagen zu rufen. Da seien zwei weitere junge Männer hinzugeeilt und hätten es übernommen, sie hier mitten auf der Treppe zur U-Bahn zu stützen.

"Einer hat mir die Hand gehalten."

Sie habe ja völlig hilflos halb gesessen, halb gelegen. "Die beiden sagten, sie seien aus Syrien. Sie haben zu mir in gebrochenem Deutsch gesprochen", weiß die 82-Jährige noch.

"Mutter" hätten sie immer wieder beruhigend zu ihr gesagt, und dann auf Englisch: "Keine Angst. Bleib ruhig. Wir helfen dir." Und dann wieder "Mutter". Doch sie sei nicht imstande gewesen, irgendetwas zu antworten. Schließlich habe sie dort auf der Treppe noch eine junge Frau wahrgenommen, die ihr versichert habe, der Krankenwagen komme so schnell wie möglich, um sie in die Klinik zu bringen.

Mit den beiden Syrern habe die junge Frau beraten, wie sie sie bis dahin am besten stabilisieren und dafür sorgen konnten, dass sie sich auf der kalten Treppe nicht verkühlte, berichtet Anna Becker. "Zu dritt haben sie dann einen Pullover unter mich geschoben, und einer hat mir die Hand gehalten." Becker schluckt.

Andere Passanten gingen einfach vorbei

Im Krankenhaus, wo sie eine Woche bleiben musste, habe sie lange über den Vorfall nachgedacht, sagt sie jetzt. Sie sei den vier jungen Leuten so dankbar, dass sie nicht wie all die anderen Passanten einfach an ihr vorbeigegangen sind.

Aber sie habe ihnen in ihrem Zustand ja nichts sagen können, bedauert Anna Becker. Jetzt hoffe sie, dass die jungen Leute von dem Vorfall im General-Anzeiger lesen. "Bitte schreiben Sie: Ich weiß, dass Danke auf Arabisch Shukran heißt", diktiert die alte Dame. "Also Danke und Shukran allen meinen vier Helfern."

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