Polizei sucht Zeugen 54-Jähriger nach Unfall mit Damhirsch schwer verletzt

Bonn · Ein 54-jähriger Radfahrer ist am Mittwoch in Bonn-Schweinheim mit einem Damhirsch zusammengestoßen und dabei schwer verletzt worden. Nach Aussage des Mannes könnte ein Hund den Damhirsch aufgeschreckt haben. Die Polizei sucht nach Zeugen.

Jens Weil verlässt vorsichtig seinen Rollstuhl. Der Krankenpfleger, der den 54-Jährigen vom Röntgen-Termin in sein Zimmer begleitet, hilft ihm in eine bequeme Position in seinem Bett. „Alles tut höllisch weh“, sagt Jens Weil und fasst sich an die Rippen. An seinen Armen hat er Schürfwunden, an der rechten Wade ist ein fester Verband angelegt, unterhalb sind noch Markierungen der Ärzte zu sehen. Im linken Arm liegt ein Zugang, ein großes Pflaster verdeckt eine genähte Wunde.

Jens Weil liegt seit Mittwochnachmittag nach einem schweren, aber auch kuriosen Fahrradunfall im Petruskrankenhaus. Der Bonner wurde im Kottenforst von einem aufgescheuchten Damhirsch gerammt.

Weil befand sich am Mittwoch gegen 15.40 Uhr auf dem Heimweg nach Ückesdorf. Seit Anfang Mai legt er die Strecke zwischen seinem Arbeitsplatz, dem Haus an der Redoute in Bad Godesberg, und Ückesdorf mit einem dienstlichen E-Fahrrad zurück. Dabei nutzt er stets eine Strecke durch den Kottenforst. Als er diesmal die Venner Straße in Schweinheim befuhr, das Gezeiten-Haus und einen Waldparkplatz hinter sich gelassen hatte, passierte es auf dem asphaltierten Landwirtschaftsweg.

„Ich bin zirka 20 Kilometer pro Stunde gefahren, das zeigte mein Fahrradcomputer an. Dann spürte ich auf einmal einen wahnsinnigen Aufprall und sah nur braunes Fell. Ich habe laut geschrien“, erzählt Weil. Der Damhirsch, geschätzte 70 Kilogramm schwer und mit ausladendem Geweih, sei über einen Stapel gefällter Bäume gesprungen und habe ihn voll erwischt. „Ich kann von Glück sprechen, dass ich das Geweih nicht abbekommen habe“, so der 54-Jährige, der einen Helm trug. Er sah noch, wie sich das Tier aufrappelte und floh – verfolgt wurde es laut Weil von einem kleinen schwarzen Hund. Dieser habe, so vermutet er, das Damwild gejagt.

„Etwas entfernt stand eine Frau mit einem weiteren großen Hund. Sie fuhr aber einfach weg“, so Weil. Daher habe er am Donnerstag Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Polizei sucht in dem Zusammenhang nach der Hundehalterin, die älter als 40 Jahre und etwa 1,75 Meter groß sein soll. Die schlanke Frau trug elegante Kleidung und stieg in einen dunklen Mini Countryman, wie die Polizei mitteilte.

Der Kottenforst unterteilt sich in ein Naturschutzgebiet und ein Landschaftsschutzgebiet: In ersterem müssen Hunde an der Leine geführt werden, erklärt das städtische Presseamt; im Landschaftsschutzgebiet dürfen die Vierbeiner auf den Wegen unangeleint laufen. Die Unfallstelle liegt im Naturschutzgebiet, der Hund hätte dort also angeleint sein müssen.

Jens Weil hatte Glück, denn zwei Passanten halfen ihm sofort. Das war auch nötig, denn der 54-Jährige hatte bei dem Zusammenprall schwere Verletzungen erlitten. Unter anderem bohrte sich ein Huf des Tieres in Weils Wade und verletzte dabei den Muskel. „Der musste genäht werden. Zwei Rippen sind gebrochen, und an meinem Arm musste eine Wunde genäht werden“, berichtet Weil. Aufgrund der Waden-Verletzung darf er nicht mit dem Fuß auftreten.

Ein Radfahrer, der den Unfall beobachtet hatte, verständigte den Rettungsdienst. Der Zeuge habe immer wieder gesagt, wie groß und schnell das Tier gewesen sei, berichtet Weil. Eine Krankenschwester habe ihm ebenfalls geholfen. „Ich würde mich so gerne bei beiden bedanken, weiß aber nicht, wie sie heißen“, so Weil. Er habe schon das Waldkrankenhaus und ein nahes Altenheim angerufen. Aber man konnte ihm nicht weiterhelfen. Bis Samstag soll Jens Weil im Krankenhaus bleiben. Er hat Probleme einzuschlafen: Zu eindrücklich waren die Erlebnisse vom Mittwoch. „Heute Nacht habe ich den Unfall wieder vor Augen gehabt – aber hier bin ich in guten Händen“, so Weil. Zu Hause warten seine vierjährigen Zwillinge, die derzeit allerdings nicht mit ihrem Papa kuscheln dürfen, denn noch sind die Schmerzen einfach zu groß.

Die Bonner Polizei sucht Zeugen, aber auch die Hundehalterin und die beiden Ersthelfer. Wer Angaben machen kann, wird gebeten, sich unter Telefonnummer 0228/150 zu melden.

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