Im Zeichen von Niklas P. 1200 Teilnehmer bei Fronleichnamsprozession

BAD GODESBERG · 1200 Menschen haben am Donnerstag an der Fronleichnamsprozession in Bad Godesberg teilgenommen. Sie stand im Zeichen von Niklas P., der nach einer brutalen Prügelattacke verstorben war.

 Während der Fronleichnamsprozession stellen Teilnehmer Kerzen am Tatort in der Rheinallee auf.

Während der Fronleichnamsprozession stellen Teilnehmer Kerzen am Tatort in der Rheinallee auf.

Foto: Hans Peter Brodüffel

Tausend Hostien reichen nicht aus. „Ich wünschte, ich könnte nun das Wunder der Brotvermehrung vollbringen“, sagte Dechant Wolfgang Picken, der mit so vielen Teilnehmern beim Fronleichnamsgottesdienst im Panoramapark nicht gerechnet hat. 1200 Christen waren zur Messe und Prozession gekommen, auch im Gedenken an Niklas P., der in der Nacht zum 7. Mai an der Rheinallee von dem Tatverdächtigen Walid S. mit einem Schlag und einem Fußtritt gegen den Kopf getötet worden sein soll.

In der ersten Reihe der Fronleichnamsprozession: Niklas' Mutter und neben ihr der CDU-Fraktionschef im Landtag, Armin Laschet. „Wir wollen heute ein ökumenisches Zeichen gegen Gewalt und für Nächstenliebe setzen, Christus in der Öffentlichkeit sichtbar machen“, sagte Vikar Benjamin Härte von der evangelischen Christuskirche, bevor er aus Timotheus, Kapitel 4, las. „Du aber bleib nüchtern“ heißt es da zur Haltung eines Priesters.

CDU-Fraktionschef Laschet nimmt an Prozession teil

Picken berichtete in seiner Predigt von hasserfüllten Mails, die ihn in den letzten Tagen erreicht hätten. „Wir werden dir die Fresse polieren“, heiße es in einer der Mails. Er werde nüchtern bleiben und sich davon nicht provozieren lassen, nicht vom Weg der christlichen Nächstenliebe abbringen lassen. „Aber wir werden die Finger in der Wunde lassen und unablässig gegen Gewalt in Bad Godesberg agieren und für ein friedliches Miteinander arbeiten“, rief der Dechant den Gläubigen zu. Der engagierte Pfarrer verwahrte sich vehement gegen den Vorwurf, in Godesberg sei man besonders sensibel. „An der Stelle, wo Niklas totgeprügelt wurde, ist schon viel geschehen. Viel zu lange ist nichts unternommen worden. Jetzt muss etwas passieren. Wir wollen keine Angst mehr um unsere Kinder haben“, sagte Picken.

Der Geistliche kritisierte erneut Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die Landesregierung habe bis heute keine Anteilnahme bekundet. Eine vertane Chance, die nur zu einer weiteren Steigerung der Politikverdrossenheit führe. „Ich freue mich, dass Armin Laschet zu uns gekommen ist und ein Zeichen setzt“, sagte Picken unter Beifall. „Seid Monstranz. Zeigt, dass ihr Christen seid“, appellierte Picken an die Gläubigen, bevor sich der Prozessionszug zur Gedenkstelle für Niklas in Bewegung setzte. Als der Zug den mit Blumen und Kerzen versehenen Tatort erreichte, herrschte Schweigen. Noch immer macht die Tat die Menschen sprachlos.

Viele Minuten lang blieben Niklas' Mutter und Armin Laschet stehen. Nach dem Schlusssegen in der Herz-Jesu-Kirche nahm Oppositionsführer Laschet im Gespräch mit dem GA Stellung zu Pickens Kritik an der Landesregierung. „Die Menschen dürfen mit ihren Ängsten nicht alleine gelassen werden. Ich fordere mehr Polizeipräsenz und Videoüberwachung“, sagte Laschet. Die Fronleichnamsfeier sei die beeindruckendste gewesen, die er je erlebt habe. Auch die Teilnehmerinnen Laura Deffer (15) und Marlene Tauch (14) waren bewegt: „Es war eine großartige Demonstration des Zusammenhalts.“

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