Friesdorfer Flüchtlingshilfe „Wir brauchen mehr berufliche Integration“

Friesdorf · „Wir brauchen jetzt Leute, die einen langen Atem haben“ – für Karin Schüler, die seit gut einem Jahr für den Bezirk Pauluskirche in Friesdorf die Flüchtlingshilfe koordiniert, trennt sich nun die Spreu vom Weizen. Friesdorf habe sich in den letzten Monaten positiv verändert.

 Bettina Citron (l.) und Karin Schüler koordinieren in Friesdorf die Flüchtlingshilfe.

Bettina Citron (l.) und Karin Schüler koordinieren in Friesdorf die Flüchtlingshilfe.

Foto: Roland Kohls

Die geflüchteten Menschen seien von den Friesdorfern meist herzlich willkommen geheißen worden und viele von ihnen dank Nachbarschaftshilfe und Freiwilliger mittlerweile im Alltag angekommen. Nun gehe es darum, die ehrenamtlichen Helfer zu motivieren, sich weiter zu engagieren. „Alle sprechen heutzutage von Nachhaltigkeit. Das müssen wir jetzt auch mal in die Praxis umsetzen“, sagt Schüler und meint damit die Integrationsarbeit. Wie diese im Stadtteil weiter ausgebaut werden kann, darum geht es einmal im Monat beim Well-Come-Café im Café Selig in der Paulusgemeinde.

Bis zu 70 ehrenamtliche Helfer und Interessierte kommen dort auf Initiative von Schüler und Pfarrer Siegfried Eckert zusammen, um über die Flüchtlingsarbeit zu diskutieren. „Das hat sich bewährt“, sagt Schüler. Auch Ehrenamtliche aus anderen Stadtteilen, die sich fachlich und sachlich stärken oder Ideen einbringen wollen, sind immer wieder dabei.

Bildung, Arbeit und Wohnen. Das sind für Schüler die drei Säulen der Integration. Bei einigen Familien habe man schon Einiges erreicht. Eine syrische Familie mit vier Kindern etwa sei mittlerweile in einer eigenen Wohnung untergebracht. Während die Kinder in die benachbarten Schulen und Kindergärten gehen, macht der Vater ein Praktikum auf dem Leyenhof, berichtet Bettina Citron, die eine Patenschaft für die Familie übernommen hat und auch bei Behördengängen hilft. „Wir brauchen unbedingt mehr berufliche Integration“, sagt sie. Dafür wolle man jetzt ortsansässige Handwerksbetriebe gewinnen, die Flüchtlingen ein Praktikum anbieten können und ein Tag des Handwerks organisieren sowie ein Repair-Café einrichten.

Das gehe aber nur mit tatkräftiger Unterstützung und besserer Vermittlung, weiß Schüler und sagt: „Der Koordination wird zu wenig Raum gegeben.“ Es fehle nicht so sehr an Mitteln, sondern an besserer Organisation von Flüchtlingshilfe. Gerade die Abstimmung mit anderen Initiativen, aber vor allem mit der Stadt Bonn klappe nicht immer zufriedenstellend. „Es ist so lähmend und schleppend mit der Stadt.“ Dass Ehrenamtliche auch eine Brücke sein können, würde von Vielen verkannt. „Wir sind oft nicht so sehr willkommen als Ehrenamtliche. Das nimmt uns viel Energie“, kritisiert Schüler.

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