Sparkassen-Filiale in Bad Godesberg „Postkarten-Motiv darf nicht verschwinden“

Bad Godesberg · . Günther Gratzfeld tat es im Herzen weh, als er im GA von der Planung der Sparkasse Köln-Bonn las, ihre Filiale an der Rheinallee durch einen Neubau zu ersetzen. „Dass mein Elternhaus an der Beethovenallee 1a im Jahr 1971 wegen der nie gebauten Straßenbahn abgerissen wurde, habe ich verkraften müssen.

 Der Heimatforscher Günther Gratzfeld plädiert für den Erhalt des heutigen Sparkassen-Baus.

Der Heimatforscher Günther Gratzfeld plädiert für den Erhalt des heutigen Sparkassen-Baus.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Aber dass man nun diese schöne Sparkasse ausradieren will, zeugt von Respektlosigkeit der Kölner Sparkassenvorstände.“

Der 83-Jährige erzählt, dass er 1935 unmittelbar an dieser Sparkassen-Filiale geboren wurde. „Und ich wohnte hier bis zu meiner Heirat 1960.“ Er habe rund um das Gebäude, das 1937 für die 1929 gegründete Godesberger Sparkasse errichtet wurde, mit seinen Freunden gespielt. Der repräsentative Bau werde bis heute auf vielen Ansichtskarten Bad Godesbergs sozusagen als Eingang zum Villenviertel gezeigt.

„Was amerikanische und britische Piloten nicht schafften, sollen nun Bagger und Räumgeräte erledigen“, erregt sich Gratzfeld. Es sei doch ein Wunder, dass hier an dieser strategisch wichtigen Stelle an der Bahnstrecke Köln-Koblenz, nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt, kein Kriegsschaden entstanden sei. Gratzfeld erinnert an den damaligen Stararchitekten Wilhelm „Willy“ Maß, der in Godesberg 1937 nicht nur die Sparkasse, sondern auch zahlreiche Villen sowie Bauten von Industrie und öffentlicher Hand hochzog. Gratzfelds Arbeitszimmer gleicht einem Heimatkundearchiv. Auf dem Schreibtisch liegen fein säuberlich geordnete Unterlagen zum Sparkassengebäude, auch dazu, was sich seines Wissens nach an der Beethoven- und der Rheinallee befand: der erste Sparkassenbau, eine ehemalige Villa Carola, und eine Gärtnerei Wagner, auf der dann später Anbauten entstanden.

Auf Gratzfelds Regalen türmen sich die Aktenordner zu allen nur möglichen heimatgeschichtlichen Aspekten. An den Wänden hängen neben dem dekorativen Godesberg-Wappenteller Urkunden zu seinem beruflichen und ehrenamtlichen Wirken: der Bäckermeisterbrief ebenso wie die Ehrung jahrzehntelanger Mitarbeit im Kolpingwerk und der Innungskrankenkasse.

„Ich war über 48 Jahre Mitarbeiter der Bäckerei Maus“, berichtet er, während er Unterlagen aus Ordnern zieht. Eigentlich habe es ihn aufs Meer und in die große weite Welt gezogen. Aber dann sei die Liebe zu einem Mädchen aus der Burgstraße „dazwischengekommen“, und er entschied sich, mit ihr in Godesberg eine Familie zu gründen. „Das Mädchen aus der Burgstraße“ grüßt lächelnd von der Zimmertür her. „Seit 20 Jahren bin ich nun Rentner. Und da engagiere ich mich für die Heimatgeschichte meiner Geburtsstadt“, sagt der Ehemann.

Er sitzt inzwischen an seinem Computer, um weitere Dokumente anzuklicken. „Als am 8. März 1945 die amerikanischen Soldaten hier an der Rheinallee einzogen, waren wir alle froh, dass wir am Bahnhof ohne Schaden davongekommen sind“, blickt Gratzfeld zurück. „Der Heilige Michael hat uns geschützt.“

Alle hätten Angst vor den Amerikanern gehabt. „Doch sie haben uns Kindern Süßigkeiten geschenkt – und gar nichts zerstört.“ Auch die für ihn so schöne Sparkasse blieb unbeschädigt. Heute sorgten zahlreiche Besitzer von Gründerzeithäusern im Villenviertel selbst mit viel Aufwand dafür, dass das Bauerbe auch ohne Denkmalschutz erhalten bleibe. Denn den besitzt auch die Sparkassenfiliale nicht, das weiß Gratzfeld

„Aber ich verstehe trotzdem nicht, dass sie vor dem Hintergrund knapper Finanzen nicht erhaltenswert ist.“ Auch die vom BürgerBund vorgeschlagenen Kompromisslösung, zumindest das charakteristische Portal zu erhalten, will Gratzfeld nicht schmecken. Und vor einem Neubau im Stil der Filiale am Bonner Friedensplatz graut es ihm. „Ein solcher Klotz wäre doch hier am Tor zum Villenviertel wie die Faust aufs Auge.“

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