Gartenzimmer inmitten der City Über den Dächern von Godesberg

BAD GODESBERG · Tür auf und ab in den Garten. Das ist mitten in der Stadt kaum möglich. Es sei denn, man hat eine Dachterrasse. So wie Jürgen Schönewald oder das Ehepaar Monika Thomassen und Ronny Schmidt. Die Drei haben sich unweit voneinander entfernt über den Dächern Bad Godesbergs ihr ganz individuelles Gartenzimmer eingerichtet.

Der Dachgarten von Thomassen und Schmidt liegt im Hinterhaus eines alten Speditionsgebäudes an der Bonner Straße und hat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal an der „Offenen Gartenpforte“ teilgenommen. Hier züchtet das Paar auf 50 Quadratmetern vielerlei Mitbringsel wie Weinreben aus dem Elsass oder die Tomatensorte „Rheinlands Ruhm“ vom Frühlingsfest des Botanischen Gartens.

Den Startschuss gab Thomassens Vater, der zu ihrem Einzug vor vier Jahren mit zwei Speiskübeln Erde vorbeikam, die bepflanzt wurden. Mit der Zeit gesellten sich weitere schwarze Mörtelwannen hinzu. „Die sind preisgünstig und praktisch“, findet Thomassen. Und im wahrsten Sinne des Wortes „verrückt“, denn sie werden im Jahresverlauf entsprechend dem Sonnenstand umgestellt.

08/15-Blumentöpfe sucht man hier vergebens. Stattdessen gibt es bepflanzte Schuhe und ein Biotop in einem alten Röhrenfernseher. Unter dem Pflaumenbaum sprießt neuerdings Rasen. „Damit man vom Stuhl aus die Füße ins Gras legen kann“, schmunzelt Thomassen. An den Beerenbüschen und dem Kirschbaum hängt der Hinweis „Naschen ausdrücklich erlaubt.“ Ein kleiner Teich beherbergt Seerosen und Goldfische und wird über eine Zinn-Milchkanne gespeist, neben der ein Spielzeugschwimmer gerade seine Trockenübungen macht. Überhaupt finden sich bei genauerem Hinsehen zwischen all dem Grün auf dem Flachdach im zweiten Stock viele Garten-„Zwerge“, will heißen: klitzekleine Modellbaufiguren.

Auch Jürgen Schönewald hat sich mitten in der Godesberger City ein grünes Kleinod geschaffen. „Das ist wie ein zusätzliches Zimmer“, meint der Pflanzenliebhaber. Unter seiner gelb-weißen Markise gedeiht auf fast 50 Quadratmetern in großen und kleinen Töpfen Blühendes und Wohlriechendes. „Die Scheinbuche duftet kurz vor dem Regen immer wunderbar.“ Auch zwei Birken und eine Weide wachsen hier, daneben mannshohe Lilien, Stockrosen, Geranien und Petunien sowie Fingerhut und Lavendel. „Die meisten Pflanzen habe ich von einem Blumenstand unten auf dem Wochenmarkt“, erzählt Jürgen Schönewald, der Ende der 70er Jahre mit seiner Frau in die zentrumsnahe Wohnung im zweiten Stock zog. Da gab es die Dachterrasse de facto noch nicht.

„Es begann mit zwei Geranientöpfen und einer Hollywoodschaukel, die wir rausstellten“, berichtet der Witwer. Anfangs musste man durch ein Fenster auf das Vordach steigen, bis die Genehmigung zum Einbau einer Tür kam. Daraufhin wurde das Dach mit Kies aufgefüllt und Schönewald verlegte die ersten Platten. „Dann ist das sukzessive gewachsen“, fährt er fort. Die Säulenzypressen sind schon über 20 Jahre alt und wie eine kleine Hortensie mittlerweile zu imposanten Büschen geworden.

Während man vom Dachgarten in der Bonner Straße nur die Spitze der Godesburg erspähen kann, hat man auf der Dachterrasse von Jürgen Schönewald einen unverbauten Blick auf das Wahrzeichen der Stadt. „Hier ergeben sich immer neue Stimmungen“, sagt der Hobbyfotograf über eines seiner Lieblingsmotive. Das Panorama vis-à-vis klärt über das aktuelle Kinoprogramm auf. „Dort, wo jetzt das Kinopolis steht, blickte man früher auf die Pappeln entlang der Bahngleise“, erinnert sich der 74-Jährige, dessen Geburtshaus übrigens, wie sich im Gespräch herausstellt, in dem zuvor erwähnten ehemaligen Speditionsgebäude in der Bonner Straße liegt.

Gärten mitten in der Innenstadt über den Dächern Bad Godesbergs: Zwei von ihnen stellen wir heute vor. Wie sieht Ihr Dachgarten aus, hat er etwas Besonderes? Schicken Sie uns Ihre Impressionen an online@ga.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort