Nach dem Taifun Zwei Bonner Nothelfer sind von den Philippinen zurück

BONN · "Hast du auch alles verloren?" Die Frau, die mitten in den Trümmern ihres Hauses steht, winkt ihrer Nachbarin zu. "Nein, ich hab' grad einen Lippenstift gefunden", ruft die andere.

Die beiden lachen. "Das ist für mich das Beeindruckendste, dass die Menschen auf den Philippinen sich gegenseitig Mut machen und trotz ihrer Schicksalsschläge fröhlich sind", erzählt Wolfgang Nierwetberg von der Hilfsorganisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe.

Seit dem Wochenende ist er zurück in Bonn. So ganz allmählich normalisiere sich zumindest der Verkehr im Krisengebiet wieder. Als der Nothelfer vor zwei Wochen von Manila nach Cebu flog, um sich ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung zu machen, da sah es noch ganz anders aus.

"Ich wollte nach Ormoc auf der östlich gelegenen Insel Leyte. Es gab zwar einen Fährbetrieb, aber dafür musste ich erst einmal eine Priorität von den Behörden bekommen." Hilfe wird immer noch benötigt - vor allem Baumaterialien und Werkzeug. "Die Menschen haben sofort nach dem Sturm mit dem Wiederaufbau begonnen, doch die Nebenstraßen sind immer noch unpassierbar", sagt der Nothelfer.

"Wir sind jetzt dabei, 100 Kräfte vor Ort anzuheuern und sie mit Kettensägen, Schippen und anderem Werkzeug auszustatten und Lastwagen anzumieten." So können sich viele, die ihre Existenz verloren haben, noch etwas für den Lebensunterhalt verdienen. Sie werden für einen Monat angeheuert und bekommen umgerechnet etwa 3,60 Euro am Tag.

Es geht auf 20 Uhr Ortszeit zu, als der GA den Bonner Jürgen Mika von der Welthungerhilfe gestern telefonisch in einem Lager am Flughafen in Cebu erreicht. "Ich hab' überhaupt kein Zeitgefühl mehr", sagt er und lacht. Zurzeit koordiniert er die Lieferung von Wasseraufbereitungsanlagen und 5000 Planen zur westlich gelegenen Insel Panay.

Die Versorgung mit Basisnahrungemitteln, so erzählen die Helfer übereinstimmend, sei über die großen internationalen Hilfsorganisationen schnell angelaufen, auch die eigene Bevölkerung, die vom Taifun verschont worden war, hatte sofort Reis, Nudeln und Konserven gespendet.

[kein Linktext vorhanden]"Was fehlt, ist Werkzeug", berichtet Mika. Die Welthungerhilfe habe den Menschen zunächst sogenannte "Shelter-Kits", also Schutzpakete, geliefert: Moskitonetz, Hammer, Nägel - was man eben braucht, um sich rasch mit Trümmerteilen ein provisorisches Dach über dem Kopf zu bauen. "Das ist wirklich beeindruckend, wie sich die Menschen hier gegenseitig helfen, wie sie sich gleich an die Arbeit machen", sagt Mika.

"Die Menschen begegnen uns offen, die Behörden unterstützen uns, wo sie können, und alle sind so dankbar, dass wir ihnen helfen." Das Ausmaß der Zerstörung sei enorm, berichten die Hilfskräfte. Vor allem die Ärmsten habe es besonders stark getroffen, weil ihre einfachen Hütten wie Staub weggeblasen wurden.

"Tacloban im Norden der Insel Leyte ist wirklich dem Erdboden gleichgemacht", schildert Simon Friz seine ersten Eindrücke auf den Philippinen. "Der Norden der Insel Cebu und die Nachbarinsel Bantayan war glücklicherweise nicht ganz so schwer betroffen." Friz, der bei der Berufsfeuerwehr Bonn arbeitet, war für den Internationalen Katastrophenschutz @fire auf den Philippinen.

Ausgebildet im EU-Katastrophenmechanismus war der Bonner am Flughafen Cebu eingesetzt, um die benötigte Hilfe zu koordinieren. "Die lokalen Behörden melden ihren Hilfebedarf an Brüssel, die EU gibt das an die Mitgliedstaaten weiter, die wiederum ihre Hilfsangebote melden. Und wir sorgen dafür, dass das alles reibungslos abläuft", beschreibt Friz, der seit dem Wochenende zurück in Bonn ist.

"Als nächstes muss man helfen, die Landwirtschaft wieder aufzubauen", so Mika. "Hier auf Panay sind die Kokosplantagen, die Mangobäume und Bananenpalmen wie weggerupft. Zum Glück war der Ries kurz vor dem Taifun geerntet worden." Der 43-Jährige hofft, pünktlich zum Heiligabend zurück bei seiner Frau und den zwei kleinen Mädchen zu sein.

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