Zwangsweise autofrei im Neubaugebiet von Vilich-Müldorf

In einer Nacht- und Nebelaktion wurden Poller aufgestellt. Die Anwohner würden gerne bis zum Haus vorfahren können. Doch die Stadt verweigert Ausnahmen.

 Die Idylle am Müldorfer Anger trügt: Hannelore Schoen (rechts) und Anke Neukam ärgern sich über die Stadt, die ihnen überhaupt nicht mehr erlaubt, mit dem Auto bis vor die Haustür zu fahren.

Die Idylle am Müldorfer Anger trügt: Hannelore Schoen (rechts) und Anke Neukam ärgern sich über die Stadt, die ihnen überhaupt nicht mehr erlaubt, mit dem Auto bis vor die Haustür zu fahren.

Foto: Frank Auffenberg

Vilich-Müldorf. Idyllisch liegt der Müldorfer Anger mitten im Neubaugebiet von Vilich-Müldorf. Kinder spielen auf der Wiese und den Wegen, Anwohner stehen vor ihren Häusern und halten mit ihren Nachbarn einen kleinen Plausch. Es scheint die perfekte Wohngegend für junge Familien zu sein - aber nur auf den ersten Blick.

"Wir wohnen hier wirklich sehr schön und ruhig, seit 2010 stehen wir aber vor einem Problem, dass wir kaum noch ignorieren können. Zwar liegt unser Haus am Anger sehr ruhig, das genießen wir und die Nachbarn auch sehr, in einer Nacht- und Nebelaktion wurden aber plötzlich Poller aufgestellt, die unser Haus praktisch unerreichbar machen", berichtet Hannelore Schoen.

2006 habe die kleine Familie mit dem Neubau ihres Haues begonnen, ein Jahr später sei man eingezogen, so Schoen. Es habe immer außer Frage gestanden, dass man das Konzept der Verkehrsberuhigung im Kern des neuen Ortsteils schätze und unterstütze, in Ausnahmefällen, beispielsweise bei der Anlieferung von Möbeln oder nach einem Großeinkauf sei es aber durchaus üblich gewesen, kurz mit dem Auto vors eigene Haus zu fahren, Kinder und Einkäufe auszuladen und den Wagen schnell wieder aus der verkehrsfreien Zone herauszufahren.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Sture Verwaltung""Als die Straße plötzlich zu war, wurde jeder schwere Transport zur Herausforderung", sagt Schoen. Gerade mit ihren Zwillingen sei es nun mal nicht immer möglich, die Strecke vom Parkplatz zum Haus zu laufen. "Wenn mein Mann nicht dabei ist, wird es schwierig. Ich kann ja schlecht meine Kinder allein im Haus sitzen lassen, um die Einkäufe aus dem Wagen zu holen", erklärt sie.

Wie ihr ging es einigen Nachbarn. "Wir haben eine Anfrage an die Stadt formuliert mit der Bitte, Ausnahmegenehmigungen zu gewähren. Fast alle Anwohner, etwa 80 Prozent, haben unterschrieben. Man war sich einig, dass es wirklich Ausnahmen bleiben sollen, aber ab und an muss man einfach die Häuser erreichen können", so Schoen.

Entschieden sei das Anliegen von der Verwaltung mit Verweis auf das beschlossene verkehrsfreie Konzept abgelehnt worden. Der Fußweg von etwa 25 Metern sei zumutbar. "Das ist einfach unrealistisch. Selbst wenn man von dem Kinderproblem absieht, was soll man denn machen, wenn neue Möbel angeschafft werden?", fragt sie Schoen.

Zufrieden geben wollte sie sich nicht mit der Entscheidung und stellte allein einen weiteren Antrag. Auch dieser wurde pauschal abgewiesen: Abgesehen von einer Erreichbarkeit für Notfahrzeuge sei die Gegend um den Anger autofrei geplant worden.

"Insofern kann aus Sicht des Stadtplanungsamtes dem Anliegen der Anwohner einer Ausnahmegenehmigung für eine Befahrung der Wegefläche nicht gefolgt werden", erklärte die Verwaltung. Es lägen zudem Schreiben anderer Bewohner des Wohnparks vor, die keine Befahrung der Wegefläche wünschten.

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