Kommentar Zurück auf Los

Gehen Sie zurück auf Los und ziehen sie keine 4000 Euro ein." Die Akteure der freien Kulturszene und der Bonner Sportvereine fühlen sich wohl gerade, als hätten sie diese undankbare Ereigniskarte im Monopolyspiel gezogen.

Wochenlange Debatten an Runden Tischen zur Kultur, monatelanges Ringen um neue Sportförderrichtlinien und ein wenig mehr Geld scheinen mit der von Kämmerer Ludger Sander verordneten Haushaltssperre mit einer Handbewegung vom Tisch gewischt.

Die Haushaltssperre mag eine rechtlich gerechtfertigte Maßnahme sein; letztlich wird man sie erst beurteilen können, wenn tatsächlich alle Zahlen auf dem Tisch liegen. Dennoch ist dieses Instrumentarium des städtischen Finanzministers das letzte Mittel - und Ausdruck seiner Hilflosigkeit.

Denn die Summen, die sich über nicht genehmigte Dienstreisen und eine drastische Kürzung der Zahlungen an die freie Kulturszene einsparen lassen, sind nichts weiter als Fingerhüte voller Wasser zum Löschen eines Flächenbrandes. Laut Schätzungen aus der Szene geht es um rund 500.000 Euro. Das gibt die Stadt an zwei Tagen aus - nur für Zinsen und Tilgung ihrer Schulden.

Schön, man könnte jetzt sagen: Kleinvieh macht auch Mist. Aber angesichts dieser Dramatik muss sich jeder Laie fragen, was die Verantwortlichen an der Stadtspitze und im Rat bisher getan haben, um Herr über ihre Kassenverhältnisse zu werden. Vielleicht erfahren wir heute Mittag mehr, wenn Sander und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ihre "Leitlinien für den Haushalt der Stadt Bonn" erläutern wollen.

Dennoch: Es sieht nicht so aus, als hätte die freie Kultur große Fürsprecher - weder im Rat noch in der Verwaltung. Die Initiatorin der Internationalen Stummfilmtage, Sigrid Limprecht, hat schon gedroht, mit diesem kulturellen Höhepunkt im Bonner Sommer wegzugehen. Dann werden ihr andere folgen - in die Kulturstadt Köln.

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