Zu knapp Zu wenig Zeit zum Umsteigen

RHEIN-SIEG-KREIS/BONN · Viele Reisende haben den Ersatzfahrplan der RB 23 kritisiert. Laut Bahn ist nur eine "geringe Anpassung" möglich

Seit Montag werden Zugreisende auf der Voreifelstrecke auf eine harte Probe gestellt. Aufgrund des zweigleisigen Ausbaus der Regionalbahn 23 ist in den Sommerferien die Strecke zwischen Witterschlick und Duisdorf gesperrt, es fahren Ersatzbusse (der GA berichtete). Dass das Ersatzkonzept nicht fehlerfrei ist, belegt nicht nur ein Test des General-Anzeigers von Montag, sondern auch Reaktionen von Zugreisenden.

"Der Ersatzfahrplan ist definitiv knapp", findet etwa Frank Heilmann aus Witterschlick, der die Voreifelbahn privat und für den Arbeitsweg nutzt. Der Schienenersatzverkehr funktioniere nur, wenn nichts dazwischen komme.

Allerdings habe er schon selbst erlebt, wie starker Verkehr und im Halteverbot geparkte Autos zu Verzögerungen geführt hätten. Dazu komme, dass am Dienstag um 18.44 Uhr nur ein Ersatzbus nach Witterschlick gefahren sei.

"Längst nicht alle Fahrgäste konnten befördert werden." Geteilt wird diese Kritik von vielen Reisenden. Auch andere Passagiere berichten, dass zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Tagen zu wenig Bus-Kapazitäten zur Verfügung gestanden hätten.

Gestellt werden die Ersatzbusse von der Regionalverkehr Köln (RVK) GmbH. Deren Sprecherin Andrea Jahn bestätigt, dass am Dienstagabend zur besagten Zeit in der Tat nur ein Bus gefahren sei. Ihrer Auskunft zufolge seien in diesem Fall weniger Reisende von der Deutschen Bahn (DB) gemeldet worden als dann letztlich aber gekommen seien.

Wie Gregor Mauel, Gebietsmanager für den Rhein-Sieg-Kreis bei der RVK, ergänzt, werde immer in Abstimmung mit der DB entschieden, wie viele der vier vorhandenen Ersatzbusse pro Fahrt zum Einsatz kämen. Tendenziell führen morgens mehr Personen von Witterschlick nach Duisdorf, so Mauel. Abends sei es umgekehrt.

Kritik äußert auch David Gundlach aus Siegburg, der die RB 23 nutzt, um zur Arbeit nach Rheinbach zu fahren. Die Fahrzeiten der Busse und der Züge seien zu knapp bemessen, findet er: "Man muss vom Zug zum Bus zum Zug hetzen, da diese sonst losfahren. Es wird leider nur auf Einhaltung des Fahrplans und nicht auf den Transport der Reisenden geachtet."

Nach Auskunft von RVK-Gebietsmanager Mauel ist die Fahrzeit der Ersatzbusse von elf Minuten zwischen Duisdorf und Witterschlick von der Deutschen Bahn vorgegeben und vorab getestet worden. Die eigens aufgestellte Ampel im Einfahrtsbereich zum Witterschlicker Bahnhof sowie die eingerichteten Halteverbote im Ort würden, "wenn sie konsequent durchgesetzt werden", helfen, die Fahrzeit einzuhalten.

Ein Problem ist laut Mauel in der Tat die Abzweigung Raiffeisenstraße/B 56. Wie berichtet, dauert es vor allem in der Hauptverkehrszeit lange, bis alle vier Busse die Stelle passiert haben. Laut Mauel gibt es Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW und dem Rhein-Sieg-Kreis über eine mögliche Nachjustierung der dortigen Ampel.

Ärger gibt es unter den Reisenden aber nicht nur über die Ersatzbusse, sondern auch über die Züge, die zwischen Bonn-Hauptbahnhof und Duisdorf pendeln. So sei es am Dienstagabend vorgekommen, dass nur ein Zug gefahren sei, der dann völlig überfüllt gewesen sei.

Laut Bahnsprecher Dirk Pohlmann ist eigentlich geplant, in der Hauptverkehrszeit zwei Fahrzeuge vom Typ Coradia Lint mit je 300 Plätzen einzusetzen, ansonsten eines. Zugleich verweist er auf die aktuell knappen Kapazitäten der Bahn.

Wie berichtet, kommen die bestellten Lints unter dem Namen "Vareo" aufgrund von Verzögerungen erst verspätet nach und nach zum Einsatz. Zugleich müssen vorhandene Bestandsfahrzeuge zu geplanten Routine-Untersuchungen in die Werkstätten. Der Sonderverkehr sei ein "Ersatzkonzept", sagt Pohlmann weiter.

Er räumt ein, dass es knapp bemessen sei, aber die Bahn müsse "die gesamte Verkehrskette im Blick halten" - etwa die Anschlüsse in Euskirchen. Daher sei eine Anpassung "höchstens geringfügig" möglich. Allerdings baut die Bahn offenbar auch darauf, dass die Kritik der Reisenden abebben wird. "Unserer Erfahrung nach dauert es rund eine Woche, bis die Menschen sich an einen Ersatzverkehr gewöhnt haben", sagt Pohlmann.

Gedruckte Sonderfahrpläne

Wie GA-Leser Friedrich Koßwig mitteilt, sei es ihm nicht möglich gewesen, einen der gedruckten Sonderfahrpläne zu erhalten. Auf 43 Seiten informiert die Deutsche Bahn (DB) in dem Heft über die geänderten Abfahrtszeiten und den Schienenersatzverkehr. Wie Koßwig sagt, habe aber weder der Fahrer eines Ersatzbusses noch die sogenannten Reisendenlenker der DB ihm einen Plan aushändigen können.

Auch hätten sie ihm nicht sagen können, wo solche Broschüren zu bekommen seien. Laut Bahnsprecher Dirk Pohlmann gehen die Broschüren weg "wie warme Semmeln". Alleine im Bonner Hauptbahnhof habe man 5000 Stück ausgelegt. Davon seien nur noch so wenige übrig, dass 2500 Stück nachbestellt würden.

Außerdem habe man der Regionalverkehr Köln (RVK) GmbH 1500 Hefte zur Verteilung zur Verfügung gestellt. Auch im Kundenzentrum der Stadtwerke Bonn (SWB), Poststraße 2, direkt am Bonner Hauptbahnhof, seien sie verfügbar.

Tipp: Umstieg auf Linienbusse

Von einer Möglichkeit, den Behinderungen auf der Voreifelstrecke zu entgehen, berichtet Wolfgang Dick aus Meckenheim. "Ich fahre mit der Linie 855 vom Neuen Markt in Meckenheim nach Bad Godesberg Bahnhof", sagt er. Dort könne er dann direkt einen Regionalzug zum Bonner Hauptbahnhof nehmen. Und: Falls er diesen einmal verpassen sollte, führen ja auch die Stadtbahnen 16 und 63 nach Bonn. "Da erspare ich mir den ganzen Stress", sagt Dick.

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