Kommentar zu einem möglichen Abriss der Oper Zahlen auf den Tisch

Meinung | Bonn · Der Vorstoß der Stadt, das Opernhaus möglicherweise abreißen zu lassen, wird heiß diskutiert. Ob Instandsetzung oder Neubau der Oper - alle möglichen Varianten gehören auf den Tisch, findet GA-Redakteur Andreas Baumann.

Die schwarz-grün-gelbe Ratskoalition steht wieder einmal vor einer Zerreißprobe. Nachdem die Grünen die CDU und die FDP bei diversen Bebauungsplanverfahren düpiert und auch bei der geplanten Ausschreibung von Freibädern ihre Zustimmung verweigert haben, zögern sie nun bei einem Vorstoß, der ihrem Partner CDU besonders am Herzen liegt: Einem Prüfauftrag, ob es vielleicht gescheiter ist, das Opernhaus abzureißen und neu zu bauen als rund 120 Millionen Euro in eine Instandsetzung mit unabsehbaren Risiken zu stecken. Die Oper Köln lässt grüßen.

Was spricht dagegen, neu zu denken und eine Alternative zur Ertüchtigung der alten Gebäude durchrechnen zu lassen? Gut, die Entscheidung über die Zukunft von Oper und Kammerspielen verzögert sich um etliche Monate. Aber wenn die Stadtverwaltung wie versprochen umgehend die schlimmsten Mängel, vor allem beim Brandschutz, behebt, ist das kein Problem – nach all den Jahrzehnten des Verfalls.

In Facebook-Kommentaren äußern Grüne die Sorge, eine Großinvestition in die „Hochkultur“ könnte die Wähler verärgern. Allerdings gilt das nicht nur für einen Neubau, sondern auch für die Instandsetzung: Wenn Oper und Schauspiel nicht irgendwann aus Sicherheitsgründen geschlossen werden sollen, müssen Millionen fließen, so oder so. Größeres Aufregerpotenzial bei den Bonnern dürften unbedachte Äußerungen wie die von Nike Wagner haben. Die Beethovenfest-Intendantin beklagte diese Woche im GA-Interview, dass die Stadt die Akustik im großen WCCB-Saal nicht mit einer elektronischen Anlage verbessert hat. Das hätte rund zwei Millionen gekostet, und das, obwohl das Beethovenfest nur zwei Jahre ins Kongresszentrum ausweicht. Bonn hat's ja. Es geht aber nicht nur um die Interessen der Kulturfreunde, sondern um die Interessen aller Bürger und Steuerzahler. Genau deshalb gehören auch bei Oper und Schauspiel alle Varianten auf den Tisch. Erst wenn Zahlen vorliegen, kann der Rat sauber entscheiden.

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