Helmut Kollig im Gespräch Wie Bonn im Jahr 2020 einmal sein könnte

BONN · Südüberbauung, Busbahnhof, City-Ring: Als Bezirksbürgermeister hat Helmut Kollig einiges mit auf die Schiene gesetzt, damals im Jahr 2013. Jetzt sind wir in der Zukunft angelangt, und der SPD-Politiker sieht bei einem (fiktiven) Spaziergang in der Innenstadt, was aus den Projekten der vergangenen Jahre geworden ist.

Der Frühling im Jahr 2020 ist so lau wie immer. Wir fahren mit dem neuen Wasserbus vom Kameha-Hotel in Beuel zum City-Anleger am Brassertufer. Das kleine Boot ist schneller als alle anderen Rheinschiffe und wird gerne von Berufstätigen genutzt. Nach dem Aussteigen orientieren wir uns in Richtung Innenstadt. Auf der Rathausgasse fährt kein Auto mehr, seit der City-Ring vor kurzer Zeit ein Stück erweitert wurde.

Hinter dem Alten Rathaus ist ein großes Eingangsportal zu sehen und weist auf die neuen Läden im Viktoriakarree hin. Dort kaufen viele junge Leute gerne ein, wenn sie nicht gerade in der Uni-Bücherei ein Stockwerk darüber büffeln. "Es war schwer, hier eine Einkaufsmall zu verhindern, aber diese Kleinteiligkeit ist doch viel schöner, oder?", fragt Kollig. Dass hier einmal das alte Viktoriabad stand, ist so gut wie vergessen.

Die Innenstadt ist noch jünger, wuseliger als damals, 2013, und auf dem Weg zum Bahnhof überholen uns die Ringbusse, die auf den nagelneuen Zentralen Omnibusbahnhof zusteuern. Der ZOB ist zwar kleiner als der alte, bietet aber kürzere Wege und schnelleres Umsteigen. Viele Menschen sind deshalb auf den Nahverkehr umgestiegen, wenn sie in die Stadt wollen. Und vor dem Hauptbahnhof geht es wie gehabt sehr eng zu.

Der Parkplatz auf dem "Nordfeld" des Bahnhofs wird von Autofahrern immer noch vermisst, aber das exklusive Großkaufhaus an dieser Stelle lässt es verschmerzen. Auch der frühere Schandfleck gegenüber, damals "Südüberbauung" genannt, ist nicht mehr als solcher zu erkennen. Ob das Gebäude neu gebaut wurde oder bloß komplett renoviert wurde, lässt sich gegen die blendende Sonne nicht erkennen. "So wie damals konnte es ja nicht bleiben", sagt Kollig. "Mir war klar, dass jede Lösung eine Verbesserung darstellen würde." Die Saturn-Reklame am Eingang ist trotzdem nicht jedermanns Sache.

Wir lassen den Hauptbahnhof hinter uns und gehen weiter zum Bottlerplatz. Das "Haus der Bildung" wird seit fünf Jahren rege genutzt, ist aber schon längst wieder zu klein für Volkshochschule und Stadtbibliothek. Beim Blick um die Ecke fällt das Stadthaus ins Auge, teilweise von Gerüsten verdeckt, weil das Gebäude in großem Stil renoviert wird. "Die Sanierung ist zur Hälfte fertig", klärt Kollig auf. "Aber ich bin froh, dass die Stadtverwaltung weiter in der Stadtmitte ist, wo sie hingehört, und nicht irgendwo im Bundesviertel, wo sich das WCCB zum vielbeachteten Kongresstandort entwickelt hat, Gott sei Dank."

Weiter geht es zu Fuß: Entlang der Maxstraße sind gerade die neuen Bürogebäude im Bau, die Platz für die ausgelagerten Amtsstuben des Stadthauses bieten. Die Altstadt, die hier beginnt, hat in den vergangenen zwei Jahren einen enormen Boom hinter sich und ist dank der modernen Verkehrsberuhigung zu einem neuen Magneten für Fußgänger geworden. "Shared Space" wurde das bei der Einweihung von den OB-Kandidaten Ernesto Harder (SPD) und Guido Déus (CDU) genannt, weil sich Autos und Fußgänger den Platz einträchtig teilen. Dass in der Altstadt plötzlich so viel los ist, liegt auch an den neuen Wohnungen für Singles, Senioren und jungen Familien, die an der Wilhelmstraße auf dem Gelände der früheren Poliklinik und der Volkshochschule entstanden sind.

Bis zur Beethovenhalle, die in Scheibchen renoviert wurde, nachdem sich das Festspielhaus als nicht finanzierbar herausgestellt hat, wollten wir eigentlich auch noch laufen. Aber Kollig hat keine Zeit mehr, der nächste Termin im Hier und Jetzt wartet. Ob der Spaziergang und seine Zukunftsvisionen gefallen haben, will er noch wissen und zupft den träumenden Reporter am Arm: "Aufwachen, das Jahr 2013 hat uns wieder."

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