Facebook und Co. Wer im Social Web zu viel feiert, kann damit seine Karriere riskieren

Bonn · Privates oder gar Intimes bei Facebook von sich preiszugeben, ist nicht empfehlenswert. Manuela Dorlaß von der Verbraucher-Zentrale Bonn erklärt mit Hilfe von einem getürkten Facebook-Acccount in einem Workshop, warum man mit persönlichen Daten in sozialen Netzwerken sparsam umgehen sollte.

 Diskretion ist sinnvoll: Wer im realen Leben gerne feiert, sollte das nicht unbedingt in der virtuellen Welt dokumentieren

Diskretion ist sinnvoll: Wer im realen Leben gerne feiert, sollte das nicht unbedingt in der virtuellen Welt dokumentieren

Foto: Fotolia

Willi Meiers Spitzname lautet "Schlucker". Seine Hassfächer sind Deutsch, Mathe, Englisch, Religion und Kunst. Ein Lieblingsfach hat er nicht, bezeichnet sich aber selbstbewusst als Sportskanone. Seine politische Richtung ist "rechts". Ein Lieblingsbuch hat er nicht; Begründung: "Kann man nicht trinken." Shisha rauchen dagegen mag er sehr.

Willi Meiers Selbstbeschreibung stammt aus einem zum Glück fiktiven Facebook-Profil, das Manuela Dorlaß rund 30 Zehntklässlern der Hauptschule Sankt Hedwig präsentiert. Die Verbraucherberaterin der Verbraucher-Zentrale Bonn erklärt mit Hilfe von Willi Meier und einigen anderen windigen Facebook-Freunden in einem Workshop, warum man mit persönlichen Daten in sozialen Netzwerken sparsam umgehen sollte.

Die politische Richtung etwa gehe doch niemanden was an, weshalb man das Feld bei Facebook einfach freilassen sollte. Und den Punkt "Ich mag nicht..." mit "...meinen Physiklehrer" fortzusetzen sei fast schon eine persönliche Beleidigung.

Sicher scheint: Willi Meier wird in diesem Leben keinen Ausbildungsplatz mehr finden. Denn Personalchefs informieren sich gerne vorab in sozialen Netzwerken über Bewerber um Ausbildungsplätze und Stellen. Manuela Dorlaß rät den Zehntklässlern, einfach nichts zu Privates im Internet zu zeigen und gut zu überlegen, was man veröffentlicht.

Der Student Max M. wunderte sich zum Beispiel wochenlang darüber, warum er trotz hervorragender Noten auf seine Bewerbungen nur unpersönliche Absagen erhielt. Bis ihn endlich jemand darauf hinwies, dass er bei Facebook allzu freizügig in Wort und Bild zeigt, wie gerne er Party macht. Arbeitgeber finden das gar nicht lustig, wenn der neue Angestellte in spe gerne mal und immer wieder einen drauf macht. Eingeladen zum Vorstellungsgespräch werden da doch lieber die Bewerber mit der sauberen Weste.

"Der Preis für zu viel Party ist hoch", sagt Manuela Dorlaß. "Es kann die Karriere kosten." Manchmal kann man noch nicht einmal etwas dafür, wenn die reine Weste beschmutzt wird. Eine Zehntklässlerin der Hedwigschule berichtet, dass ein "Freund" bei Facebook ein allzu freizügiges Foto von ihr postete. Mehr als 7000 Menschen schauten sich das Bild an, manche hinterließen schmutzige Kommentare.

Kommunikation über Facebook ist nicht immer privat

Erst 13 Tage später erreichte die junge Frau, dass der Verursacher das Bild wieder löschte. "Ich fühlte mich richtig durch den Dreck gezogen", berichtet sie. Mittlerweile hat sie kein Facebook-Profil mehr. Sich aus Facebook abzumelden bedeutet aber auch, die Kontrolle komplett abzugeben. "Denn dann kann ich keinen Einfluss mehr darauf nehmen, was andere über mich verbreiten", erläutert Sachbuchautorin Annette Schwindt.

Manuela Dorlaß von der Verbraucher-Zentrale Bonn erklärt den Zehntklässlern Fallen, die in Sozialen Netzwerken lauern. Jeder Schüler sollte sich klar machen, dass die Kommunikation über Facebook keinesfalls immer privat sei, obwohl man offiziell ja mit Freunden zu tun hat, aber bei Weiterverbreitung von Inhalten auch mit Freunden von Freunden: "Ihr müsst euch vorstellen, ihr hängt euch ein Plakat um und rennt damit durch die Stadt."

Aus dem Privatgespräch werde so schnell eine öffentliche Veranstaltung - gerade wenn die Privatsphäre bei Facebook zu lax eingestellt ist oder man ohne Sinn und Verstand Freunde sammelt, die man im echten Leben nicht kennt. "Dabei geht es nicht nur um spätere Bewerbungssituationen, sondern auch um den Schutz des leiblichen und seelischen Wohls", warnt Annette Schwindt (siehe auch das Interview). "Die Gefahr kommt dabei nicht nur von etwaigen Straftätern, die sich auf Profile von Mädchen stürzen. Auch die Teenager untereinander können Social Media zum Mobben nutzen."

Das seien zwar Worst-Case-Szenarien, aber möglich sei es. Annette Schwindt wünscht sich eine bessere Medienkompetenz-Erziehung in den Schulen. Die Initiative müsse aber nicht generell von den Erwachsenen ausgehen: "Die Kinder könnten den Eltern und Lehrern zeigen, was es alles gibt und wie man damit umgeht, um zusammen Strategien und Handlungsempfehlungen zu entwickeln."

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