WCCB-Prozess: "Hübner ist der korrekte deutsche Beamte"

Ein Polizeibeamter sagt am Dienstag aus, wie der Angeklagte Ha-S. C. die beiden städtischen Projektleiter sah.

Ha-S. C. während seiner Zeit in Bonn.

Ha-S. C. während seiner Zeit in Bonn.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Wer hat wann was gewusst? Wer spielte welche Rolle? Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Auch am fünften Verhandlungstag im Prozess um den Zusammenbruch des World Conference Center Bonn (WCCB) versucht die Wirtschaftsstrafkammer, Licht in das dichte Gestrüpp aus Lug, Trug und Korruption zu bringen, so wie es die Anklage sieht.

Und erneut zeigt sich, wie mühsam die Wahrheitssuche ist. Denn die beiden Südkoreaner auf der Anklagebank, der frühere WCCB-Investor Man-Ki Kim und sein damaliger Rechtsberater Ha-S. C. beschuldigen sich gegenseitig.

Wurde an den vergangenen Verhandlungstagen Kims Version durch die Zeugenaussage seines Vernehmungsbeamten in den Prozess eingeführt, so ging es am Dienstag darum: Was hat C. demselben Ermittler im Oktober 2009 geschildert? Der südkoreanische Rechtsanwalt C. mit Kanzlei im Taunus, ein bedeutendes Mitglied der südkoreanischen Gemeinde, spielte für Kim eine wichtige Rolle, nicht zuletzt, weil er perfekt Deutsch spricht, was Kim nicht im Ansatz beherrscht.

Und so war es C., der Kim gegenüber der Stadt vertrat. Nach seiner Verhaftung im Oktober 2009 erklärte C. gegenüber dem Polizisten der Ermittlungskommission Gold unter anderem Folgendes, wie der 54-jährige Beamte nun als Zeuge schildert: Er, C., habe an Kim geglaubt und an dessen ernsthafte Absichten, in Bonn das WCCB-Projekt aufziehen zu wollen - und zu können.

Nie habe er Kims Firma SMI Hyundai schaden wollen, wie Kim nun behaupte, und erst recht nicht der Stadt Bonn. Deren Berater Michael Thielbeer, der nun mit auf der Anklagebank sitzt, habe bei der Stadt großes Ansehen genossen. Ohne ihn, so C., wäre es nie zum Vertrag zwischen Kim und der Stadt gekommen. Vor allem die beiden städtischen WCCB-Projektleiter Arno Hübner und Evi Zwiebler hätten große Stücke auf Thielbeer gehalten.

Er, C., wisse nichts davon, dass Thielbeer dafür bestochen worden sei, der Stadt Kim als den besten Investor zu empfehlen. Er wisse nur, dass eines Tages Frau Zwiebler zu ihm gesagt habe: "Das Budget für Herrn Thielbeer ist ausgereizt." SMI Hyundai solle dessen Rechnungen bezahlen. Im Gespräch mit Kim, Hübner und Zwiebler sei dann beschlossen worden, dass das rechtlich unproblematisch sei, so lange Thielbeer nicht gleichzeitig von beiden Seiten Geld erhalte.

SMI habe also Thielbeers Rechnungen bezahlt und ihn später als Berater eingestellt. Mit der Zeit habe er, C., Zweifel an Kim bekommen, als der nämlich partout kein Geld auftreiben konnte. Schließlich habe er sein Mandat niedergelegt. Dem Polizisten zufolge sagte C.: Aus dem Riesen Kim, den er bewundert habe, sei für ihn eine persona non grata geworden. "Er hat dem Ansehen Koreas geschadet."

Und noch etwas schilderte C. damals dem Ermittler: Obwohl die Sparkasse KölnBonn ein Wertgutachten habe erstellen lassen, das für Kims Firma ungünstig gewesen sei, habe Hübner wenig später plötzlich gesagt: Die Sparkasse wolle das Projekt finanzieren. "Hübner", so C., "ist der korrekte deutsche Beamte", der jedes Wort genau überlege und "dem das WCCB-Projekt ein persönliches Anliegen war".

Zwiebler aber habe einen hilflosen, sorgenvollen und gequälten Eindruck gemacht, nicht so kompetent wie Hübner, bei dem sie sich vor Entscheidungen immer rückversichert habe. "Ich hatte den Eindruck, sie war überfordert." Thielbeer sei auch zwischen den beiden das Bindeglied gewesen. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

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