Viel Durcheinander unterm Bonner Loch

Illegale Leergutlager, ein versteckter Schlafplatz und Müllberge im Keller alarmieren die Behörde

Viel Durcheinander unterm Bonner Loch
Foto: Rolf Kleinfeld

Bonn. Wer das Bonner Loch und die Ladenpassage im Untergrund schon nicht mag, wird sich noch eine Etage darunter erst recht nicht sonderlich wohl fühlen. In den normalerweise unzugänglichen Katakomben - der so genannten Minus-2-Ebene, deren Zugang nur wenigen Leuten vorbehalten ist - hat sich im Laufe der Jahre ein regelrechtes Eigenleben entwickelt.

Da stehen auf Fluren und Treppenabgängen Leergutkästen mit Billigbierflaschen gleich im Dutzend herum, in Kellerräumen stapelt sich zundertrockener Müll bis unter die Decke, es stehen ausrangierte Schließfächer und Paletten herum, die offensichtlich Geschäftsinhaber dort illegal entsorgt haben. Und in einer Ecke neben der Treppe hat sich jemand aus Holzbrettern einen Verschlag zum Übernachten gebaut. In den wurde sogar eine Tür eingesetzt.

Diese Tür ist zwar abgeschlossen, aber wer durch die Holzlatten lugt, sieht in dem abgetrennten Raum ein Etagenbett mit Bettzeug - allem Anschein nach werden dort kostensparend Bedienstete der Billigläden untergebracht, die tagsüber in der Ladenzeile der Minus-1-Ebene geöffnet haben und deren Geschäfte vorwiegend aus dem Verkauf von Alkohol an die Szene besteht.

Inzwischen ist der Zustand in den Katakomben aufgefallen: Am Mittwochmorgen gab es deshalb eine Ortsbesichtigung, an der auch Vertreter der Ordnungsbehörde und der Feuerwehr teilgenommen haben sollen. Bis zum städtischen Presseamt hatte sich diese Begehung noch nicht herumgesprochen. Auf Anfrage vermochte man dort keine Aussagen über das Ergebnis des behördlichen Aufmarsches machen.

Nach Informationen des General-Anzeigers befinden sich im besagten Kellergeschoss auch jene Flächen, die im Besitz der Stadt und der Stadtwerke sind. Eben jene also, die der Investor der Südüberbauung unbedingt kaufen möchte, damit er seine Neubaupläne verwirklichen kann.

Der Umstand, dass man nach der Ortsbegehung nun zunächst einmal klären lassen will, welche Flächen wem gehören, legt den Schluss nahe, dass sich die Eigentümerseite bei Stadt und Stadtwerken seit Jahren nicht mehr um die Räume unterm Bonner Loch gekümmert hat. Auch wer die Entsorgung des Mülls und die Beseitigung der Leergutlager in den Fluchtkorridoren übernimmt, ist derzeit noch nicht geklärt.

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