Verhärtete Fronten seit 30 Jahren

Die Bürgerinitiative Marienforster Steinweg lässt nicht locker und wehrt sich gegen die neuen Ausbaupläne.

Verhärtete Fronten seit 30 Jahren
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Es ist weit mehr als eine Kostenfrage. Es geht ums Prinzip. Seit Jahren. Und sie stehen zusammen. Die Anlieger des Marienforster Steinwegs sind wieder da. Auch zur Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwoch, werden sie wieder Geschlossenheit demonstrieren, wenn Tagesordnungspunkt 1.4.10 aufgerufen wird.

Es geht um den Ausbau ihrer Straße. Zum x-ten Mal seit Anfang der 80er Jahre. Seitdem stehen sich Anwohner und Stadtverwaltung gegenüber - damals wie heute unversöhnlich.

"Wir werden notfalls vor Gericht ziehen", sagt Sprecher Rainer Ehmcke im Namen der Bürgerinitiative, der auch nach 30 Jahren mehr als 180 Anwohner angehören. Dabei ist das Straßenstück zwischen Ölberg- und Wolkenburgstraße gerade einmal 300 Meter lang. Doch hinter den direkt Betroffenen stehen viele Nachbarn der umliegenden Straßen, die den geplanten Ausbau ebenfalls ablehnen.

Die Dauerfehde mit der Stadt dreht sich seit Jahren um eine zentrale Frage: Was ist die beste und kostengünstigste Lösung, um den Durchgangsverkehr vom wohl steilsten Schleichweg Bad Godesbergs fernzuhalten? Die Verbindung zwischen Gut Marienforst und Goldbergweg ist seit vielen Jahren die beliebteste Abkürzung zwischen L 158 und den Ortsteilen Heiderhof und Muffendorf.

Das hat auch die Stadt bei Verkehrszählungen festgestellt. "Zumal alle Navigationsgeräte das auch empfehlen", erklärt Ehmcke. Zahlreiche vorbeirauschende Autos und Lastwagen mit Kölner oder Düsseldorfer Kennzeichen folgen diesen Empfehlungen.

Dass der Marienforster Steinweg dringend verkehrsberuhigt werden sollte, sieht die Stadt auch. Nur wie? Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Die ersten Planungen der Fachämter wurden von den Anwohnern mit der Anmerkung "purer Luxus" buchstäblich zerrissen. Bürgeranträge an die Kommunalparlamente und harsche Kritik in Bürgerversammlungen sind seit Jahren an der Tagesordnung.

Die Stadt hat reagiert und die Pläne verändert. Die vorletzte aller Ausbauvarianten (Kosten: knapp 600 000 Euro) hat sie um knapp 170 000 Euro abgespeckt. Aber längst nicht in dem Maße, wie sich das die Anlieger vorstellen. "Auf einige kommen Beiträge von fast 60 000 Euro zu", rechnet Ehmcke vor. Denn 90 Prozent der Baukosten kann die Stadt auf die Anwohner abwälzen. Wenn es nach ihr geht und es sich tatsächlich um einen Erstausbau der Straße handelt.

"Doch das bezweifeln wir nach dieser langen Vorgeschichte ganz energisch", sind sich die Anlieger einig. Sie wollen eine einfache, schmale Anliegerstraße mit entsprechenden Durchfahrtverbotsschildern, die Stadt will eine Tempo-30-Zone mit breiten Bürgersteigen, versetzten Parkplätzen und asphaltierten Plateaus mit Rampen, um auf diese Weise den Durchgangsverkehr zu verlangsamen.

"Wir haben zurzeit die beste Verkehrsberuhigung, die wir uns vorstellen können", meinen einige Anwohner augenzwinkernd. Die Buckelpiste ist zum einen Folge der im vergangenen Jahr beendeten Kanalsanierung, zum anderen den durch den starken Frost entstandenen Schlaglöchern geschuldet. Dass das keine Dauerlösung sein kann, ist auch den Anwohnern klar. "Aber es geht weitaus kostengünstiger, als die Stadt uns das immer wieder weismachen will", sagt Peter Bläser, Anwohner und ehemaliger Bezirksvorsteher.

Ein Problem scheint mittlerweile jedoch gelöst: Die Buslinie 637/638, die in einer Art Ringverkehr durch die Petersbergstraße und die schmale Wolkenburgstraße fährt, soll einen Wendeplatz bekommen. Auf ihm könnten die Busse drehen und den gleichen Weg zurückfahren. Auch das soll laut Stadt ein Provisorium sein. Denn irgendwann einmal, so ist geplant, wird die Buslinie durch den Wald eben jene Abkürzung nehmen, die heute dem Schleichverkehr vorenthalten bleibt. Doch auch dieser Termin steht in den Sternen.

Die Sitzung der Bad Godesberger Bezirksvertretung beginnt am Mittwoch um 17 Uhr im Parksaal der Stadthalle.

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