Verwahrloste Sehenswürdigkeiten in Bonn Unkraut, Müll und Absperrgitter

BONN · Norbert Volpert ist verärgert. Und das, obwohl der Geschäftsführer von "StattReisen Bonn" Ende Juni das 25-jährige Bestehen seines Vereins feiern konnte.

"Wir haben 1989 angefangen, und im Laufe der Zeit unsere Touren immer erweitert", freut sich der Gründer des Tourismusveranstalters. Was ihn allerdings in den letzten Monaten nicht erfreut, ist der Anblick einiger Wege und Sehenswürdigkeiten im Stadtbild. "Viele Straßenränder in der Stadt werden nicht sauber gehalten, und Wege sind derart uneben, dass Fußgänger oft stolpern."

Auch die Instandsetzung manch historischer Sehenswürdigkeit wie der Alte Zoll verzögere sich. Andere, aus Volperts Sicht attraktive Besichtigungsziele wie der alte Aufgang zum Venusberg am Ende der Argelanderstraße oder die Mauer an der Zweiten Fährgasse, wo seit Monaten Stücke fehlten, wirken verwahrlost. "Ungepflegte Straßen haben nichts mit biologischer Vielfalt zu tun", so Volpert. "Ich möchte die Stadt Bonn nicht aus ihrer Pflicht entlassen, Unrat und Unkraut zu beseitigen."

Das sieht der Bonner Historiker und bekannte Berufs-Spaziergänger Rainer Selmann auch so. "Oft äußern Teilnehmer aus anderen Städten, dass Bonn recht verschmutzt sei." Volpert stört zudem das unebene Pflaster auf dem Münsterplatz: "Ich habe dort so manchen Touristen stolpern sehen." Das hingegen kann Selmann nicht bestätigen.

Verwahrloste Stellen in Bonn
4 Bilder

Verwahrloste Stellen in Bonn

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Die Tourismusveranstalterin Maria-Soledad Sichert von "Bonntouren.de" kann die Aussagen ihrer männlichen Kollegen so gar nicht nachvollziehen: "Wenn man bedenkt, dass nicht sehr weit von uns entfernt Krieg geführt wird, ist mir ein unebener Münsterplatz ehrlich gesagt egal. Ich darf meinen Gästen eine uralte Stadt zeigen, die so viel Geschichte vorzuweisen hat. Ich empfinde dies als Privileg", sagt sie.

Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sowie der Stadt Bonn liegen eigenen Angaben zufolge keine Beschwerden über vernachlässigte touristische Ziele vor. "Wir können dies auch aus unserer Sicht nicht feststellen", sagt Christoph Becker, Geschäftsführer von Dehoga Nordrhein. "Tourenteilnehmer äußern sich in aller Regel weit positiver über Bonn als erwartet." Ein Sprecher der Bonn-Information ergänzt: "Uns liegen auch keine Beschwerden oder Kritik von auswärtigen Besuchern vor."

"Man braucht sich doch nur den Alten Zoll anzuschauen, ein Aushängeschild des Tourismus", entgegnet Volpert. "Das ist wirklich dramatisch. Seit Jahren ist der Alte Zoll eingerüstet, und es passiert nichts. Und wenn man dann über die provisorische Brüstung schaut, sieht man nur Müll. Die Touristen beschweren sich, und auch unsere Stadtführer wollen da nicht mehr vorbeigehen." Selmann stimmt zu: "Da sollte mal sauber gemacht werden. Der Zaun ist ein Ärgernis, aber nicht zu ändern." Mit der Sanierung wird es nämlich nichts vor Mai 2015, erfuhr vor einiger Zeit die Landtagsabgeordnete Renate Hendricks von NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans .

Sichert hingegen sieht auch beim Alten Zoll keinen dringenden Handlungsbedarf. "Die Stadt gibt mir persönlich sehr viel, daher versuche ich, auch der Stadt etwas zurückzugeben. Indem ich zum Beispiel selbst Müll beseitige."

Wenn Sie weitere verschandelte Sehenswürdigkeiten in Bonn kennen, schicken Sie uns ein Foto davon an bonn@ga.de.

Übernachtungsrekorde

Im Jahr 2012 knackten die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis erstmals jeweils die 1,3 Millionen Marke bei Übernachtungen aus dem In- und Ausland. Wie die Tourismus & Congress GmbH weiter mitteilte, erlebte dieser Rekord 2013 abermals eine Steigerung, knapp 1,4 Millionen Gäste besuchten geschäftlich oder privat die Bundesstadt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden 81 313 Übernachtungen mehr in Bonn registriert. Touristisch beliebte Ziele sind das Beethoven-Haus, das Alte Rathaus, das politische Bonn, die Museumsmeile, die Rheinpromenade sowie die Veranstaltungen Rhein in Flammen, Beethovenfest, Kunst!Rasen und die Weihnachtsmärkte in Bonn und der Region.

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