Straßenlöcher in Bonn Überalterte Kanäle und defekte Wasserleitungen führen zu den Einbrüchen

BONN · Großer Bahnhof in Bonn im Oktober 1967: Gleich zwei Bundesminister waren dabei, als der erste Rammschlag für die U-Bahn gesetzt wurde. Was Franz-Josef Strauß und Georg Leber damals mit auf den Weg brachten, bereitet dem städtischen Tiefbauamt jetzt jede Menge Arbeit.

 Einsatz in der Wendelstadtallee: Städtische Mitarbeiter begutachten ein Loch in der Straße.

Einsatz in der Wendelstadtallee: Städtische Mitarbeiter begutachten ein Loch in der Straße.

Foto: Axel Vogel

Denn das Material, mit dem die Baugruben damals abgesichert und gestützt wurden, ist mittlerweile an vielen Stellen verrottet, die Holzbohlen zerbröseln in Tausende winzig kleine Stücke.

Mit fatalen Folgen: Es entstehen Hohlräume, und das darüberliegende Erdreich rutscht nach. An der Oberfläche entsteht ein Krater. Das war auch der Grund für den Straßeneinbruch im vergangenen Jahr auf der Adenauerallee in Höhe der Kinderklinik. "Aber dabei handelt es sich ausschließlich um die Gruben für die damaligen Bauarbeiten und nicht um den U-Bahn-Tunnel selbst", betont Monika Frömbgen, stellvertretende Leiterin des Tiefbauamtes.

Das Absacken des Erdreiches ist allerdings kein Einzelfall. "Wir haben rund 20 Straßeneinbrüche pro Jahr in Bonn", stellt Frömbgen aktuelle Zahlen vor. Erst kürzlich entdeckten ihre Mitarbeiter bei einer routinemäßigen Kontrolle in der Wendelstadtallee in Bad Godesberg in sieben Metern Tiefe einen Einbruch in einem Kanal. Etwa zwei Wochen sollen die Sanierungsarbeiten dauern (der GA berichtete). Während die Schäden am Kanal vom Tiefbauamt behoben werden, sind die Stadtwerke für die Reparatur brüchiger Wasserleitungen zuständig.

Januar 2014 in der Waldstraße in Godesberg, Juni 2013 an der Villemombler Straße/Schieffelingsweg in Duisdorf: Die Straßeneinbrüche können ganz verschiedene Ursache haben. Mal liegt es am überalterten Kanalnetz, mal an defekten Wasserleitungen. Und: "An warmen Sommertagen treten sie häufiger auf", weiß Frömbgen. Denn wenn die Temperaturen über mehrere Tage hinweg 30 Grad und mehr betrügen, dann verforme sich der Bitumen im Asphalt. Bitumen ist ein Dichtstoff, der seit Jahrzehnten bei Hoch- und Tiefbauarbeiten eingesetzt wird.

"Das ist ein ganz natürlicher Prozess", beruhigt die stellvertretende Amtsleiterin. Rollt dann auch noch sehr viel Verkehr über solch einen Straßenabschnitt, entsteht ein Hohlraum - und der Fahrbahnaufbau rutscht ab.

Sehr unwahrscheinlich ist jedoch, dass ein Straßeneinbruch wegen eines Starkregens, so wie 2010 in Mehlem, entsteht. Vor knapp vier Jahren verwandelte sich der kleine Bach nach einem kräftigen Sommergewitter in ein reißendes Gewässer. Die Wassermassen konnten nicht mehr kontrolliert abfließen, weil der Kanal durch den enormen Druck gebrochen war.

Die Fluten unterspülten innerhalb kürzester Zeit Straßen und Wege. Damit Straßeneinbrüche gar nicht erst entstehen, kontrolliert das Tiefbauamt die Kanäle regelmäßig mit einer Kamera. Rund 20 Millionen Euro investiert die Stadt jährlich in die Sanierung.

Das Bonner Kanalnetz

Bonn verfügt über ein Kanalnetz von insgesamt 945 Kilometern Länge. Rund 907 Kilometer davon sind sogenannte Mischwasserkanäle, die Schmutz- und Regenwasser aufnehmen. Zusätzlich gibt es vier Klärwerke und 280 Sonderbauwerke, davon 89 Pumpstationen, 114 Regenrückhaltebecken und 58 Staukanäle. Zudem gibt es im Stadtgebiet 36 000 Sinkkästen. Der größte Teil des Kanalnetzes im Bonner Untergrund ist mehr als 100 Jahre alt, die durchschnittliche Lebensdauer eines Kanals liegt bei etwa 80 Jahren.

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