Warnstreik des öffentlichen Dienstes Trillerpfeifenchor zog durch Bonn

BONN · Noch einmal sind Mittwochmorgen Beschäftigte im öffentlichen Dienst auf die Straße gegangen, um für ein höheres Gehalt zu kämpfen. Mit 2000 Demonstranten war die Kundgebung eine der größten in Bonn in den vergangenen Jahren. 21 städtische Kindergärten blieben geschlossen, bei der Müllabfuhr war indes vom Streik nicht viel zu spüren.

Die Demonstration: Um Punkt 11.30 Uhr setzte sich der vom Deutschen Beamtenbund (dbb) und der Komba-Gewerkschaft organisierte Tross am Kaiserplatz in Bewegung. Der Chor der Trillerpfeifen und Ratschen fand den gesamten Weg über den Cityring - vorbei an Bahnhof, Stadthaus, Bertha-von-Suttner-Platz, Rathausgasse - kein Ende. Mit Transparenten machten die Teilnehmer auf "Mehr Wertschätzung für unsere Arbeit im öffentlichen Dienst" aufmerksam.

Passanten beobachteten den Protest zumeist mit Wohlwollen. "Das ist gut so. Es wird ja alles teurer, und jeder will sein Geld verdienen", sagte Werner Dicken. Der Koch einer Döner-Bude schnappte sich sein Smartphone, um die Demo zu filmen. "Es ist ein Kulturgut, dass wir bei uns streiken können", sagte Annette von Butler und wartete mit dem Rad geduldig ab, bis wieder ein Durchkommen war. "Die kriegen alle viel zu wenig im öffentlichen Dienst", sagte Moritz Mundorf und applaudierte den Demonstranten.

[kein Linktext vorhanden]Rund 15 Polizeibeamte regelten den Verkehr. Die Straßenbahnstrecken wurden laut Stadtwerke Bonn eine Stunde lang getrennt, entsprechend fuhren keine Bahnen am Hauptbahnhof. Die Gleise auf dem Suttner-Platz wurden allerdings freigehalten. Auch Busse hatten Verspätung. Eine Autofahrerin stand in der Wesselstraße.

"Mich stört es, dass ich warten muss. Es ist okay, was die fordern, das sollte aber nicht zu Lasten aller anderen gehen." Weil erst einmal keine Bahn fuhr, dachte Zeljka Peric schon, dass erneut im Nahverkehr gestreikt wurde. Sie war mit ihrer Tochter unterwegs, deren Kindergarten am Mittwoch geschlossen war.

"Wir sind hier, weil wir mehr Geld und Personal für die Kitas haben wollen", sagte Anne Schucht vom Zwergenwald in Dottendorf. "Die Eltern stehen hinter uns." Mit rund 500 Bediensteten zog der Landesbetrieb "Straßen.NRW" mit. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Münsterplatz hieß es auf Plakaten "Wir werden ausgepresst, wir sind sauer." Polizeieinsatzleiter Siegfried Vogel fühlte sich an alte Bonner Zeiten erinnert, als die Bürger bei Demos Gelassenheit zeigten. "Es ist alles problemlos gelaufen."

Kindergärten: Laut Streikleiter Rainer Friedrich (Komba-Gewerkschaft) hatten 21 städtische Kindertagesstätten ihren Betrieb geschlossen. In zehn wurde eingeschränkt gestreikt, dort waren Notgruppen für Kinder von Eltern geöffnet, die keine andere Betreuungsmöglichkeit hatten. Allerdings, so ergab eine kleine GA-Rundfrage am Vormittag, blieben auch einige Notgruppen mangels Nachfrage kinderlos.

[kein Linktext vorhanden]"Die Eltern waren ja rechtzeitig über den Streiktag informiert und haben untereinander eine Betreuung organisiert", meinte eine Kitaleiterin. Martina Stein, Leiterin des integrativen Montessori-Kindergartens am Waldenburger Ring in Tannenbusch, hatte ihre Einrichtung dagegen ganz normal geöffnet. Auch sie hätte notfalls Kinder von anderen Kitas aufnehmen können. "Wir sind hier in Tannenbusch sehr gut vernetzt. Das wäre kein Problem gewesen", sagte sie. Doch auch bei ihr habe deswegen niemand angefragt. Viel Verständnis für den Streik zeigte Irena Borowkov.

"Der ist doch wichtig, damit die Erzieherinnen eine bessere Bezahlung erhalten", sagte die junge Mutter, die als Bürokauffrau arbeitet. Wäre in ihrer Einrichtung auch gestreikt worden, dann hätte sie schon einen Weg gefunden, Töchterchen Veronika (3) für einen Tag woanders unterzubringen, sagte sie.

Müllabfuhr: Die meisten Mülltonnen wurden geleert. Birgit Gußmann von der städtischen Abfallwirtschaft "Bonnorange" berichtete, dass wenige Müllwerker gestreikt hätten. Für deren Zurückhaltung haben Gewerkschafter die Erklärung, dass die Mitarbeiter die Leerungen nachholen müssten und sich die Streikfreude deswegen in Grenzen halte.

Ähnlich fiel die Bilanz aus Sicht von "Bonnorange" auch bei den Straßenreinigern aus. "Dort wurde nur in drei Revieren gestreikt", sagte Gußmann. Rainer Friedrich dagegen berichtete von gut 90 Prozent der Straßenreiniger, die die Arbeit niedergelegt hätten. Insgesamt zog der Komba-Gewerkschafter eine positive Bilanz, obgleich er bedauerte, dass es nicht gelungen sei, den Streik gemeinsam mit der Verdi-Gewerkschaft zu organisieren, die bereits am Dienstag zum Warnstreik aufgerufen hatte.

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