Beerdigung auf dem Bonner Nordfriedhof Trauer um in Gefängniszelle verbrannten Syrer

Bonn · Der in einer Gefängniszelle in Kleve verstorbene Syrer Amed A. kam aus Bonn. Am Samstag fand seine Beerdigung auf dem Nordfriedhof statt. Unter den Gästen war auch NRW-Innenminister Herbert Reul.

Nachdem der syrische Häftling Amed A. in Kleve in einer Gefängniszelle bei einem Brand gestorben war, versprachen NRW-Politiker bei der Beerdigung des Mannes Aufklärung und Akteneinsicht für die Familie. Der Mann hatte zwei Monate unschuldig im Gefängnis gesessen. Im Vorfeld war bekannt geworden, dass er aus Bonn kommt.

Die Beerdigung fand am Samstag auf dem muslimischen Teil des Bonner Nordfriedhofes statt. Über 100 Menschen kamen dorthin, um zu trauern.

Der Vater trug bei der Trauerfeier einen Umhang mit der Aufschrift: "Wer ist der Mörder unseres Sohnes?" Er hatte aus sozialen Medien vom Tod seines Sohnes Amed erfahren, wie er im Zuge der Trauerfeier zusammen mit einem Übersetzer sagte. Die Polizei habe ihn demnach nicht kontaktiert und dennoch gewusst, dass er der Vater ist. Er wirft den Behörden vor allem vor, die angebliche Tat des Sohnes, für die er unschuldig im Gefängnis saß, nicht gründlich aufgeklärt zu haben.

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Beerdigung von Amad A. auf Nordfriedhof in Bonn

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Cengiz Sezek, der die Familie bei Amtsgängen unterstützt und sie seit dem Tod betreut, sagte: "Es ist definitiv ein Skandal." Bezüglich der Unschuld des Mannes sagte er: "Anhand der Aussagen des Verstorbenen hätte man wesentlich rascher aufklären können, dass er es nicht ist." Der vermeintliche Täter habe beispielweise eine andere Hautfarbe gehabt.

Unter den Gästen war auch der NRW-Innenminister Herbert Reul, der öffentlich nicht Stellung beziehen wollte. Heute sei ein Tag der Trauer, ließ er verlauten. Vor dem Grab sagte er aber: "Das Fehler passiert sind, ist klar." Man werde sich, so der Minister, um Aufklärung bemühen.

Ermittlungen gegen mehrere Polizisten

SPD und Grüne beantragten nach der Tat eine gemeinsame Sondersitzung von Rechts- und Innenausschuss zu dem Fall. Die Regierungsfraktionen CDU und FDP wollten deswegen den Rechtsausschuss zusammenkommen lassen.

Die Staatsanwaltschaft Kleve hat Ermittlungen gegen mehrere Polizisten wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung im Amt eingeleitet. Die Hamburger Staatsanwaltschaft sagt, sie habe zwei Mal nachgefragt, ob die Identität des Festgenommenen geklärt sei. Einmal sei das verneint worden. Freigelassen wurde der Syrer aber nicht.

Bei dem Gefängnisbrand hatten außer dem Syrer zehn weitere Menschen Rauchvergiftungen erlitten. Der 26-Jährige hatte das Feuer vermutlich selbst gelegt. Er starb am Samstag in einer Klinik in Bochum.

(Mit Material von dpa)

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